Romana Extra Band 8 (German Edition)
Gedächtnis behalten.
„Da habe ich mit einer anderen Mutter gesprochen, die ihr Kind vermisste. Ich habe nur gesagt, dass ich ihre Gefühle nachvollziehen kann.“
„Genau. Aber dann hast du dich sofort verbessert und gesagt, dass du dir ihre Gefühle ‚vorstellen‘ könntest.“ Falco musterte sie scharf. „Das klang komisch.“
„Es kann vielleicht so gewirkt haben“, meinte Laura ausweichend, bevor sie sich zu einer offensiveren Strategie entschloss. „Offen gestanden, wollte ich die Spuren verwischen, in der Hoffnung, dass du meinen Versprecher nicht bemerkt hattest. Wie gesagt, ich möchte mit dir nicht über meine Tochter sprechen.“
Mit seinen dunklen Augen blickte er sie einen Augenblick an. „Fürchtest du, ich würde dich als allein erziehende Mutter nicht akzeptieren?“
„Ob du mich akzeptierst oder nicht, ist mir gleichgültig“, erwiderte sie wütend. „Mein Privatleben geht dich nichts an.“
Als hätte er ihren Einwand nicht gehört, fuhr er fort: „Ich kann dir versichern, dass ich jede Frau zutiefst bewundere, die den Mumm hat, ein Kind allein großzuziehen.“
Als sie ihn auf dieses Kompliment hin überrascht ansah, machte er eine kurze Pause. „Das Einzige, was mir daran missfällt, ist der Vater deiner Tochter“, fügte er dann hinzu.
„Ja, das war leider ein Fehler.“
„Das habe ich angenommen.“ Er betrachtete sie aufmerksam. „Wie alt ist denn die geheimnisvolle Belle?“
„Gerade zwei Jahre alt“, antworte Laura nach kurzem Nachdenken. Belle war tatsächlich fast zweieinhalb, aber Falco war schon immer ein guter Rechner gewesen.
Er nickte. „Du hast mir gesagt, du hättest keinen Kontakt mehr zu dem Vater. Die Rolle des Vaters wird manchmal unterschätzt. Ich persönlich halte sie für sehr wichtig. Ich zum Beispiel könnte nie eines meiner Kinder verlassen.“
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Aufgewühlt sah sie Falco in die Augen. Das hatte sie befürchtet. Deshalb hatte sie es vor ihm geheim gehalten. Auch wenn sie sich immer eingeredet hatte, dass er ihr Belle aus Rache wegnehmen würde, hatte sie im Grunde nur Angst davor gehabt, dass er es aus Liebe tun würde. Unlogischerweise löste sein Bekenntnis dennoch ein wohliges Prickeln bei ihr aus.
Während der folgenden langen Pause musterten sie sich gegenseitig. Die Zeit schien stillzustehen. Schließlich stieß Falco wieder eine Frage hervor. „Und warum hast du mich an dem Tag in London belogen, anstatt mir die Wahrheit über meinen Vater zu sagen?“
Laura holte tief Luft. „Weil du von mir glauben konntest, ich hätte sein Geld angenommen, war ich tief getroffen und wütend. Du hast mich ohne jeden Grund beschuldigt und angeschrien …“
„Das war nur, weil mein Vater mir diesen falschen Beweis vorgelegt hatte.“
„Damals wusste ich nichts von dem falschen Beweis, sondern habe mir nur deine fürchterlichen Beschimpfungen anhören müssen.“
Falco seufzte. „Ja, ich habe mich leider ziemlich grob ausgedrückt. Trotzdem hättest du meinen Irrtum gleich damals richtig stellen müssen.“
„Nein, ich musste an meinen Vater denken.“
„Du hättest mir ohne Gefahr für deinen Vater erzählen können, dass du das Geld nicht genommen hast.“
„Nein, denn dann hättest du weitere Fragen gestellt. Du hättest deinen Vater zur Rede gestellt. Natürlich hätte das jederzeit Folgen für meinen Vater haben können.“
Nachdenklich sah Falco sie an. „Natürlich hätte ich Fragen gestellt. Aber wieso hätte es Folgen für deinen Vater haben sollen? Ich konnte nicht ahnen, dass mein Vater dich erpresst hat. Keiner außer dir hätte mir davon erzählen können.“
Er machte eine kurze Pause. „Außerdem wissen wir beide, dass mein Vater problemlos eine Ausflucht für seine Lüge gefunden hätte. Für ihn zählte nur, dass du aus meinem Leben verschwindest. Und das war bereits geschehen.“
Schließlich schüttelte er den Kopf. „Nein, das alles ergibt für mich keinen Sinn.“
Hätte er die Wahrheit gekannt, hätte sich alles zu einem sinnvollen Ganzen gefügt. Wenn man jemanden über alles in der Welt liebte, zählte für einen nur, dass dieser Mensch einen ebenso liebte und einem ebenso vertraute. Wenn dieser Mensch sich nun plötzlich wie in ihrem Fall wie ein Fremder oder sogar wie ein Feind benahm und einen übel beschuldigte, war ihre tiefe Verzweiflung verständlich, die ihr jede Verteidigung unmöglich gemacht hatte. Nur deshalb hatte sie ihn mit ihrer Lüge verletzen wollen,
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