Romana Gold Band 11
Er brach ab, als er merkte, dass Cummins eine Entschuldigung unangenehm sein würde. „Ich werde jetzt gehen und den Kaffee erst später trinken. Die Pflicht ruft, wie man so sagt. Schließlich können wir nicht zulassen, dass meine Mutter unseren Gästen einen falschen Eindruck vermittelt, nicht wahr?“
Brian stürmte durch den Korridor und über die Treppe in die nächste Etage. Er wollte wissen, was seine Mutter hinter seinem Rücken tat. Glaubte sie wirklich, sie könnte die Jacobsons ohne sein Wissen aus dem Schloss entfernen? Fühlte sie sich sicher, weil er gewöhnlich morgens unnahbar war?
Er atmete ungeduldig aus. Das war nicht ihre Schuld, wenn sie es tat. Er bezweifelte, dass sie überhaupt merkte, dass er nicht wie sonst trank. Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, seine Verbindung mit Grace zu manipulieren.
Bevor er das Zimmer erreichte, in dem Cory lag, hörte er Stimmen. Laute Stimmen – die seiner Mutter und Schwester Fuller gehörten. Aber erkannte ebenso Isabels Stimme, und er wurde angespannt, weil dies Beschützerinstinkte in ihm weckte.
Er blieb an der Türschwelle stehen und sah das Bild, das sich ihm bot. Seine Mutter, Schwester Fuller und Isabel waren da, wobei Letztere einer lautstarken Strafpredigt ausgesetzt war, die für die Patientin wohl kaum hilfreich war.
Wie er sofort sah, war Isabels Gesicht rot. Ihre Augen glitzerten, vielleicht weil Tränen darin waren. Ihre weichen Wangen waren gerötet, und sie hatte die Hände zusammengepresst. Sie biss sich auf die volle Unterlippe.
Brians Magen verkrampfte sich. Sie war anbetungswürdig, dachte er ungläubig, obwohl doch nichts Besonderes an ihr war. Was, zum Himmel, sah er in ihr eigentlich? Er wusste es nicht. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken. Aber ihre Wärme und Weiblichkeit wirkten einfach auf ihn so, wie es bei keiner anderen Frau zuvor gewesen war. Nicht einmal bei Sarah …
Doch das war zu viel. Er bedauerte sie, das war alles, sagte er sich, ohne zu merken, dass die Frauen im Zimmer vielleicht seinen Gesichtsausdruck anders deuteten. Er hatte sie geküsst … bezweifelte aber, dass er der erste Mann war, der das nach dem Tod ihres Gatten getan hatte. Die Tatsache, dass er diesen weichen, kurvenreichen Körper nackt sehen wollte und Erfüllung in ihrem feuchten Fleisch suchte, war rein sexueller Natur. Er hatte zu lange keine Frau gehabt. Seine verhungernde Libido regierte seinen Verstand.
Im Augenblick sagten ihm die Worte seiner Mutter wenig. Dinge wie „Vorteile suchen“ und „unverantwortliche Vermutungen“ hörte er wie von fern. Sekundenlang stand er da, und dann vernahm er ihr Leidenschaftliches „Das ist unfair!“
Doch bevor er eingreifen konnte, tat Cory das. Es ging ihr offensichtlich besser, da die hektische Röte auf ihren Wangen verflogen war. Sie wirkte wach, wenn sie auch blass und erschöpft aussah. Sie lag da, lauschte, wie ihre Mutter sich gegen Lady Invercaldy verteidigte, und genoss ihren schlechten Ruf.
Ihm gefiel das nicht. Natürlich freute er sich für Isabel, dass Cory nicht lebensgefährlich krank war, doch die Tatsache, dass seine Mutter Gründe für ihren Groll bekommen könnte, trieb seinen Ärger auf die Spitze.
„Hallo!“
Corys Gruß, wenngleich er auch schwach klang, ließ die anderen im Raum erstarren. Schwester Fuller war an der Auseinandersetzung zwar nicht beteiligt, schaute aber entsetzt Brian an, der aggressiv im Türrahmen stand. Sogar seine Mutter schien bestürzt zu sein, und Isabel verschränkte abwehrend ihre Arme.
„Was, zum Teufel, geht hier vor?“
Brian wusste, dass er geradezu unverantwortlich grob war, doch der Anblick von Isabels erregtem Gesicht weckte Gefühle in ihm, die er nie für möglich gehalten hatte.
Seine Mutter richtete sich zu ganzer Größe auf und schaute ihn herausfordernd an. Selbst zu dieser frühen Morgenstunde war ihr Haar sorgfältig frisiert, und ihr Kleid und ihre Perlen waren makellos. Sie war in jeder Hinsicht eine Aristokratin.
„Ich denke nicht, dass Anlass für diese … Salonsprache besteht, Brian“, erklärte sie. „Solltest du Kopfschmerzen haben, empfehle ich dir, sie anderswo auszukurieren. Mrs Jacobson und ich haben gerade über die Genesung ihrer Tochter diskutiert.“
„Ach, ja?“ Brian ließ sich nicht beeindrucken.
„Ja.“ Die Countess stand ungerührt erhobenen Hauptes da. „Du wirkst … müde, Brian.“ Das war ein Euphemismus für widerlich, wie er wusste. „Vielleicht solltest du das mir
Weitere Kostenlose Bücher