Romana Gold Band 15
und ihn vor sich, die Wand des breiten Tores hinter sich, war es ihr unmöglich, aus dieser Nische herauszukommen. Sie wusste, jetzt würde er sie noch mehr beschämen. Aber sie fasste sich, fest entschlossen, seiner Tirade entgegenzutreten, und hob angriffslustig das Kinn. Wenn er nur ein falsches Wort sagte, würde sie ihn ohrfeigen …
Doch stattdessen lief ihr eine verräterische Träne aus dem Auge, kullerte über die Wange, und sie senkte den Kopf. Sie ertrug es nicht, dass er sie in dieser Verfassung sah. Und dann hörte sie den scharfen Atemzug, als ob Tränen das Letzte waren, was er erwartet hatte. Er trat von ihr zurück, schwang sich in den Sattel und fasste die Zügel. Seine Stimme klang rau. „Es wird Zeit, dass wir uns ernsthaft unterhalten. Bis dahin, adiós.“
„Der Señor ist zurück.“ Rosa kam flüsternd auf Zehenspitzen zu Cathy hinüber und schaute auf das schlafende Baby. „Er hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass Sie um neun Uhr mit ihm zusammen essen sollen.“
Sie hatte Javier seit drei Tagen nicht gesehen, seit er sie am Tor abgesetzt hatte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte er für immer wegbleiben können. Und was das Abendessen mit ihm betraf – wie sollte sie das nur durchstehen? Selbst nach drei Tagen schämte sie sich immer noch für ihr Verhalten. Was musste er von ihr denken? Aber viel wichtiger war – was dachte sie von sich selbst?
„Está bien?“ Rosa wartete auf eine Antwort.
Cathy brachte ein Lächeln zustande. „Ja, geht in Ordnung. Wirst du für mich auf Johnny aufpassen?“
Eine unnötige Frage. Rosa war in das Baby vernarrt. „Natürlich“, stimmte sie freudig zu. „Wann immer Sie möchten, das wissen Sie doch.“ Sie beugte sich über die Wiege. „Ich glaube, ich bin altmodisch, nicht so wie meine Schwestern. Die eine studiert Jura, und die andere arbeitet in Brüssel als Übersetzerin. Mein größter Wunsch ist es, zu heiraten und Kinder zu haben. Und Sie?“ Die großen braunen Augen schauten traurig auf Cathy. „Eines Tages werden Sie heiraten und noch mehr Babys haben.“ Sie strich über die weiche Kinderdecke. „Es ist schlimm für Sie, dass Don Francisco gestorben ist. Aber Sie werden jemanden finden, der seinen Platz in Ihrem Herzen einnehmen kann.“
Cathy drehte sich hastig ab. Sie hasste es, mit einer Lüge zu leben, vor allem vor Rosa und ihrer Familie. Bei so viel Sympathie und Mitgefühl war sie ernsthaft in Versuchung, die Wahrheit preiszugeben. Wenn es nicht um Johnny ginge … So konnte sie nur murmeln: „Danke, Rosa. Vielleicht. Aber jetzt mache ich mich besser fertig.“
Mit einem Nicken verließ Rosa leise das Kinderzimmer. Cathy wollte nicht mit Campuzano zu Abend essen, aber dem „herrschaftlichen Befehl“ konnte sich hier niemand widersetzen. Außerdem würde eine Weigerung ihm nur deutlich machen, wie aufgewühlt sie war, und er würde es automatisch auf die Episode zurückführen, die sich vor drei Tagen zwischen ihnen ereignet hatte.
Die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, war, so zu tun, als wäre das Ganze nie geschehen. Das Risiko, dass er annahm, dass für sie solche erotischen Erlebnisse eine alltägliche Banalität waren, musste sie eingehen.
Sie duschte schnell und zog sich an. Diesmal sollte er keinen Grund haben, ihr unterstellen zu können, dass sie sich absichtlich aufreizend anzog. Der blaue Baumwollrock und die dunkelblaue Bluse gaben keinen Anlass dazu. Sie flocht sich das Haar und steckte den Zopf am Kopf fest. Javier würde sich nicht beschweren können, dass ihre Erscheinung seinen Abendtisch beleidigte.
Ihr lag ein schwerer Stein im Magen, als sie kurz darauf in das Speisezimmer trat. Doch eine gute Stunde später, als Campuzano Paquita anwies, den Kaffee auf der Veranda zu servieren, war Cathy in einer ganz anderen Stimmung. Sie wusste nicht mehr, wie sie das Gefühl kontrollieren sollte, das in ihr brannte: das Verlangen, von ihm berührt zu werden, das Sehnen nach seinen Lippen, nach seinen schlanken Fingern, seinem Blick, der verlangend über ihren Körper strich – wie damals, unter den Pinien. Sie spürte, wie ihr ganzer Körper in Flammen aufzugehen schien. Sie presste die Hände zusammen, bis die Knöchel weiß unter der leicht gebräunten Haut hervortraten.
Aber er schien nichts von ihrer Unruhe zu bemerken, und während des Essens behielt er einen höflich neutralen Plauderton bei. Als ob nichts zwischen ihnen geschehen wäre, erzählte er ihr, dass er die letzten drei Tage
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