Romana Gold Band 15
Schlafengehen durchwaschen. Bis morgen Früh dürfte alles trocken sein“, gab Bayne ungerührt zurück. Jenna kam sich ein bisschen kindisch vor.
Bayne stand auf und reckte sich. Sein Blick ließ ihren nicht los, es stand etwas darin, das sie nicht einordnen konnte. Er hob die Arme über den Kopf, verschränkte die Hände und spannte die Muskeln. Jenna sah seinen kräftigen Oberkörper, seinen flachen Bauch, seine schmalen Hüften … Sie musste ihre Fantasien zügeln.
„Ich gehe jetzt, damit du dich anziehen kannst.“ Mit einem Lächeln ging er zur Tür und zog sie leise hinter sich zu.
Sie würden die Nacht hier verbringen. Selbstverständlich in getrennten Zimmern, da gab es keinen Zweifel.
Jenna holte Lippenstift und Mascara aus ihrer Handtasche und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Sie sah nicht gerade berückend aus, doch immerhin vorzeigbar. Ihre Nase würde sicher Aufsehen erregen, damit musste sie leben. Jedenfalls sollte ihr dies eine Lehre sein, in Zukunft vorsichtiger aufzutreten.
Mit einem leichten Flattern in der Magengrube trat Jenna auf den Korridor hinaus. Bayne wartete geduldig vor ihrer Tür. Er sah frisch und unglaublich attraktiv aus, was Jennas Nerven nicht gerade beruhigte.
Bayne warf ihr einen intensiven, prüfenden Blick zu, dann lächelte er. Im Gegensatz zu Jenna fand er ihre zerschrammte Nase keineswegs unschön, die Verletzung gab ihr eher etwas Schutzbedürftiges.
„Fertig?“, fragte er.
„Aber ja.“
Bayne berührte Jennas Ellenbogen und führte sie die Treppe hinunter ins Restaurant.
Das Essen war ausgezeichnet, der Service tadellos. Jenna wurde nach allen Regeln der Kunst verwöhnt und hatte zunehmend Mühe, ihren Vorsätzen treu zu bleiben. Baynes Selbstsicherheit, sein Auftreten, seine ganze Erscheinung machten ihn zu einem perfekten Begleiter. Er war aufmerksam, locker und gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
Er hörte interessiert zu, wenn Jenna sprach. Er ließ keine peinlichen Pausen entstehen, er machte keine übertriebenen Komplimente oder zweideutigen Anspielungen. Aber er gab wenig von sich preis. Jenna hätte gern mehr über ihn, sein Leben, seine Wünsche und Hoffnungen erfahren. Doch da war diese unsichtbare Barriere, als müsste er sich vor der Außenwelt schützen. Eine herausfordernde Barriere.
Wie angenehm, in so luxuriöser Umgebung von gut ausgebildetem, freundlichem Personal bedient zu werden. Bayne war es vermutlich nicht anders gewöhnt.
Und er wusste, welche Wirkung er auf Frauen hatte. Er war von eleganten, leichtlebigen Damen umlagert. Jenna stellte für ihn eine dieser mondänen, amüsierwilligen Begleiterinnen dar. Wenn sie sich auf ein Spiel mit Bayne einließ, war Seelenschmerz vorprogrammiert. Schmerzen dieser Art konnte sie wahrhaftig nicht noch zusätzlich gebrauchen.
Jenna hatte den größten Teil ihrer Mahlzeit verspeist. Sie fühlte sich plötzlich müde, körperlich und gefühlsmäßig erschöpft und sagte Bayne, sie würde sich gern zurückziehen. Es war ein Jammer, einen Abend mit so einem sagenhaften Mann nicht voll genießen zu können, aber es war bestimmt zu ihrem Besten.
„Bleib bitte sitzen“, beschwor sie Bayne, als er sich ebenfalls erheben wollte. „Iss in Ruhe zu Ende. Ich kann sehr gut allein nach oben gehen, ehrlich.“
Bayne ignorierte ihren Protest. Er teilte dem Ober mit, dass er gleich zurück sein würde, und begleitete Jenna aus dem Restaurant bis zu ihrem Zimmer.
„Der Sturz hat dich doch ziemlich mitgenommen, nicht?“, meinte er, als er die Zimmertür für sie aufschloss.
„Ich fürchte, ja.“ Es hätte sie nicht so erschüttert, wenn jener entsetzliche Busunfall nicht so kurz zurückläge. Die vielen schlaflosen Nächte hatten ein Übriges getan, ihr Nervenkostüm anzugreifen. „Ich komme mir so hilflos vor, und das hasse ich. Es tut mir leid, dass ich dir den Abend verdorben habe.“
„Das hast du nicht. Schlaf gut, wir sehen uns morgen Früh.“ Bayne schenkte ihr sein merkwürdiges Lächeln und entfernte sich.
Mit einem Gefühl der Ernüchterung machte sich Jenna bettfertig. Sie wusch ihre Unterwäsche und hängte sie zum Trocknen auf den Handtuchhalter.
Die ganze Situation kam ihr so absurd vor, dass sie auflachen musste. Sie war nach Spanien gekommen, um sich von dem Unfall zu erholen. Sie hatte sich auf die neuen Eindrücke gefreut und doch nur ein paar Gebäude in Madrid von außen gesehen, eine Menge Landschaft durchs Autofenster und nun, nach einem weiteren
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