Romana Gold Band 11
ihren Namen, doch sie ging schnell weiter. Sie wollte nur möglichst weit weg von Ron Stewart.
8. KAPITEL
Als Jamsey aufwachte, war der Himmel grau und bewölkt, und es sah aus, als würde es bald regnen. Das schlechte Wetter passte zu ihrer Stimmung. Eiskalter Wind blies von den Bergen. Jamsey wäre am liebsten den ganzen Tag im Bett unter der Decke geblieben – sicher vor dem trüben Wetter und vor Ron. Sie kuschelte sich wieder unter die Bettdecke und lauschte dem einsetzenden Regen. Das rhythmische Trommeln der Regentropfen gegen die Fensterscheibe machte sie schläfrig. Als sie wieder aufwachte, war sie überrascht, wie spät es schon war.
Plötzlich fiel ihr ein, dass sie Sam versprochen hatte, ihm bei den Nachforschungen zu helfen. Rasch duschte sie, zog sich an und lief dann hinunter. Es war schon zu spät fürs Frühstück, aber Jamsey sehnte sich nach einer Tasse Kaffee, um richtig wach zu werden. Vorsichtig öffnete sie die Tür zum Esszimmer. Es war leer – im ganzen Haus schien es merkwürdig still zu sein. Ob die anderen alle weggefahren waren, ohne eine Nachricht zu hinterlassen?
Nervös sah sie sich um. Durch den stark bewölkten Himmel wirkte alles dunkel, und der Wind heulte ums Haus und rüttelte an Türen und Fenstern.
„Du bist spät aufgestanden.“ Rons Stimme zerriss die Stille, und Jamsey zuckte zusammen. Sie schrie überrascht auf und fuhr herum, die Augen vor Schreck geweitet.
„Du hast mich erschreckt“, sagte sie vorwurfsvoll, war aber erleichtert, Ron zu sehen. Seine große, starke Erscheinung würde jeden Eindringling abschrecken, dachte sie und lächelte unwillkürlich.
„Ich gäbe einiges, könnte ich deine Gedanken lesen“, sagte er und betrachtete sie interessiert.
„Sie sind nicht viel wert.“
„Das glaube ich schon“, erwiderte er ruhig. „Hast du schon gefrühstückt?“, fragte er dann unvermittelt. Jamsey schüttelte den Kopf.
„Nein, aber ich möchte nur Kaffee.“
Ron nahm ihre Hand mit sanftem, aber festem Griff. Wie ein Erwachsener ein Kind bei der Hand nimmt, dachte sie und folgte ihm eine schmale Treppe hinunter zur Küche.
Die Küche war ungewöhnlich für ein Haus dieser Größe. Offensichtlich war dort nicht viel verändert worden. Es gab keine hochtechnischen Geräte und Wandverkleidungen aus rostfreiem Stahl, keine eingebauten Designermöbel, die mehr versprachen, als sie hielten. Dies war eine richtige Küche, der Mittelpunkt des Haushalts. Der Boden war mit massiven dunkelroten Fliesen gekachelt. Unter dem großen alten Kamin befanden sich zwei hellblaue Gasöfen. Das Spülbecken war fast einen Meter breit und einen halben Meter tief. An den Wänden hingen viele Regale, und in der Mitte des Raums befand sich ein großer Naturholztisch, auf dem eine Obstschale stand. Insgesamt wirkte der Raum sehr heimelig.
Ron rückte einen Stuhl für Jamsey zurecht. Schon bald duftete es nach frischem Kaffee.
„Wie wäre es mit Rührei und geräucherten Heringen?“, fragte er und schlug einige Eier in eine Schüssel.
„Heringe?“
„Ja.“ Er lachte. „Heringe aus Arbroath – die besten, die es gibt.“
„Isst du welche?“, fragte sie unsicher und nahm einen Schluck Kaffee. Sie wusste nicht, ob ihr Magen jetzt schon geräucherten Fisch vertragen konnte. Ron lächelte sie strahlend an. „Na gut, aber nur ein wenig“, gab sie nach.
„Du bist kein Frühaufsteher, nicht wahr? Das ist mir letztes Mal schon aufgefallen. Wir sind schon seit Stunden auf den Beinen – wegen des Viehs“, erklärte er und rührte gekonnt die Eier in der Pfanne. Jamsey nahm nachdenklich einen kleinen Schluck aus der Kaffeetasse und fragte sich, wen er wohl mit „wir“ meinte. Sicher bezog er sich auf Susan – sie war der Typ, der bereits im Morgengrauen hellwach und aktiv war.
Ron reichte Jamsey einen Teller mit frischem hellgelben Rührei und rotbraunen Heringen, die verführerisch dufteten.
„Haferkuchen“, sagte er und legte eine Art Pfannkuchen auf den Tisch. „Versuch nur, sie sind köstlich.“
Zögernd biss Jamsey ab und war überrascht über den würzigen Geschmack. Sie nickte anerkennend.
„Das könntest du jeden Tag für mich machen. Vielleicht würde ich dann eher aufstehen.“
Ron lächelte amüsiert. „Würde es dir gefallen, wenn ich jeden Tag für dich Frühstück machte?“, fragte er leise. Seine Stimme klang ernst und schien nicht zu seinem belustigten Gesichtsausdruck zu passen. Jamseys Wangen röteten sich leicht, und für einen
Weitere Kostenlose Bücher