Romana Gold Band 15
fürchte, ich kann mich nicht auf einen genauen Zeitraum festlegen“, erwiderte Cathy sanft wie ein Engel. „Es tut mir wirklich leid. Aber wenn ich meine Entscheidung getroffen habe, werden Sie der Erste sein, der es erfährt.“
Er wollte seine Mutter friedlich stimmen, das war alles. Doña Luisa wäre sehr viel glücklicher, wenn sie wüsste, dass ihr Enkel schon bald ein „anständiges“ Kind sein und den Namen der Campuzanos tragen würde. Kein Wunder, dass er sofort eine Antwort haben wollte.
Hinter ihnen krähte das Baby fröhlich auf, und Rosa stieß lachend einen kleinen Schrei aus, als sie versuchte, eine Haarsträhne aus Johnnys kleinen Fingern zu lösen.
Javier hielt den Wagen vor einer schweren schwarzen Holztür in einer schattigen Gasse an. Eine verschlossene Tür, die aussah, als sei sie seit Jahrhunderten nicht mehr geöffnet worden. Ein paar Fenster in der hohen, schmucklosen Mauer waren mit eisernen Gittern verschlagen. Nicht ein einziges Willkommenszeichen, dachte Cathy. Aber eigentlich hatte sie auch keines erwartet. Schließlich hatte sie Schande auf den Familiennamen gebracht, und nur, wenn sie Javiers Vorschlag annahm, würde man sie tolerieren. Willkommen heißen würde man sie nie.
Sie hatte einmal irgendwo gelesen, dass die Spanier nur zwei Sorten von Frauen kennen: Heilige und Huren. Das moderne Leben in dem fortschrittlichen Land hatte diese antiquierte Ansicht ausgeräumt, aber Cathy nahm an, dass die alten reichen Familien von diesem Wandel noch nicht betroffen waren, vor allem nicht Doña Luisas Generation. Ihre Ansichten wurzelten in der alten Tradition, in den alten Kategorien, und Cathy wusste, in welche Kategorie Frau sie hier gehörte! Sie stöhnte innerlich auf. Oh, Cordy, es ist nicht das erste Mal, dass du mich in eine deiner Miseren hineinziehst!
„Helfen Sie Rosa mit dem Kind.“ Javiers Knurren riss Cathy aus ihren Gedanken. „Ich werde veranlassen, dass man das Gepäck holt und den Wagen parkt.“ Mit einem großen alten Schlüssel schloss er die düstere Tür auf.
Cathy stieg aus dem klimatisierten Mercedes. Selbst in der schattigen Gasse traf die Hitze sie wie ein Schlag. Doch das war nicht alles, was sie spürte. Panik legte sich wie ein eiserner Ring um ihre Brust. Am liebsten hätte sie die Beine in die Hand genommen und wäre weggerannt. Aber es ging um Johnny – es war unmöglich.
Sie würde die Kraft finden, dieses Spiel zu Ende zu spielen.
Sie nahm Rosa das Baby ab und drückte es an sich. Sie hatte dieses Kind, seit es auf die Welt gekommen war, geliebt wie ihr eigenes, und niemand würde es ihr wegnehmen. Sie presste kleine Küsse auf seine Wange, und Johnny lachte fröhlich auf. Cathy schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. „Komm, jetzt gehen wir Oma besuchen. Und was hältst du von ein wenig Brei und einer Banane, hm?“
Cathy drückte das Baby noch einmal, bevor sie Rosa durch die Tür folgte. Kaum war sie über die Schwelle getreten, blieb sie stocksteif stehen.
Ihre Augen weiteten sich. Das Bild, das sich ihr bot, hätte aus einem Märchen stammen können. Sie standen in einem gepflasterten Innenhof. Auf drei Seiten bildeten zugewachsene Rundbögen schattige Refugien, in der Mitte plätscherte munter ein marmorner Springbrunnen. Überall standen Terrakotta-Schalen und große Töpfe, aus denen farbenfrohe Blumen ihre Düfte verströmten – Rosen, Jasmin, Lilien und weiße Geranien.
Cathys Mund stand leicht offen. Es war so unerwartet. Sie hätte nie gedacht, dass sich eine solche Oase hinter der nackten, finsteren Mauer befinden könnte.
Ein Mann machte sich daran, das Gepäck aus dem Wagen zu holen, begrüßte Rosa und holte Cathy wieder zurück auf den Boden der Wirklichkeit. Für einen Moment hatte sie tatsächlich vergessen, weshalb sie hier war und was sie vor sich hatte.
Die zweite große Tür stand offen, und Rosa ging voraus in eine riesige Empfangshalle, die mit Marmor ausgelegt war. Auf der einen Seite gaben große Fenster den Blick in den Hof frei, auf der anderen Seite befand sich eine Anzahl von Türen. Der Mann stieg mit den Koffern die marmorne Treppe mit dem schmiedeeisernen Geländer hinauf. Und eine Frau kam auf sie zu, eine kleine, hagere Frau, deren olivfarbene Haut nur aus Falten zu bestehen schien. War das wohl Doña Luisa? Cathy schauderte plötzlich. Von Javier war nichts zu sehen. Sie wünschte sich, er möge an ihrer Seite stehen. Sie hielt den Atem an, ihre Arme schlangen sich fester um Johnny. Doch das
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