Romana Gold Band 15
betrachtete sie den steinigen Grund und hoffte inständig, dass Mark nicht ausgerechnet hier heruntergestürzt war. Vielleicht genügte es, von hier oben alles abzuleuchten.
Sie hielt sich an einem Busch fest, schwenkte die Lampe und rief nach Mark. In ihrer Hilflosigkeit kam sie sich so unnütz vor. Hoffentlich verstauchte sie sich nicht noch ihren gesunden Fuß!
„Himmel, wir suchen einen Menschen und keine Katze, die sich verstiegen hat!“, donnerte Bayne da hinter ihr, so dass sie vor Schreck fast in den Abgrund fiel. „Geh runter, und such richtig!“
„Ich kann nicht.“
„Wieso nicht?“ Sein Ton war ätzend. „Hast du Angst um deinen Nagellack?“
„Habe ich nicht, und hör auf mit deinen Unterstellungen! Ich habe dir gesagt, ich kann nicht gut im Dunkeln in Felsen herumklettern. Ich wollte die Straßen absuchen …“
„Das besorgen die älteren Leute“, erwiderte er ungeduldig, „die wirklich nicht mehr über Klippen steigen können.“
„Aber ich bin echt nicht in der Lage …“
„Schon gut“, rief Bayne entnervt. „Fahr zu deiner Villa zurück. Ich denke, wir können ohne dich auskommen.“ Er riss ihr die Taschenlampe aus der Hand. „Luxusweibchen sind ja manchmal ganz nette Gesellschaft, aber jetzt kann ich wahrhaftig keins gebrauchen!“
Er kletterte über den Rand der Klippe hinab.
Luxusweibchen. Sicher, Jenna hatte ihn das glauben lassen. Aber sie deswegen für eine krasse Egoistin zu halten war ungerecht.
Gekränkt und wütend, ohne Taschenlampe, stolperte Jenna zurück zur Straße. Luxusweib! Wahrscheinlich war die geheimnisvolle Maureen eins. Vielleicht hatte sie sogar denselben Nagellack benutzt!
Jenna hätte Bayne einfach sagen können, dass ihr Bein nicht voll belastbar war. Das hätte keine weiteren Erklärungen erfordert. Aber sie hatte ja helfen wollen, Mark zu finden. Eine schöne Hilfe war sie gewesen. Wieder einmal hatte sie alles verpatzt.
Endlich erreichte sie die Straße. Ein Wagen hielt neben ihr. „Haben Sie etwas gefunden?“
„Leider nein. Bayne hat mein Gebiet übernommen“, erklärte Jenna düster.
„Soll ich Sie mitnehmen“, fragte der Autofahrer. „Haben Sie sich den Knöchel verstaucht? Kommen Sie, steigen Sie ein.“
Bevor Jenna auseinandersetzen konnte, dass sie ihr eigenes Auto dabeihatte, hörten sie einen Ruf von rechts. „Das hört sich an, als hätten sie ihn gefunden“, meinte der Mann.
Jenna kniff die Augen zusammen. Mehrere Taschenlampen bewegten sich in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Da erkannte Jenna Marks schmale, schwankende Gestalt.
Mit einem Schrei der Erleichterung humpelte sie auf ihn zu. Mark achtete nicht auf die Fragen, mit denen er bestürmt wurde. Er war sichtlich nicht in der Verfassung, klare Auskunft geben zu können. Im Schein der Lampen war zu erkennen, dass sein Gesicht tränenverschmiert war.
Jenna legte ihm tröstend den Arm um die Schultern. „Alles okay?“, fragte sie sanft.
„Ja, ich …“
„Bist du verletzt?“, wollte ein Mann wissen.
„Nein, ich … ich bin nur in ein Loch im Boden gefallen.“ Mark schluckte. „Ich kam nicht mehr raus, ich dachte schon …“
„Lass, jetzt ist alles gut“, sagte Jenna beruhigend. Sie wandte sich an die Umstehenden. „Wir müssen Bayne Bescheid sagen.“
„Ich gehe“, bot George an und fügte leise hinzu: „Bevor die ‚schreckliche‘ Clarissa da ist.“
„Mögen Sie sie nicht?“, erkundigte sich Jenna.
„Nein, dabei ist sie vermutlich ganz nett“, gab George grinsend zurück. „Und sie wird sofort alle Schuld auf sich nehmen, das tut sie automatisch. Ob für das Wetter oder eine Massenkarambolage, bei der sie nicht einmal anwesend war. Oh, da kommt sie.“ George eilte davon, und die anderen folgten ihm schleunigst.
„Oh, Mark“, rief Clarissa, „wo hast du nur gesteckt? Und wie du aussiehst! Was wird dein Bruder dazu sagen? Aber es war meine Schuld, ich hätte besser auf dich aufpassen sollen!“
„Nein, es ist keineswegs …“, begann Mark aufgebracht.
„Aufpassen wäre ziemlich aussichtslos bei einem so lebhaften Jungen“, unterbrach Jenna und drückte warnend Marks Schulter.
„Wenn er nur überlegen würde, ehe er handelt!“, klagte Clarissa.
„Ich habe überlegt!“, rief Mark. „Es hatte überhaupt nichts mit dir zu tun!“ Er machte sich los und rannte mit einem unterdrückten Schluchzen die Straße hinunter.
„Er ist so eigensinnig“, jammerte Clarissa. Kopfschüttelnd und mit unausgesetzten Klagen
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