Romana Extra Band 8 (German Edition)
Füße geworfen.“
Die Erinnerung kehrte zurück. In diesem bitteren Augenblick hatte sie ihren lang gehegten Abscheu gegen Oscar Roth mit einer dramatischen Geste zum Ausdruck gebracht. Sie hatte sich an seinem schockierten Gesichtsausdruck geweidet. Er dagegen hätte ihr offenbar am liebsten den Hals umgedreht.
„Hat er dich etwa in sein Büro beordert und dir Geld angeboten, damit du dich von mir trennst?“
„Ja.“
„Und du hast dich geweigert und seinen Scheck zerrissen?“
Laura lachte bitter. „Ein einziges Mal in seinem Leben ist ihm jemand begegnet, den er nicht kaufen konnte. Er war fassungslos. Ich dachte, gleich wird er verrückt.“
Falco seufzte wieder. „Das kann ich mir vorstellen.“ Für einen Augenblick blickte er starr er in den Himmel.
Laura betrachtete besorgt sein dunkles Profil. Vielleicht machten ihm ihre harten Worte über seinen Vater zu schaffen.
Mit einem forschenden Blick sah er sie wieder an. „Mir drängt sich jetzt die Frage auf, warum du dann mit mir gebrochen hast.“
„Er hat mir gedroht“, erklärte sie, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte.
„Womit?“ Er beobachtete sie reglos.
„Er drohte, meinen Vater zu vernichten, sofern ich unsere Beziehung nicht aufgeben würde.“
„Wie bitte?“ fuhr Falco entsetzt auf. „Bitte erklär mir, was du damit meinst.“
Laura verspürte wieder dieselbe panische Angst, die sie vor drei Jahren bei Oskars Drohung gehabt hatte. Davon hatte sie bislang keiner Menschenseele erzählt.
„Es war so, dass mir dein Vater damit gedroht hat, meinem Vater zu kündigen, falls ich nicht einzulenken bereit wäre. Und das, obwohl mein Vater zu diesem Zeitpunkt bereits fünfundzwanzig Jahre bei Roth Engineering beschäftigt war.“
Falco nickte. „Er ist, soweit ich mich richtig entsinne, ein erstklassiger Elektriker.“
„Er ist der Beste, aber leider hat er auch ein schwaches Herz, was ihn allerdings nie am Arbeiten gehindert hat. Außerdem war er bereits über fünfzig.“ Bei diesen schmerzlichen Erinnerungen musste sie schlucken. Er strich ihr tröstend durchs Haar. „Dein Vater hat geschworen, meinen Vater zu entlassen und zudem dafür zu sorgen, dass er keine Arbeit mehr finden würde.“
Falco hörte auf, sie zu streicheln. „Das kann ich nicht glauben. Das ist ja ungeheuerlich!“
„Ungeheuerlich, aber wahr.“ Nervös erwartete sie seine Reaktion. Ihr war klar gewesen, dass er diese Einzelheiten nur ungern glauben würde.
Seufzend hatte er sich neben ihr auf den Rücken gedreht und blickte nun starr gen Himmel.
„Es war ihm ernst, und meinen Vater hätte es umgebracht, einfach ausgemustert zu werden. Er ist ein ehrlicher Mann und hat seinen Stolz. Ich konnte nicht zulassen, dass man ihm den Lebensmut nimmt.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann stellte Falco ihr ruhig die nächste Frage. „Aber warum hast du mir nichts davon erzählt?“
„Mir waren die Hände gebunden, weil dein Vater meinen auch in diesem Fall entlassen hätte. Es war eine aussichtslose Situation, ich musste mich wohl oder übel den Wünschen deines Vaters fügen.“
„Du hättest mir trotzdem davon erzählen müssen!“ meinte er aufgebracht.
„Was hättest du schon tun können?“ Laura setzte sich auf und sah ihn an. „Wenn du deinen Vater zur Rede gestellt hättest, hätte er gewusst, dass ich es dir erzählt habe. Auch dann hätte mein Vater seine Arbeit verloren, und du hättest es nicht verhindern können. Dein Vater war der Chef und konnte tun, was ihm beliebte.“
Fluchend schloss Falco wieder die Augen. Er atmete tief durch, um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Dann ergriff er ihre Hände.
„Und deshalb hast du nachgegeben und einfach alles hinter dir gelassen?“
Aus seinem Mund klang es, als wäre es ihr leicht gefallen. Wenn er nur wüsste, dachte sie, dass es mich fast umgebracht hat.
„Ich hatte keine andere Wahl“, sagte sie leise.
Falco sah sie traurig an. Dann zog er sie aufstöhnend an sich. „Du hast recht, du hattest selbstverständlich keine andere Wahl.“
Einen endlosen, sehr emotionalen Augenblick lang drückte er sie an sich und strich ihr über den Rücken. Laura hörte sein Herz laut schlagen. Danach wurde er wieder nachdenklich.
„Warum hast du mir dann später doch noch einen Brief geschrieben? Du musstest doch immer noch um die Arbeitsstelle deines Vaters fürchten.“
„In der Zwischenzeit lagen die Dinge anders. Meine Geschäfte liefen gut, und ich hatte genügend
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