Romana Gold Band 15
geschäftlich in Sevilla gewesen sei, sprach über Museen und Touristenattraktionen.
Sein ausgeglichenes Verhalten, das gepflegte Benehmen hatten nichts mit dem staubigen Gaucho in den Campos gemein. Und das half ihr enorm.
„Irgendwann können Sie sicher Sevilla besuchen. Dann sollten Sie sich am Abend an der Plaza del Triunfo in ein Straßencafé setzen und die Leute beobachten. Außerdem ist die Giralda das schönste Minarett der Welt“, sagte er, als sie zusammen hinausgingen.
„Ja, das hört sich gut an.“ Cathy hatte sich entspannt, konnte endlich etwas sagen. Auch wenn sie es für höchst unwahrscheinlich hielt, dass sie nach Sevilla fahren würde. Sie hatte auf ein Kind aufzupassen, und ihre finanziellen Mittel waren begrenzt. Der Verdacht kam ihr, dass er sie vielleicht loswerden wollte, aber sie verscheuchte diesen Gedanken wieder. Eine Tasse Kaffee, und danach würde sie sich zurückziehen können, ohne unhöflich zu wirken. Der Abend war also fast überstanden, ohne dass etwas Unfreundliches gesagt worden war.
Doch Cathy irrte. Als sie nach der Kaffeekanne griff, setzte Javier an: „Ich möchte Juan adoptieren, ihn hier aufziehen, als Andalusier. Nein, lassen Sie mich ausreden“, warf er ein, als sie protestierend den Mund öffnete. „Er soll mit seinem Erbe, mit seiner Abstammung groß werden. Er soll sich der Verantwortung bewusst werden und lernen, mit dem Wirtschaftsimperium umzugehen, das eines Tages ihm gehören wird. Nicht nur die Weinberge und Bodegas, die Campuzano-Familie besitzt auch Weizenfelder, Oliven, Rinder- und Pferdezucht, Hotels und internationale Investitionen. Er würde es Ihnen nicht danken, wenn er später sein Erbe anträte, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was er damit anfangen soll.“ Er sah sie eindringlich an, als ob er ihr dadurch seinen Willen aufzwingen könnte. „Ich habe exzellente Manager, die das Ganze handhaben, aber im Endeffekt kommt es immer auf das Oberhaupt der Familie an. Entscheidungen müssen getroffen werden, wichtige Entscheidungen. Deshalb muss der Kopf der Familie über alles genauestens informiert sein. Verstehen Sie, was ich Ihnen sagen will?“
Cathy bemühte sich, es nicht zu verstehen. „Johnny hat auch einen englischen Hintergrund“, sagte sie etwas zu scharf. „Oder ziehen Sie es vor, das zu vergessen?“ Natürlich tat er das. Für seinen andalusischen Stolz war es völlig unwesentlich, dass sein Neffe eine englische Mutter hatte.
„Im Gegenteil“, widersprach er gewandt. „Juan würde in England seine Ausbildung erhalten, wie Francisco und ich auch. Und natürlich können Sie, wenn Sie es wünschen, hier bei ihm bleiben, damit Sie sich überzeugen können, dass er all die Liebe und Fürsorge bekommt, die er braucht. Ich kann Ihnen schon jetzt versichern, dass er dies im Überfluss erhalten wird. Es ist selbstverständlich, dass ich sicherstellen werde, dass Sie finanziell entsprechend versorgt sind.“ Er lehnte sich zurück. Sein Gesicht blieb im Dunkeln, und mit einer Hand rührte er gedankenverloren den Kaffee um. „Nun, was sagen Sie dazu?“
„Ich sage Nein.“ Ihr Baby in den Händen dieses … dieses kaltherzigen Despoten, mit einer Großmutter, die sich bisher nicht dazu in der Lage befunden hatte, ihren Enkel kennenzulernen? Nie! Und sie sollte hierbleiben? Als fünftes Rad am Wagen? Abgeschoben, unnötig, in eine Ecke gedrängt, und zusehen müssen, wie Johnnys Zukunft Schritt für Schritt bis in alle Einzelheiten vorausgeplant wurde? Auf gar keinen Fall!
„Señor“, es machte ihr Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben, „vielleicht kann ich Johnny nicht die finanziellen Vorteile geben, wie Sie es können, aber ich kann ihm alles andere geben, einschließlich einer zukünftigen Karriere seiner Wahl. Ich bin seine … seine Mutter.“ Ihre Zunge weigerte sich, das Wort deutlich auszusprechen. „Ich werde ihn Ihnen nicht so einfach überlassen. Aber“, bot sie hastig an, denn sonst würde er sofort vor Gericht gehen, „ich werde einwilligen, dass Sie ihn sehen können, wann immer Sie in London sind, und er wird seine Ferien hier verbringen können, wenn er erst alt genug ist und versteht, dass er zur Hälfte auch Spanier ist.“
Er erwiderte nichts. Aber dieses Schweigen sagte mehr als alle Worte. Die Stille brachte sie aus der Fassung, und als sie es nicht länger aushielt, sprang sie auf. Javier stand ebenfalls auf. Er war ihr so nahe, dass sein Atem ihre Wange streifte, als er ernst sagte: „Dann werde ich
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