Romana Gold Band 15
können.
„Sie sprechen von der Königlich-Andalusischen Reitschule. Sie haben davon gehört?“ Er neigte den Kopf ein wenig.
„Natürlich. Wer hat davon nicht gehört?“, gab sie zurück. Sein charmantes, warmes Lächeln ging ihr unter die Haut.
„Dann werde ich Sie zu einer Vorstellung mitnehmen und Ihnen zeigen, wie die andalusischen Pferde tanzen“, versprach er leise. „Denn Jerez, außer dass es die Stadt des Sherrys und des Flamencos ist, ist auch die spanische Hauptstadt der Pferde. Leben Ihre Eltern noch? Hat Juan Großeltern, von denen ich nichts weiß und die ich kennenlernen sollte?“
Der unerwünschte Themenwechsel kam so plötzlich, dass sie ihn nur anstarren konnte. Cathy spürte, wie jede Muskelfaser in ihrem Körper sich verspannte. Sie traf auf seinen Blick unter den fragend hochgezogenen Augenbrauen, und sie bemerkte, dass er fühlte, sie wollte nicht über dieses Thema reden.
Aber sie musste sich einfach zusammennehmen. Solange sie nicht die Möglichkeit gehabt hatte, sich in Ruhe mit ihrem eigenen Gewissen auseinanderzusetzen und zu entscheiden, ob sie das Recht hatte, das Baby, das sie so sehr liebte, für sich zu behalten, musste sie die Rolle weiterspielen und ihm Cordys Existenz vorenthalten.
„Meine Mutter ist vor ein paar Jahren gestorben, und mein Vater hat die Familie verlassen, als ich fünfzehn war. Wir erfuhren nur, dass er mit einer anderen Frau nach Südamerika gegangen ist. Wir haben nie wieder von ihm gehört.“ Und bevor er nach Geschwistern fragen konnte und sie damit zum direkten Lügen zwingen würde, entschloss sie sich, dem zuvorzukommen. Angriff ist die beste Verteidigung, und sie hatte keine Schwierigkeiten, sich in Rage zu reden.
„Meine Familie, oder besser gesagt, das Fehlen einer Familie auf meiner Seite ist vollkommen unwichtig und steht hier nicht zur Debatte. Was wichtig ist, ist die Frage unserer Eheschließung. Es ist eine absolut lächerliche Idee, und das wissen Sie auch.“ Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie seine lockere Haltung verflog. Sie hielt den Blick auf den Brunnen gerichtet und fuhr fort: „Sie behaupten, die Frage einer Scheidung käme nie auf. Aber was passiert, wenn sich einer von uns in eine andere Person verliebt?“ Aber sie fühlte, dass sie sich nur allzu leicht in ihn verlieben könnte.
Diese Erkenntnis schnürte ihr die Kehle zu, und sie musste sich räuspern, bevor sie weiterreden konnte. „Vielleicht will ich nicht in einem goldenen Käfig leben und das Leben einer Nonne führen. Vielleicht möchte ich ein Kind haben … weitere Kinder haben“, verbesserte sie sich hastig und konnte nur hoffen, dass sie sich nicht verraten hatte.
„Ich bin der mütterliche Typ.“ Das war sie wirklich. Ihre Gefühle für Cordys unerwünschtes Kind hatten sie selbst überrascht. „Außerdem wage ich es zu behaupten, dass Sie vielleicht jetzt denken, dass keine andere Frau den Platz Ihrer ersten Ehefrau einnehmen kann. Aber wenn Sie sich erneut verlieben und mit dieser Frau zusammen sein wollen, mit ihr Kinder haben wollen, was dann? Das ist doch nicht so unwahrscheinlich, oder? Was würde dann aus uns werden?“
Knapp und deutlich auf einen Nenner gebracht, dachte sie. Es waren logische Argumente, zu logisch, als dass er sie mit einer Handbewegung hätte abtun können. Er war nicht dumm, er musste es einsehen. Und für einen Moment fragte sie sich, warum sie sich so ausgehöhlt und leer vorkam, aber sie kannte die Antwort. Wenn er sie lieben würde, was er nicht tat und nie tun würde, wäre sie die glücklichste Frau auf Erden und würde ihn gleich morgen heiraten.
Sie hatte nicht ahnen können, welche Reaktion er zeigen würde, und war sprachlos, unfähig sich zu bewegen, als er abrupt aufstand und, ohne sich umzuschauen, fortging, einfach hinter dem lustig plätschernden Brunnen verschwand.
Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dachte Cathy verträumt. Es war ein kurzer Augenblick der Entspannung in einer Periode von achtundvierzig Stunden, die sie nahe an den Rand eines Nervenzusammenbruchs geführt hatten. Sie hatte Javier nicht mehr gesehen, seit er sie an der Plaza del Arenal allein gelassen hatte – eine dringende Geschäftsreise, hatte Doña Luisa leicht verlegen und mit entschuldigendem Blick erklärt. Es war überdeutlich, dass ihr die Rolle der Vermittlerin zwischen den Verlobten nicht gefiel. Vielleicht hatte sie auch schon Zweifel an der angeblichen Beziehung. Falls ja, war das gar nicht so schlimm. Dann
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