Romana Extra Band 8 (German Edition)
im Entferntesten. Er vernichtete alles, wofür sie hart gearbeitet hatte.
Zu allem Überfluss nahm er nun ihren Etat und zerriss ihn säuberlich in winzige Stücke, die er in die Luft warf. „Halte dich an den vorgegebenen Finanzrahmen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
Traurig betrachtete sie die Fetzen. „Ich habe Stunden daran gearbeitet.“
„Die Zeit hättest du dir sparen können.“
Ihr wurde übel. Wie enttäuscht würde ihr Vater am Eröffnungstag sein, wenn er ihr mittelmäßiges Restaurant betrat? Das würde sie nicht ertragen!
Während sie ihren trüben Gedanken nachhing, zog Dominic einen Schlüssel aus der Hosentasche und reichte ihn ihr.
„Der ist für unser neues Apartment.“ Er nannte ihr die Adresse. „Marco hat unsere Sachen bereits dorthin bringen lassen. Ich schlage vor, du versuchst dort, dich wieder zu fassen. In diesem Zustand bringst du ohnehin nichts Vernünftiges zuwege.“
Wortlos nahm sie den Schlüssel. Dominic hatte gewonnen.
10. KAPITEL
Laut fluchend warf Dominic den Stift auf den Schreibtisch. Normalerweise eilte ihm in der Ruf des eiskalten und kühl kalkulierende Geschäftsmanns voraus, in Bellas Gegenwart war davon allerdings nichts zu spüren. Ich habe sie ungerecht behandelt und verletzt, warf er sich vor. Ihr Budget in Fetzen zu reißen und ihr vorzuhalten, Luigi wäre ein besserer Restaurantmanager, war unnötig und unprofessionell.
Dabei traf Letzteres noch nicht einmal zu. Luigi verfügte zwar über mehr Geschäftssinn und Erfahrung, dafür brachte Bella Inspiration und Begeisterung mit, die lediglich in die richtigen Bahnen gelenkt werden mussten.
Wieso hast du es dann gesagt, du taktloser Dummkopf? schimpfte er mit sich selbst. Angestellten gegenüber hatte er noch nie die Nerven verloren.
Lag es daran, dass sie den Kuss erwähnt hatte? Er stand auf, trat ans Fenster und sah auf den Strand hinab. Er konnte ihn nicht zurücknehmen – oder ihn wiederholen, sosehr er sich auch danach sehnte.
Aufstöhnend fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Leider hatte Bella mit ihrem Vorwurf ins Schwarze getroffen: Der Besuch im Obdachlosenheim hatte ihn erschüttert. Beängstigende Erinnerungen an Hunger, Kälte und ein Gefühl der Hilflosigkeit hatten ihn den ganzen Nachmittag nicht mehr losgelassen. Er hatte sich an Bella abreagiert und sich dabei auch noch im Recht gefühlt – was ihm im Nachhinein leidtat.
Ihr Finanzplan entsprang reinem Wunschdenken, das war einfach eine Tatsache. Das hätte er ihr allerdings sachlich erklären müssen. Stattdessen hatte er sich auf seine Autorität berufen, auf unprofessionelle, persönliche Weise.
Hegte er tatsächlich immer noch einen Groll gegen seinen Vater, wie Bella ihm vorgeworfen hatte? Hatte er deswegen die Pläne für ein Restaurant in der Luft zerrissen, das ihrer Auffassung von Träumen ihres Vaters entsprach?
Er hätte ihr taktvoll und mit Verständnis begegnen sollen. Statt sich in den vergangen drei Wochen von ihr fernzuhalten, hätte er ihr den Rat und die Unterstützung anbieten sollen, die sie wegen ihrer mangelnden Erfahrung benötigte.
Den Vorwurf der Bestrafung empfand er dagegen als lächerlich. Andererseits … Es stimmte durchaus, dass er sie anfangs einfach nur für ein verwöhntes reiches Mädchen gehalten hatte. Aber das war sie nicht. Sie arbeitete hart, hatte ein großes mitfühlendes Herz …
Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten. Ich habe mich nicht wie ein Mentor verhalten, sondern war gemein und kleinlich, gestand er sich ein. Er war nicht damit zurechtgekommen, dass sie unerwünschte Gefühle in ihm weckte und ihn mit der Vergangenheit konfrontierte. Also war er ihr ausgewichen.
Ihr den absurden Haushaltsentwurf als Fehler vorzuhalten, war mehr als unfair, er hatte ihn sich selbst zuzuschreiben.
Nervös ging Dominic im Büro auf und ab. Er hatte ihre Vision in Fetzen gerissen, obwohl er wusste, wie eng ihr Selbstvertrauen mit dem Erfolg des Restaurants verknüpft war. Sie hatte schockiert gewirkt, besiegt und … verzweifelt.
„Zum Teufel!“ Erschrocken griff er nach seiner Jacke und stürmte aus der Tür.
Das Erste, was Dominic bemerkte, als er die Tür zu ihrem neuen Apartment öffnete, waren Bellas Koffer, die ordentlich neben dem Sofa aufgereiht standen. Im nächsten Moment kam sie aus ihrem Zimmer, einen weiteren Koffer hinter sich herziehend. Als sie ihn entdeckte, blieb sie überrascht stehen. „Was machst du denn hier?“
Du wolltest wirklich aufgeben! dachte
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