Romana Extra Band 8 (German Edition)
zusammenzählen. Er wusste jetzt, dass er eine Tochter hatte.
Sie verspürte einen heftigen Stich. Eilig wandte sie sich an ihn, bevor Janine den Wagen erreicht hatte. Schnell stieß sie eine Notlüge hervor, um ihr Geheimnis zu wahren.
„Du hast mich gefragt, wie ich zu dieser Wohnung gekommen bin … Nun, sie gehörte einfach meinem Liebhaber. Du hast mich mit ihm gesehen. Es war der Antiquitätenhändler mit der bunten Krawatte und dem Schnauzbart.“
Zitternd zwang sie sich weiterzusprechen. „Und Belle, die deine Neugier so weckt, ist die Tochter dieses Mannes.“
Dann stieg sie aus und eilte in die Villa, die Hände zu Fäusten geballt. Es brach ihr das Herz, und es schien ihr, als würde sie in einem dunklen, bodenlosen Abgrund zu versinken drohen.
8. KAPITEL
Laura seufzte. Die milde Nachtluft streichelte ihre Haut. Ihr Blick war auf das Meer gerichtet, das dunkel glänzend unter dem Sternenhimmel lag. Es war gut gewesen, Falco gegenüber richtigzustellen, dass sie nicht das Geld seines Vaters genommen hatte.
Doch alle anderen Lügen, die sie trennten, mussten Belles und der Geschehnisse am Nachmittag wegen fortbestehen. Das galt vor allem für die schockierendste von allen, dass Belle die gemeinsame Tochter mit dem Antiquitätenhändler in London wäre. Was am Nachmittag geschehen war, durfte sich nie mehr wiederholen.
Mit der Erinnerung kehrte auch die Leidenschaft zurück. Laura suchte am Balkongeländer Halt, so heiß wurde ihr. Sie konnte wieder Falcos leidenschaftliche Küsse und seine kräftigen, schlanken Arme und Beine spüren. Aufs Neue war sie von einem instinktiven Drang erfüllt, sich von seiner Kraft überwältigen zu lassen.
Eine eisige Verzweiflung brachte sie zur Besinnung. Um diesen Wahnsinn für immer zu bannen, musste die Mauer zwischen ihnen weiter bestehen.
Falco schien sie wegen ihrer Untreue tatsächlich noch mehr zu hassen als wegen ihrer vermeintlichen Bestechlichkeit, durch die nur sein Vertrauen in sie erschüttert worden war. Ihre angebliche Untreue dagegen hatte seinem männlichen Ego einen schweren Schlag versetzt. Solange er die Trennung auf einen anderen Liebhaber zurückführte, war die Barriere zwischen ihnen unüberwindbar. Und so lange waren sie und Janine in Sicherheit.
Mit Schuldgefühlen dachte Laura daran, wie ängstlich Janine ihre Rückkehr erwartet hatte. Janine war so verletzlich. Wenn sie gewusst hätte, was hinter ihrem Rücken geschehen war, wäre sie am Boden zerstört gewesen.
Aber es würde sich nie mehr wiederholen. Das war sie, Laura, sowohl sich als auch Janine schuldig.
Falco schien zu demselben Entschluss gekommen zu sein. Während der nächsten Tage ließ er sich kaum sehen, obwohl er die meiste Zeit da war. Sobald Laura ein Zimmer betrat, ging er hinaus. Sobald sie hinausging, betrat er es. Am Strand badete oder surfte er, solange sie in der Sonne lag. Sobald sie dann Anstalten machte, ins Wasser zu gehen, kehrte er eilends ans Land zurück. Dabei schnitt er sie keineswegs unhöflich. Vielmehr wechselte er stets einige Worte mit ihr, sobald sie sich an der Tür oder am Ufer begegneten.
„Wie geht die Arbeit voran?“ fragte er meist.
„Danke, ausgezeichnet. Mir ist schon einiges eingefallen“, pflegte sie zu antworten.
„Schön, ich höre mir deine Ideen gern an, sobald du fertig bist. Sag mir nur Bescheid.“
„Klar“, versicherte sie ihm, bevor sie wieder ihrer Wege gingen.
Eine angenehmere Abmachung hätte Laura sich nicht erbitten können. Dennoch störte sie, dass er ihren Wünschen so zuvorkam. Er war fast zu zuvorkommend. Außerdem war ihr nicht entgangen, dass Falco neuerdings viel mehr Zeit mit Janine verbrachte.
Von ihrem Platz unter dem Sonnenschirm aus beobachtete Laura, wie die beiden in eine Unterhaltung vertieft auf der kleinen Holzplattform saßen, die einige hundert Meter weiter draußen im Meer zum Sonnenbaden und Tauchen einlud. Neuerdings sah sie die beiden oft zusammen, was Janine gut zu tun schien. Sie zeigte mehr Selbstvertrauen und strahlte oft vor Glück.
„Wir machen ein Picknick“, hatte Falco erst am Vortag verkündet, als er mit Janine auf die Terrasse getreten war, wo Laura mit ihrem Skizzenblock saß. „Ich sehe, du bist bei der Arbeit, sonst hätte ich gefragt, ob du mitkommen willst.“
„Ja, ich versuche, ein paar Ideen zu Papier zu bringen. Ich besorge mir später einen kleinen Snack.“
„Willst du wirklich nicht mit?“
„Danke, nein.“ Sie lächelte dabei, um ihm zu versichern,
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