Romanze im spanischen Schloss
sein Bestes gegeben.“
„Ja, das stimmt. Darf ich mich nun verabschieden? Ich fahre nach Madrid.“
„Ich dachte, Sie wohnen in Toledo.“
„Das ist richtig, aber ich habe geschäftlich in der Hauptstadt zu tun.“ „Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich mitzunehmen?“ Wenn er überrascht war, verbarg er es geschickt. „Natürlich mache ich das.“
„Das ist fein, danke. Sonst hätte ich einen von Remis Mitarbeitern gebeten, mich hinzufahren. Ich beteilige mich auch an den Spritkosten.“
„Das kommt überhaupt nicht infrage. Ich fahre ja sowieso. Wir sollten uns allerdings bald auf den Weg machen.“
„Okay, ich bin fertig und muss nur noch meine Tasche holen. Wir treffen uns an Ihrem Wagen.“
„Gut, bis gleich.“
Was für ein glücklicher Zufall! Remi hätte bestimmt darauf bestanden, sie zu fahren, denn er wusste, dass sie wieder zum Arzt musste. Sich Carlos anzuschließen war eine gute Lösung, denn mit Remi allein zu sein, brachte sie immer nur in Schwierigkeiten.
Wenige Minuten später stieg sie zu Carlos ins Auto, und niemand bemerkte es.
Unterwegs führte Carlos über das Autotelefon mehrere Gespräche mit seinen Kunden und seiner Familie, sodass Jillian ungestört den Arzt anrufen konnte. Von der Sprechstundenhilfe bekam sie einen Termin für vier Uhr. Anschließend telefonierte sie mit Maria und behauptete, sie sei mit Carlos geschäftlich unterwegs und würde nicht zum Mittagessen nach Hause kommen. Jillian hoffte, Maria würde ihr die kleine Lüge verzeihen.
Die Haushälterin gab, wie Jillian wusste, jede Information an Remi weiter. Selbst wenn er Verdacht schöpfte, womit zu rechnen war, denn er war von Natur aus misstrauisch, wäre es für ihn zu spät, zu handeln. Jillian nahm sich vor, in einem Hotel zu übernachten, aber natürlich nicht im Prado Inn. Dort würde Remi sie zuerst suchen. Vielleicht würde sie sich in einer der kleineren Herbergen in der Innenstadt ein Zimmer nehmen.
Falls der Arzt ihr erlaubte, wieder Auto zu fahren, würde sie am nächsten Morgen sich einen Leihwagen für eine Woche nehmen. So gewann sie ihre Unabhängigkeit zurück und konnte sich in Ruhe nach einem günstigen gebrauchten Modell umsehen. Da sie voraussichtlich bis Dezember in Spanien blieb, brauchte sie einen eigenen Wagen, um in ihrer Freizeit motorisiert zu sein. Außerdem konnte sie so einen großen Bogen um Remi machen.
Als Remi mit Juan die Kartons mit Olivenöl, das für den Direktverkauf bestimmt war, auf den Lieferwagen lud, läutete sein Handy. Es war Diego, der einige Fragen wegen der Gehaltsabrechnungen klären wollte. Nach dem kurzen Gespräch machte sich Remi wieder an die Arbeit. In letzter Zeit schaffte er es einfach nicht mehr, freundlich und höflich mit den Leuten umzugehen, sodass kaum jemand wagte, ihn anzusprechen.
Alle gingen ihm nach Möglichkeit aus dem Weg. Sogar Paco, der in den vergangenen zwei Jahren viel Verständnis gezeigt hatte, mied Remis Gesellschaft. Trotz Remis wechselnder Stimmungen hatte sich Paco als treuer Freund erwiesen. Doch jetzt hatte Remis Laune einen neuen Tiefpunkt erreicht, und er konnte es seinem Verwalter nicht verdenken, dass er ihn nur ungern ansprach.
Als dann auch noch jemand von der Reinigungsfirma aus Arges anrief und erklärte, man würde etwas später kommen, um die neuen Besuchertoiletten zu reinigen, war er nahe daran, in die Luft zu gehen.
Jedes Mal, wenn sein Handy läutete, hoffte er, es sei Jillian. Doch seit jenem Abend, als er sie beinah auf den Rücksitz seines Wagens gezerrt und sie geliebt hätte, hielt sie sich von ihm fern.
Trotzdem war sie eine ideale Geschäftspartnerin. Keiner arbeitete so viel wie sie. Jeden Abend schickte sie ihm eine E-Mail mit einem detaillierten Tagesbericht. Sie arbeitete selbstständig, zügig und gewissenhaft und beschwerte sich nie. Seine Hausangestellten erzählten ihm, man merke kaum, dass sie da sei.
Er kam mit der Situation nicht mehr zurecht und beschloss, mit ihr zu reden, um endlich Klarheit zu schaffen. Statt Juan zu schicken, würde er das Olivenöl selbst zu dem neuen Laden bringen, was ihr sicher nicht gefiel. Doch das konnte er nicht ändern. Da sie wieder nach Madrid zum Arzt musste, würde er sie hinfahren, sie zum Abendessen einladen und vielleicht noch eine Flamenco-Show mit ihr besuchen. Anschließend würde er sie in die Arme nehmen und sie nicht mehr loslassen, bis sie sich nicht mehr nach Kyle sehnte.
Schließlich hielt er vor dem alten Gebäude an, sprang aus dem
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