Romana Gold Band 11
Heirat. Wie kann Susan das ertragen? fragte sie sich. Für sie wäre es jedenfalls undenkbar, den Mann, den sie liebte, mit einer anderen zu teilen.
Jamsey blickte auf ihren Teller. Noch vor wenigen Augenblicken hatte alles so verlockend ausgesehen, doch jetzt hatte sie keinen Appetit mehr. Sie entschuldigte sich höflich bei Susan und wandte sich um. Alles erschien ihr plötzlich so leer und sinnlos. Ron würde also heiraten, und sie musste sich eingestehen, dass sie nicht die richtige Frau für ihn wäre. Ein Stewart und eine McDonald – ein unmöglicher Gedanke.
„Da sind Sie ja!“, rief Sam, und Jamsey war froh über die Ablenkung. „Glauben Sie, es wäre möglich, dass sich Familienmitglieder der Stewarts und McDonalds ineinander verlieben?“, fragte er plötzlich, und Jamseys Wangen röteten sich. War es denn so offensichtlich?
„Was meinen Sie damit?“, fragte sie mit unsicherer Stimme und sah ihn gespannt an.
„Oh, damit habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Diese Reaktion erhalte ich immer, wenn ich so etwas andeute. Es ist eine meiner Theorien“, erklärte er und war sich der Wirkung seiner Worte nicht bewusst.
„Ich verstehe nicht …“, begann Jamsey verwirrt.
„Kommen Sie mit nach draußen – es ist so stickig hier. Ich werde es Ihnen erklären“, sagte Sam eifrig. Seinem Gesicht war deutlich anzusehen, dass er von seinem Lieblingsthema sprach.
„Gehen wir in den Garten“, stimmte Jamsey zu und ging zur Terrassentür, die leicht geöffnet war, um frische Luft hereinzulassen.
Jamsey setzte sich auf die feuchte Gartenmauer und fröstelte leicht in der kalten Nachtluft. „Bitte erzählen Sie mir mehr“, forderte sie ihn auf.
„Es ist nur eine Theorie, verstehen Sie, aber so viele Dinge scheinen zusammenzupassen. Fast alle geschichtlichen Ereignisse haben eine Entstehungsgeschichte, aber bei den McDonalds gibt es …“
„… keine“, ergänzte Jamsey. Sie war erleichtert, endlich einen Verbündeten gefunden zu haben.
„Richtig. Ich kann meine Meinung nicht belegen – noch nicht“, sagte er aufgeregt. „Aber ich glaube, die Stewarts wollten sich an den McDonalds rächen.“
„Wegen des Geschenks für die Königin?“
„Nein. Eine so reiche Familie hätte es problemlos ersetzen können. Es ging um etwas anderes – ich habe ein Gespür für solche Dinge“, sagte er geheimnisvoll.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Jamsey eifrig. „Ich bin auch sehr an der Entstehung der Fehde interessiert.“
„Natürlich! Ron hat mir erlaubt, morgen seine Bibliothek zu benutzen. Kommen Sie doch nach dem Frühstück, dann können wir uns zusammen auf die Suche machen.“
„Weiß Ron, worum es geht?“, fragte sie zweifelnd. Er würde dem wohl kaum zustimmen.
„Ja. Obwohl er noch vor sechs Monaten nichts davon wissen wollte, scheint er jetzt seltsamerweise ganz erpicht darauf zu sein, die Wahrheit zu erfahren.“
Jamsey nickte. Je eher bewiesen ist, dass ich im Unrecht bin, umso besser für ihn, dachte sie verbittert. „Ich komme sehr gern. Es wird sicher aufregend“, erwiderte sie.
Rons schneidende Stimme unterbrach unvermittelt ihr Gespräch.
„Sam, hol Jamseys Schal“, befahl er scharf, und der junge Mann eilte ins Haus.
Jamsey drehte sich rasch um und wollte Ron sagen, er habe niemandem etwas zu befehlen, doch als er ihr sein Jackett um die Schultern legte, brachte sie die Worte nicht mehr heraus. Der Stoff war warm von seinem Körper und duftete schwach nach Rasierwasser. Fröstelnd kuschelte sie sich in die Jacke.
„Ich habe dir doch gesagt, wir sind hier in großer Höhe, und die Nächte sind sehr kalt. Es war dumm von dir, ohne Mantel hinauszugehen.“ Ron stand vor ihr, sein weißes Hemd leuchtete in der Dunkelheit. Enttäuscht dachte sie daran, dass er bei ihrer Ankunft schon gesagt hatte, ein kranker Gast wäre nicht willkommen.
„Ich habe nicht gemerkt, wie kalt es ist. Gehen wir hinein.“
„Mit Sam warst du anscheinend gern hier draußen – warum nicht mit mir?“, fragte Ron und kam einen Schritt auf sie zu. Jamsey lachte kurz auf und versuchte, an ihm vorbeizugelangen.
„Ich hatte also recht. Du hast wohl eine Menge mit unserem Geschichtsforscher zu besprechen“, sagte er mit eiskalter Stimme und stellte sich Jamsey in den Weg.
„Natürlich haben Sam und ich einiges zu bereden. Wir tauschen Informationen aus“, erwiderte sie kühl und achtete darauf, dass ihre Stimme ihre Gefühle nicht verriet. Zum ersten Mal, seit sie von
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