Romana Gold Band 13
war. Eve hatte das Waisenhaus lange vor ihr verlassen und war mit einem anderen Mädchen zusammen in eine eigene Wohnung im East End gezogen. Ginger dagegen hatte sich nach dem Waisenhaus eine Unterkunft in einem christlichen Wohnheim besorgt.
Im Juni hatte sie ihren Abschluss als Kosmetikerin und Aromatherapeutin gemacht und war nun schon seit zwei Monaten auf der Suche nach einer Stelle in einem Fitnessklub oder Kosmetikstudio, bisher allerdings ohne Erfolg. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern war deren Haus verkauft worden, aber nach Begleichen aller Schulden und Auslagen war nur wenig übrig geblieben. Das Geld war für Ginger angelegt worden, sodass sie an ihrem achtzehnten Geburtstag zweitausend Pfund und die goldene Uhr ihrer Mutter geerbt hatte. Auf der Suche nach Arbeit schwand ihr kleines Finanzpolster rapide dahin. Gingers einziges Vergnügen in dieser Zeit war, sich einmal im Monat mit Eve zu treffen.
„Hallo, Ginger, tut mir leid, dass ich zu spät komme, aber wir konnten keinen Parkplatz finden.“
Ginger hob den Kopf und lächelte. Eve, eine große, wohlgerundete Blondine, sah an diesem Abend besonders glücklich aus.
„Ich habe nur ganz kurz Zeit. Rick, mein neuer Freund, parkt im Halteverbot. Er ist wirklich super, und vor allen Dingen hat er Geld. Ich bin nur gekommen, um dir die Karte hier zu geben. Darauf steht die Adresse eines ganz exklusiven Fitnessstudios in Wimbledon, an dem Rick beteiligt ist. Geh da morgen um elf Uhr hin, sag, dass du von Rick kommst, und die Stelle als Masseurin ist dir sicher. Ciao!“ Damit war Eve schon wieder verschwunden.
Wenn es doch nur so einfach gewesen wäre, dachte Ginger, während sie sich ruhelos im Bett herumwälzte. Jetzt war ihr klar, wie naiv sie gewesen war, aber damals hatte sie diese Chance als Geschenk des Himmels betrachtet.
Am nächsten Tag hatte sie bei der Geschäftsführerin des Studios vorgesprochen. Als sie Ricks Namen erwähnt und seine Karte vorgezeigt hatte, hatte sie die Stelle sofort bekommen und ohne Bedenken angenommen. Der Klub lag in einer sehr guten Gegend, war hervorragend ausgestattet und elegant eingerichtet. Angeblich wurde er vorwiegend von vornehmen Gästen aus Gesellschaft und Politik besucht, die sich dort entspannen wollten.
Als Ginger am nächsten Tag ihre Stellung antrat, wurde ihr eine Massagekabine zugeteilt. Ihr erster Kunde sollte um Viertel nach zwölf zur Ganzkörpermassage kommen. Ginger zog sich einen Kittel an und begrüßte kurze Zeit später ihren Kunden, einen übergewichtigen Mittfünfziger.
Nervös bat sie ihn, den Bademantel auszuziehen, ein Handtuch um die Hüften zu binden und sich bäuchlings auf die Massagebank zu legen, während sie ihre Hautöle holte. Als sie zurückkam, begann sie mit der Massage, wie sie es gelernt hatte. Bei einem Mann massierte sie normalerweise nur Rücken, Arme, Schultern und Beine.
Eine Viertelstunde später brach die Hölle los. Der Mann drehte sich um und herrschte Ginger an: „Jetzt beeil dich mal, Mädchen. Du weißt doch, welcher Muskel bei mir entspannt werden muss, und der liegt bestimmt nicht auf dem Rücken.“
Zu Gingers maßlosem Entsetzen packte er ihre kleine Hand und zog sie gewaltsam an eine sehr intime Stelle. In ihrer Not ergriff Ginger die Schale mit ihren Ölen und schlug damit nach dem Mann.
Empört heulte er auf. „Was soll denn das? Ich habe ein Heidengeld bezahlt, und dafür lasse ich mich nicht mit ein bisschen Rückenkneten abspeisen.“
Ginger sammelte hastig ihre Sachen zusammen und rannte nach draußen.
„Was ist denn hier los?“, rief die Geschäftsführerin, die an der Rezeption neben einem dunkel gekleideten Geschäftsmann mit Aktenkoffer stand. „Wo wollen Sie denn hin, Mädchen? Sie haben doch einen Kunden.“
„Ich denke, hier soll alles so top sein?“ Der dicke Kunde war im Bademantel aus seiner Kabine gekommen. „Anscheinend gilt das nur für die Preise.“ Er war völlig außer sich. Da wandte sich ihm der Geschäftsmann zu, und Ginger sah sein Gesicht. Es war Alex Statis.
„Vielleicht kann ich Ihnen helfen, Sir.“
„Gehört Ihnen der Laden? Für das viele Geld, das ich hier bezahlt habe, erwarte ich erstklassige Bedienung, keine blutige Anfängerin, die keinen Schimmer hat.“
„Was fällt Ihnen ein!“ Jetzt gewann Gingers Temperament die Oberhand. „Sie widerlicher Fettkloß, Sie sollten …“
Weiter kam sie nicht, denn der Mann im dunklen Anzug packte sie am Arm und drängte sie zur Tür. „Sie können
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