Romana Gold Band 15
ertragen konnte, sie durch eine andere zu ersetzen.
Er trank sein Glas aus und stellte es neben sich auf die Bank, zwischen ihr und ihm, wie eine Grenze. Befürchtete er, sie würde näher an ihn heranrutschen wollen? Wollte er ihr unerwünschtes Mitgefühl damit abblocken?
Sie wusste, dass sie dieses Zusammensein abbrechen musste, solange sie sich noch an ihren Stolz klammern konnte. Sie trank den letzten Schluck ihres Weines und stellte dann ihr Glas neben seines. Wenn er eine Grenze wollte – bitte. „Oh, machen Sie sich keine Gedanken deswegen.“ Sie bemühte sich, so neutral wie möglich zu klingen. „Ich bin gerne durch die Altstadt gewandert und habe auch ohne Probleme wieder hierher gefunden.“ Sie wollte aufstehen und ihn mit dem Schmerz über seine verlorene Liebe allein lassen, doch seine angespannte Stimme hielt sie zurück.
„Ich möchte Ihnen von Elena erzählen. Zwischen uns soll es keine Geheimnisse geben. Einer der Gründe, weshalb ich Sie nach Ihrer Familie gefragt habe. Wenn wir eine Beziehung, welcher Art auch immer, miteinander aufbauen wollen, müssen wir offen miteinander sein.“
Sie würden keine Beziehung miteinander haben. Wenn er erst die Wahrheit erfuhr, würde er sie nicht mehr sehen wollen. Irgendwann würde er die Wahrheit erfahren. Und lieber früher als später. Ihre Hoffnung, dass die Adoption anerkannt werden würde, noch während sie hier in Jerez war, war dumm und mehr als unrealistisch gewesen. Molly hatte sie gewarnt, aber sie hatte nicht zuhören wollen. Solange die Behörden nicht überzeugt waren, dass Cordy ihre Einstellung zu dem Kind nicht ändern würde – und das konnte Monate, wenn nicht Jahre dauern –, würde man ihr das Sorgerecht nicht zusprechen. Und wieso redete er immer noch von einer Beziehung – nach all dem, was sie gesagt hatte?
„Wenn ein Mitglied meiner Familie heiratet, dann kann es dafür verschiedene Gründe geben“, begann Javier leise, „gesellschaftliche Gründe. Stellung, Land, Reichtum oder um einen Erben zu zeugen. Die Leidenschaft als flatterhaftes und vergängliches Phänomen gehört nicht zu dieser Liste von Gründen. Ich jedoch“, seine Stimme nahm einen angewiderten Klang an, „in meinem jugendlichen Leichtsinn meinte es besser zu wissen und handelte anders als meine Vorfahren. Ich war sehr heißblütig und wusste, was ich wollte. Ich wollte Elena.“ Der Name stand zwischen ihnen, und Cathy fröstelte. Sie spürte den Schmerz tief in seinem Inneren, als er ihn aussprach. Auch wenn sie noch nicht verstand. Noch nicht.
Nach langem Schweigen hob er wieder an. „Sie war auch aus England. Sie war ein Einzelkind, und sie war eine Schönheit. Ihr Vater hatte sich zur Ruhe gesetzt und ein Apartment in Playa de Valdegrano gekauft, um dort mit seiner Frau seinen Ruhestand zu genießen. Elena war natürlich bei ihnen. Ich sah sie zum ersten Mal während der Fiesta de la Vendimia, wenn die Weinernte gesegnet wird, und vom ersten Augenblick an hatte sie mich bezaubert. Ich warb um sie, als sei sie die letzte Frau auf Erden. Ich wollte sie besitzen, ich verzehrte mich so nach ihr, dass ich meinte, verbrennen zu müssen. Sie war gerade neunzehn.“ Er beugte sich vor und umfasste seine Knie. Mit einer abrupten Bewegung drehte er sich zu Cathy. „Können Sie ein solches Verlangen verstehen?“, fragte er plötzlich hart.
Oh ja, sie konnte. War es nicht auch ihr passiert? Vielleicht nicht vom ersten Augenblick an, doch ebenso drängend. Jetzt, da sie ihn liebte, kannte sie die Bedeutung einer aussichtslosen Obsession. „Ich denke schon“, antwortete sie zurückhaltend.
„Nun, ich konnte es nicht. Dabei war ich kein Kind mehr. Fast dreißig, ganz der Sohn meines Vaters – vernünftig, klar denkend, fast zu ausgeglichen. Und es brauchte nur ein Paar schöner Augen, ein frivoles Lächeln, verführerische Versprechen und ein wenig Flirten, und ich war ein physisches und psychisches Wrack. Nichts hatte mich davon abhalten können, sie zu heiraten, um diese Versprechen einzufordern, wahrscheinlich noch nicht einmal mein Vater, hätte er noch gelebt. Die Hochzeit war ein großes Ereignis für Jerez, die Festlichkeiten dauerten eine Woche. Doch für mich war der Traum vorbei, sobald sich die Tür der Hochzeitssuite hinter mir schloss.“ Er erzählte in eisigem Ton weiter.
„Kaum hatte sie ihren Schleier abgenommen, stellte sie das auf, was sie die ‚Grundregeln‘ nannte. Ich sollte keine Ansprüche stellen. Sie liebte das Flirten,
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