Romana Gold Band 11
er freundlicher als bisher. „Irgendwann musst du Jan und Jane wieder sehen, und mit mir zusammen wird es wesentlich leichter sein.“
Lornas Lippen zuckten verräterisch. „Es sind nicht nur Jan und Jane“, bekannte sie, „sondern auch all die andern. Jeder hat geglaubt, ich würde Jan heiraten. Sie werden mich anstarren und bemitleiden oder hinter meinem Rücken über mich lachen.“
„Das wird niemand tun. Sie werden dich gar nicht bemerken, wenn es wirklich so fröhlich und ausgelassen zugeht, wie Jane mir versichert hat.“ Martin lockerte seinen Griff und begann, ihre Arme zu streicheln. „Und noch etwas, Lorna. Wie, glaubst du, ist Jan und Jane zumute? Sie fühlen sich dir gegenüber schuldig und können dir auch nicht immer ausweichen. Je eher ihr euch alle wieder seht, desto leichter wird es für euch sein – erst recht, wenn ein Außenstehender dabei ist.“ Die letzten Worte klangen enttäuscht, aber Lorna hörte es nicht heraus. Sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. „Ich werde mich nach Kräften bemühen, euch zu helfen“, ergänzte Martin.
„Helfen?“ Lorna schüttelte seine Hände ab. Wie konnte jemand nur so anmaßend sein? „Seit du mich nach Hause gebracht hast, quälst du mich mit Fragen und Vorwürfen, und das nennst du helfen?“ Es war wirklich nicht zu glauben! „Weißt du überhaupt, was ich empfinde? Vielleicht hast du kein Herz, aber wenn du eins hast, muss es aus Stein sein!“
Wieder erschien ein Ausdruck der Enttäuschung auf Martins Gesicht, aber er fragte nur, während er sich abwandte: „Kommst du mit?“
„Ja, wenn es unbedingt sein muss, komme ich mit.“ Lorna warf ihren Zopf nach hinten. Ihre grünen Augen funkelten vor Zorn. „Aber erwarte nicht, dass ich mich amüsiere oder dir gute Laune schenke!“
„Das würde mir nicht im Traum einfallen.“ Martin hatte sich rasch wieder gefangen. „Erfahre ich jetzt, ob mein Zimmer noch frei ist? Oder soll ich es anderswo versuchen?“
„Nein, du kannst hier bleiben“, erklärte Lorna ungnädig. „Dein Zimmer – das Zimmer, in dem du untergebracht warst“, verbesserte sie sich, „ist zufällig wieder frei. Du verzeihst mir wohl, wenn ich dich jetzt allein lasse?“
Diesmal hielt Martin sie nicht zurück. Er folgte ihr langsam in den Flur und sah sie die Treppe hinaufstürmen. Die Tür zu ihrem Zimmer wurde aufgerissen und lautstark wieder geschlossen. Dann herrschte Stille.
Martin nickte zufrieden vor sich hin. Soweit hatte seine Taktik funktioniert. Lorna war wütend auf ihn, und das ließ ihr keine Zeit, an den Kummer zu denken, den die unglückliche Szene auf dem Festplatz ihr verursacht hatte.
Lorna warf sich auf ihr Bett und trommelte mit den Fäusten auf den Kissen herum, dass sie zu platzen drohten. Warum hatte sie sich bloß so einschüchtern lassen? Warum hatte sie Martin gestattet, ihr zuzusetzen, bis sie ihm nur noch nachgeben konnte? Einem Mann wie ihm war es egal, wie sie litt! Er hatte ihre Schwäche schamlos ausgenutzt und sie nicht getröstet, wie der gute, einfühlsame Jan es getan hätte.
Jan …
Lorna drehte sich auf den Rücken und blickte an die Decke, aber sie sah nur Jan und Jane vor sich, ihre leidenschaftliche Umarmung, ihren innigen Kuss. Mit diesem Kuss hatte Jan der ganzen Welt gezeigt, wen er liebte. Jane Baxter und nicht Lorna Morrison.
Nein, sie konnte den beiden heute Abend nicht gegenübertreten. Sie würde hinuntergehen und Martin sagen, dass sie sich anders entschieden habe. Wenn sie nur nicht so müde wäre … sogar zu müde, um zu weinen …
Sie hörte nicht mehr, dass Martin wenig später an ihre Tür kam, sie leise öffnete und still lächelnd wieder schloss, ehe er sein eigenes Zimmer auf der anderen Seite des Korridors aufsuchte.
Eine Stunde mochte vergangen sein, als Lorna aus ihrem Erschöpfungsschlaf erwachte. Ihre Lider waren schwer, und sie fühlte sich nicht ein bisschen erfrischt.
Missmutig kroch sie tiefer unter die Decke und versuchte, den Schmerz zu vergessen, der sie von Neuem überwältigte. Ihr war klar, dass sie irgendwann aufstehen musste, um sich für die bevorstehende lästige Unternehmung fertig zu machen, aber sie wollte diesen Augenblick möglichst lange hinausschieben.
Lorna war sich kaum bewusst, wie sie aussah, als sie endlich ihr Zimmer verließ, um sich mit Martin zu treffen. Während sie die Treppe hinunterging, klopfte ihr Herz laut, aber nicht vor freudiger Erwartung wie bei ihrer letzten Verabredung.
Martin stand genau,
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