Romana Gold Band 13
sie nur mehr von dieser Sprache verstehen würde! Gleich nach ihrer Heimkehr würde sie Griechisch lernen. Es kam ihr wie eine Schuld vor, die sie begleichen musste.
Wenn sie auch die Worte nicht verstand, so spürte sie doch, dass sie in diesem Haus willkommen war. Georgio sprach, und die Frauen lächelten. Dann gab er dem jüngeren Mann eine Anweisung. Dieser stand auf und verließ strahlend lächelnd das Haus. Caroline zupfte Rafe am Ärmel. „Was geschieht jetzt?“
„Pavlos sagt Georgios Freunden Bescheid, dass Dannis Enkelin gekommen ist.“
„Aber es ist schon so lange her“, gab sie zu bedenken.
„Für sie nicht“, erklärte Rafe.
Wenn die Hälfte der Einwohner das Dorf für den Winter verlassen hatte, so schien die andere Hälfte sich jetzt in Georgios Haus zu versammeln. Selbst auf der Straße standen noch einige Leute und schwatzten aufgeregt.
Drei alte Männer bildeten zusammen mit Georgio, Rafe und Caroline den inneren Kreis. Niemand musste ihr erklären, dass dies Dannis Kameraden gewesen waren. Der eine war Meldegänger gewesen und hatte Nachrichten von Höhle zu Höhle über die Berge gebracht. Ein anderer hatte die Funkstation bewacht. Während dieser schrecklichen Zeit mussten sie fast noch Jungen gewesen sein. Sie reichten das Foto und die Zeichnung von Carolines Großvater herum und nickten, als würden sie sich gut an ihn erinnern.
Sie wollten wissen, ob Danni einen Sohn gehabt hatte. Dass ihr Vater Caroline auf diese Reise begleiten würde, hatte nie zur Debatte gestanden. Er hätte keinen Sinn darin gesehen. Er war ein freundlicher Mann, stolz auf seine Tochter, die einen Drayford heiraten und auf Virginia Grove leben würde. Viel weiter reichte seine Fantasie nicht. Er war Dannis Sohn, hatte aber die Abenteuerlust nicht von seinem Vater geerbt.
Dann begann sich die Versammlung aufzulösen. Zuerst hatten sie sich alle dicht gedrängt, um einen Blick auf Caroline werfen zu können, doch nun verließen sie das Haus. Auch Georgio und seine Freunde standen auf, und Rafe führte Caroline hinaus. „Wohin gehen wir?“, fragte sie.
„Du bist ein Ehrengast“, erklärte er. „Seit dem Sommer hat es keine Hochzeit gegeben, und der Feiertag ihres Heiligen ist erst in drei Monaten. Du lieferst ihnen einen guten Grund für ein Fest.“
„Ich dachte, dies wäre schon eine Party gewesen“, sagte sie.
Rafe lachte. „Das war noch gar nichts!“
Das Gebäude neben der Kirche war eine kleine Schule, doch als Caroline eintrat, waren die Tische und Stühle beiseitegeschoben, und die Stimmung schlug bereits hohe Wellen. Wie aus dem Nichts wurden Speisen und Getränke herbeigezaubert. Die Dorfbewohner trugen Krüge und Flaschen herbei, Teller und Schüsseln, und alle lachten Caroline an und brachten so zum Ausdruck, dass sie willkommen war.
Wenigstens konnte sie „danke“ auf Griechisch sagen. Die alten Frauen segneten sie, so viel verstand sie. Einige von den Jüngeren sprachen ein paar Brocken Englisch, und die grauhaarigen alten Partisanen saßen neben ihr wie eine Ehrenwache.
Caroline war die Königin des Tages. Einer der Männer begann auf einer dreiseitigen Lyra zu zupfen, und ein anderer spielte die Laute zum Rhythmus stampfender, tanzender Füße. Lieder wurden gesungen, und jemand rezitierte ein langes, dramatisches Gedicht. Caroline liebte Poesie, und obwohl sie die Sprache nicht verstand, bewegte der Rhythmus der Worte sie tief.
Rafe blieb neben ihr und übersetzte gelegentlich, während die alten Partisanen von ihren Abenteuern erzählten. Sie übertrafen sich gegenseitig mit ihren Geschichten, und jede endete in brüllendem Gelächter. Dann wieder senkten sie die Köpfe und gedachten mit traurigen Mienen des Terrors und des Schreckens.
Aber die meiste Zeit wurde gefeiert, und je mehr Wein floss, desto wilder wurde der Tanz. Es kam Caroline vor, als würden die alten Männer und Frauen vor ihren Augen wieder jung. Im runzligen Gesicht des stolzen alten Mannes entdeckte sie den Georgio aus der Zeichnung. Er wirkte kaum noch älter als Rafe, und der hätte einen guten Untergrundkämpfer abgegeben. Er besaß die Kraft und die Zähigkeit und den kühnen, entschlossenen Ausdruck in den Augen. Er wirkte unter den Einheimischen wie einer der ihren.
Sie selbst war eine Fremde, die blasse englische Schönheit. Doch dank des Namens, den sie trug, war sie ein Ehrengast.
Caroline trank von dem feurigen weißen Likör und aß Oliven und Nüsse. Sie probierte von allem ein wenig und
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