Romana Gold Band 15
besaß, sie wusste nur nicht, wo. Sie müsste das Auto aus der Garage holen und auf die Suche gehen oder aber ihren geheimnisvollen Nachbarn Peter ansprechen. Jenna hatte den Mann noch nicht persönlich kennengelernt, aber Helen hatte ihr versichert, er würde in Notfällen jederzeit zur Verfügung stehen. Dies war ein Notfall.
Jenna versuchte, so wenig wie möglich zu humpeln für den Fall, dass jemand sie beobachtete. Unbeholfen stieg sie über die niedrige Hecke, die das Nachbargrundstück von ihrem trennte, und klingelte bei der Villa nebenan. Sie betrachtete die Hügelkette am Horizont und wartete. Nach einer Weile klingelte sie nochmals. Keine Reaktion. Wahrscheinlich hatte sie diesen Peter deshalb nie gesehen, weil er gar nicht da war. Na, wunderbar.
Jenna trat zurück und sah an der Front des Hauses hoch. Im ersten Stock war Licht, ein Fenster stand offen. Vielleicht hörte man oben die Türglocke nicht? Leise rief sie: „Peter?“
„Lass mich.“ Die Stimme aus dem offenen Fenster klang vertraut, allzu vertraut. Verwirrt starrte Jenna hinauf. Bayne Rawson in Peters Haus – wie reimte sich das zusammen? Hieß er in Wirklichkeit Peter, war Rawson sein Pseudonym?
Wenn er mit dem Nachbarn Peter identisch war und Helen ihm Jenna ans Herz gelegt hatte, erklärte das seine ständige Anwesenheit in ihrem Garten. Nicht weil er an Jenna interessiert war, sondern weil Helen ihn darum gebeten hatte.
Das würde auch die Einladung zu dem Ausflug nach Albacete erklären, allerdings nicht Baynes Verhalten im Parador. Oder die Anschuldigungen am nächsten Morgen. Sie musste Klarheit gewinnen.
„Bist du es, Bayne?“, rief sie.
„Geh bitte, Jenna. Ich habe zu arbeiten.“
War er am Schreiben und wollte nicht gestört werden? Sie hatte nicht die Absicht, ihn zu stören, ebenso wenig wie sie von ihm gestört werden wollte. Sie wollte nur sein Telefon benutzen.
„Es tut mir leid, aber dürfte ich bitte …“
„Nein.“ Baynes Stimme klang weder verärgert noch ungeduldig, nur gleichgültig.
„Aber du weißt doch gar nicht, was ich möchte!“
„Meine Antwort ist trotzdem: nein. Wann begreifst du endlich?“ Damit schloss er das Fenster.
Wann begreifst du endlich … Bayne glaubte offensichtlich, Jenna gehörte zu der Schar von Frauen, die ihn ständig belagerten. Wie abscheulich von ihm!
Mühsam humpelte sie in ihr Haus zurück. Hoffentlich kam er auch einmal in die Notlage, ihr Telefon benutzen zu müssen. Dann würde sie ihn genauso hängen lassen!
Wütend schnappte Jenna den Autoschlüssel und machte sich auf den Weg, um nach der Telefonzentrale zu fahnden. Sie war mit ihren Nerven am Ende.
Am nächsten Morgen trug Jenna gerade ihre Sachen auf die Terrasse hinaus – Hut, Handtuch, Sonnencreme, Buch –, als sie ungewöhnlichen Lärm aus der Villa nebenan vernahm. Sie konnte nichts Genaues verstehen, aber eine der Stimmen klang eindeutig nach Mark.
War Clarissa wieder da? Hatte die psychologische Strategie versagt? Jenna machte sich auf Turbulenzen gefasst und streckte sich in der Morgensonne aus.
Keine halbe Stunde später hatte sie ihren ersten Besucher. Es war jedoch nicht Mark, wie sie erwartet hatte, sondern sein Bruder. Jenna warf Bayne einen kurzen Blick zu und sah schnell wieder weg. Wenn er glaubte, sie würde ihn für sein abweisendes Verhalten von gestern Abend zur Rede stellen, dann täuschte er sich. Und wenn er dachte, sie würde mit Entschuldigungen aufwarten, dann täuschte er sich erst recht.
Bayne trat neben Jennas Liege und sah einen Moment lang schweigend zu ihr herunter. „Hattest du gestern wieder deine Tasche verloren?“, fragte er schließlich.
Jenna lachte bitter. In dieser Situation konnte sie nicht mehr begreifen, warum sie jemals auf Bayne hereingefallen war. „Nein, Peter, ich habe nicht nach meiner Tasche gesucht. Ich wollte auch nicht in dein Bett. Ich dachte nur, ich könnte vielleicht dein Telefon benutzen. Hättest du mir nicht sagen können, dass du Peter bist, anstatt mich dermaßen an der Nase herumzuführen?“
„Warum brauchtest du mein Telefon?“, fragte er eisig.
„Weil meins kaputt war.“
„Ach so.“ Zweifel lag in seinem Blick.
Jenna verspürte nicht die geringste Lust, ihm weitere Erklärungen zu liefern. Sie lächelte zuckersüß und meinte leichthin: „Kein Grund zur Sorge, die Störung ist inzwischen behoben. Aber dein Verhalten war wirklich merkwürdig. Ich musste ins Auto steigen und zur Telefonzentrale fahren.“
„Ein gewaltiges
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