Romana Gold Band 15
wenn er sie verabscheute, wieso ignorierte er sie nicht einfach?
Was mache ich, wenn er noch einmal in meinen Garten kommt? überlegte sie. Am besten nehme ich mir für heute etwas vor. Einen Ausflug nach Cartagena. Damit ich nicht dauernd an sein spöttisches Lächeln denken muss, an seine Küsse, seine starken Arme …
Auf dem Weg nach Cartagena kam Jenna zuerst durch den ehemaligen Bergwerksort La Union. An den Hügeln abseits der Straße erkannte sie stillgelegte Minen, zurückgelassene Arbeitsgeräte. Die rote Erde und die neuen Straßen, Altes und Modernes existierten in diesem Land nebeneinander. Bayne hätte sicher eine Menge dazu zu erzählen.
In Cartagena suchte Jenna einen Parkplatz nahe der Altstadt. Sie betrachtete die Auslagen der Läden, während sie zum Hafen schlenderte.
Dort hatte man als Publikumsattraktion ein U-Boot aus dem Wasser gehoben, das Kriegsschiff wirkte merkwürdig fehl am Platz. Jennas Spanisch reichte nicht aus, um die Schautafeln verstehen zu können. Bayne hätte sie ihr übersetzen können. Bayne, immer wieder Bayne.
Entschlossen setzte sie ihren Erkundungsgang fort. Jenna hätte sich gern viel mehr angesehen, malerische Seitenstraßen lockten, ehrwürdige alte Gebäude, verträumte Gärten. Aber das konnte sie ihrem Bein nicht zumuten. Vielleicht hätte sie besser daran getan, zu Haus zu bleiben, dies war zu frustrierend.
Das Kopfsteinpflaster machte das Gehen zusätzlich mühsam, Jenna musste bei jedem Schaufenster haltmachen und Interesse an Angelhaken und Dosensuppen heucheln. Im Fenster eines Buchladens erblickte sie Baynes letzten Roman, groß herausgestellt.
Auf einmal hatte sie genug von ihrem Ausflug. Sie ging zum Auto zurück und machte sich auf den Heimweg.
Kurz vorm Ort erblickte sie einen Wegweiser, der eine andere Route zur Feriensiedlung bezeichnete. Neugierig folgte Jenna dem Schild und gelangte auf eine gewundene, ansteigende Straße durch ehemaliges Bergwerksgelände. Sie beschloss, die Stelle später einmal genauer zu erkunden. Die Straße mündete hinter dem Golfplatz in die Siedlung.
Zu ihrer Überraschung kam ihr auf dem staubigen Weg Mark entgegen, verschwitzt und sichtlich verstört. Jenna bremste und öffnete einladend die Beifahrertür.
„Willst du mitfahren? Du siehst reichlich zerschlagen aus. Was hast du gemacht, in den alten Minen herumgestöbert?“, fragte sie.
„Welche Minen?“
„Die stillgelegten Bergwerke da hinten“, erklärte Jenna und zeigte nach rückwärts.
„Ich wusste gar nicht, dass da so etwas ist“, murmelte Mark. Ihn schienen ganz andere Dinge zu beschäftigen. Sein Gesicht war gerötet, das schweißnasse Haar klebte ihm in der Stirn. „Fährst du zufällig zu den Klippen?“
„Kann ich machen.“
„Danke.“ Mark stieg ein.
„Probleme?“, fragte Jenna vorsichtig, während sie anfuhr.
„Ja. Dieses schreckliche Weib!“, brach es aus dem Jungen heraus.
„Clarissa? Ich dachte, sie wäre weggefahren?“
„Bloß für ein paar Stunden“, gab Mark zurück. „Weißt du, was sie gemacht hat? Sie hat mich verpetzt!“
„Wie unangenehm“, meinte Jenna mitfühlend. „Was hast du denn angestellt?“
„Nichts!“
„Das ist erst recht unangenehm.“ Jenna hütete sich nachzufragen.
Mark starrte wütend aus dem Fenster. „Da war ein Vogel, den hatte der Wind gegen den Fels geworfen. Ich dachte, er hätte sich den Flügel gebrochen, und da habe ich mich über die Klippe gebeugt.“
„Und das hat Clarissa gesehen?“, vermutete Jenna. „Weil du mit deinem Gipsarm nicht auf den Klippen herumklettern sollst, hat sie es deinem Bruder gemeldet.“
„Genau. Dabei verpetze ich sie nie!“
„Was tut sie denn, das du verpetzen könntest?“ Jenna fand die Unterhaltung recht spannend.
„Sie lügt!“, rief Mark aufgebracht. „Sie erzählt allen Leuten, sie sei Baynes Privatsekretärin, dass er ihr alles anvertraut, dass sie seine persönlichen Angelegenheiten erledigt. Das stimmt überhaupt nicht. Sie hilft ihm bloß bei der Dokumentation, mehr nicht. Bayne wäre furchtbar wütend, wenn er von dem Getratsch wüsste. Aber ich sage nichts. Wenn er schreibt und mitten in einem neuen Buch steckt, störe ich ihn nie. Weil er dann abgelenkt wird“, schloss Mark selbstgefällig.
„Clarissa dagegen hält sich nicht an Fairness. Sie hat Bayne von deiner Kletterei erzählt“, stellte Jenna ruhig fest.
„Eben. Und weil er manchmal nur halb hinhört, hat er mich eingebuchtet. Eine schreiende
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