Romana Extra Band 8 (German Edition)
Intelligenz war es nicht weit her, und wenn er das herausfand … oder wenn Papa es bemerkte … Vor Entsetzen stockte ihr der Atem.
„Bella?“, rief Dominic und rüttelte von außen am Türgriff.
Der dicke Kloß in ihrem Hals machte ihr jede Antwort unmöglich.
„Wenn du nicht aufmachst, schlage ich die Tür ein.“
Das war ihm zuzutrauen. Hastig räusperte sie sich. „Einen Moment.“
„Ich warte.“
Sie zwang sich aufzustehen, blickte in den Spiegel und erschauerte. Rasch wusch sie sich das Gesicht und zwickte sich in die bleichen Wangen, damit sie wieder Farbe annahmen. So ganz ohne Make-up fühlte sie sich entblößt, doch daran ließ sich im Augenblick nichts ändern.
Schließlich raffte sie ihren ganzen Mut zusammen, öffnete die Tür und ging ins Wohnzimmer. Ihre Koffer waren verschwunden, offenbar brachte Dominic sie gerade zurück in ihr Zimmer.
Er hat recht, ich muss erwachsen werden, sagte sie sich. Vielleicht würde er ihr helfen, ihrem Vater die Situation zu erklären, und ihn über die Defizite seiner Tochter hinwegtrösten.
In diesem Moment kehrte Dominic ins Wohnzimmer zurück. „Du siehst schon viel besser aus“, meinte er.
„Entschuldige, mir war nicht gut.“
„Setz dich, ich koche uns Kaffee.“
Dankbar ließ sie sich auf eine große Eckcouch sinken und nahm kurz darauf eine Tasse Kaffee entgegen – Instantkaffee, wie sie erschaudernd feststellte. Dominic setze sich ebenfalls zu ihr auf das Sofa – allerdings mit gehörigem Sicherheitsabstand.
Bella atmete tief durch „Lass es uns nicht unnötig hinauszögern“, begann sie. „Du hast von Anfang an recht gehabt. Ich bin für diesen Job nicht geeignet. Mir fehlen die nötigen Fähigkeiten und Erfahrungen, ich habe noch nicht einmal eine Ausbildung als Köchin.“
„Deine Kochkunst spricht dennoch für sich.“
Obwohl das Lob sie freute, schüttelte sie den Kopf. „Wenn ich bleibe, ruiniere ich Marcos Restaurant. Das wäre wesentlich schlimmer, als ihn zu enttäuschen, indem ich erneut aufgebe.“
Minky sprang auf die Sofalehne und rieb den Kopf an ihrer Wange, als wollte sie sie trösten. Unwillkürlich musste Bella schlucken.
„Glaubst du das wirklich?“, fragte Dominic.
„Ich weiß es. Du behauptest zwar das Gegenteil, aber ich bin ziemlich dumm. Stell dir vor, ich kann noch nicht einmal schriftlich dividieren.“ Als er sie verblüfft ansah, wurde ihr das Herz schwer.
„Wie kommst du ausgerechnet auf schriftliches Dividieren?“
„Das ist nur ein Beispiel für meine mangelnde Intelligenz.“ Trotzig hob sie das Kinn. „Ich will weder dir noch Marco länger etwas vormachen, und auch nicht mir selbst. Gewiss, es gibt Schlimmeres als Dummheit. Wenigstens bin ich tierlieb und backe hervorragende Schokotorte, habe viele Freunde und liebe meine Familie. Mehr darf ich mir nicht wünschen.“
Dominic runzelte die Stirn. „Mir ist völlig gleichgültig, ob du schriftlich dividieren kannst oder nicht.“
„Aber ich muss Tabellen und Erfolgsrechnungen anfertigen, die Grundlagen der Buchhaltung beherrschen und … und Budgets aufstellen. Das alles sind für mich böhmische Dörfer.“
„Dein Haushaltsentwurf war ziemlich gut.“
„Du hast ihn zerrissen!“
„Weil du eine utopisch hohe Summe veranschlagt hast. An der Aufstellung an sich war nichts zu beanstanden. Mit dem Geld könntest du ein fantastisches Restaurant auf die Beine stellen, aber Marco hat einen Betrag festgelegt, der nicht überschritten werden darf. Wenn ich mich nicht daran halte, bin ich meinen Job los.“
„Damit hat er dir nicht gedroht!“
„Oh doch.“ Dominic schmunzelte. „Natürlich hat er es nicht so gemeint. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich ausgezeichnete Arbeit abzuliefern gedenke.“
Der Gedanke, dass Dominic ebenfalls unter Druck stand, war Bella neu. „Falls mein Entwurf gut war, habe ich einfach Glück gehabt. Ich habe die Schule ohne Abschluss verlassen, das hat Marco dir vermutlich nicht erzählt. Nach Mamas Tod … Ich habe einfach aufgehört, zu lernen, nicht mehr aufgepasst. Irgendwann hatte ich den Anschluss verloren. Papa hat es irgendwie geschafft, mich trotzdem an der Uni unterzubringen, aber dort kam ich genauso wenig zurecht.“
„Wieso hast du keinen Nachhilfeunterricht bekommen?“ Aus Dominics Blick sprach nicht Verachtung, sondern Mitgefühl.
„Aus Scham habe ich ihm nichts von meinen Problemen verraten.“
„Also hast du die Uni verlassen und einen Job nach dem anderen
Weitere Kostenlose Bücher