Romana Gold Band 15
auf es zu.
Die nächsten Sekunden schienen wie in Zeitlupe zu vergehen. Das Pferd blieb abrupt stehen und bäumte sich auf.
Er reckte sich, um die Zügel zu ergreifen, und hielt sie fest, während das Pferd sich immer wieder aufbäumte. Schließlich gelang es ihm, es unter Kontrolle zu bringen. Erst während er beruhigend auf es einredete und es streichelte, wandte er sich der Reiterin zu.
Sie atmete schwer und strich sich das zerzauste hellblonde Haar aus der Stirn. Entsetzt und verwirrt zugleich sah sie ihn an und wurde aschfahl.
„Hallo, Gina!“, sagte Antonio langsam und lächelte sie an, während sie ihn anblickte, als wäre er ein Geist.
„Es scheint, als hättest du immer noch Probleme mit Pferden – genau wie damals in Sevilla!“, bemerkte er lachend, während er mit einer Hand weiter die Zügel festhielt und ihr die andere entgegenstreckte, um ihr beim Absitzen zu helfen. „Ich musste dir also wieder zu Hilfe kommen, stimmt’s?“
2. KAPITEL
„Was sollte das?“, fragte Gina wütend, sobald sie wieder zu Atem gekommen war.
„Meine liebe Gina … Wonach sieht es denn aus?“ Antonio lächelte spöttisch. „Ich rette eine Maid in Not, wie man in England sagen würde.“
„Was?“ Stirnrunzelnd blickte sie auf ihn hinab. Sie hatte keine Ahnung, wovon er redete.
„Dein Pferd ist durchgegangen“, meinte er schulterzuckend. „Und da du offenbar in Schwierigkeiten warst, habe ich angenommen …“
„Unsinn!“, unterbrach sie ihn scharf und beugte sich vor, um ihrem Pferd den Hals zu tätscheln. „Es bestand kein Grund, dem armen Pegasus solche Angst einzujagen. Und ich war bestimmt nicht in Schwierigkeiten.“ Sie verstärkte ihren Griff um die Zügel und zog daran.
Am liebsten hätte sie dem faulen alten Pegasus die Sporen gegeben, um dieser peinlichen Situation zu entfliehen, doch es ging leider nicht. Nun, da er in der Nähe seines Stalls war, rührte er sich nicht von der Stelle. Außerdem lächelte Antonio sie immer noch spöttisch an, ohne die Zügel loszulassen.
„Trotzdem hat dieses Tier ängstlich gewirkt und war im Begriff durchzugehen“, erklärte er herablassend. „Und deswegen, meine liebe Gina, habe ich sofort gesehen, dass ich dir zu Hilfe kommen muss. Wieder einmal“, fügte er lachend hinzu.
„Ha, von wegen!“, stieß Gina wütend hervor. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst.
Schnell zog sie den rechten Fuß aus dem Steigbügel, schwang das Bein über den Rücken des Pferds und sprang hinunter.
Und das war ein großer Fehler gewesen, wie ihr schnell bewusst wurde.
Zum einen konnte sie nicht mehr auf Antonio hinunterblicken. Obwohl sie mit ihren eins achtundsiebzig nicht gerade klein war, musste sie jetzt zu ihm aufsehen.
Zum anderen … Nun, da sie ihm so nahe war, spürte sie förmlich die Aura, die ihn umgab, seine überwältigende sinnliche Ausstrahlung.
Nichts hat sich geändert, dachte sie frustriert. Wie konnte das Leben nur so unfair sein? Nach all den Jahren hätte er ihr wenigstens den Gefallen tun können, dick zu werden … oder kahlköpfig … oder hässlich wie die Nacht.
So schwer es ihr auch fiel, es einzugestehen, es schien, als wäre die Zeit spurlos an ihm vorübergegangen.
Er trug ein kurzärmeliges schwarzes Hemd, das seine breiten Schultern betonte, und eine enge schwarze Hose, die seine schmale Taille und seine Hüften zur Geltung brachte. Sein Gesicht war etwas schmaler, als sie es in Erinnerung hatte, sodass die hohen Wangenknochen deutlicher hervortraten, doch er war immer noch so gefährlich attraktiv wie damals.
Komm schon, du musst dich zusammenreißen und die Situation in den Griff bekommen, und zwar schnell, ermahnte sich Gina, weil sie bereits merkte, wie sie schwach wurde. Sein verführerischer spanischer Akzent tat ein Übriges.
Wie konnte sie nur so dumm sein? Dieser Mann hatte ihr immer nur Probleme gemacht. Und es war idiotisch von ihr gewesen, es zu vergessen.
„Wenn Sie es unbedingt wissen wollen … Pegasus ist nicht durchgegangen, wie Sie es ausdrücken, sondern nur zu seinem Stall zurückgaloppiert, weil er sich auf seine Ration frisches Heu gefreut hat“, sagte sie mühsam beherrscht.
„Das tut er immer, wenn wir einen Ausritt gemacht haben“, fügte sie hinzu, während sie sich das Haar aus dem Gesicht strich und trotzig das Kinn hob. „Und ich genieße den Galopp zurück genauso wie er.“
„Ah …“
„Sie hätten mir also nicht zu Hilfe kommen müssen, Señor.“
„Señor?“,
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