Romanzo criminale
Qualität. Eine Gratislieferung, in die Dandi ein wenig zu viel Amphetamin reingerutscht ist.
– Was soll das bedeuten?
– Ich rufe und Sie kommen gelaufen, weil sie etwas über Patrizia erfahren wollen.
– Red keinen Blödsinn, Ranocchia.
– Nein, hören Sie mir zu. Sie wissen alles. Die beiden wissen immer alles. Wirklich.
Scialoja zündete sich eine Zigarette an. Irgendetwas sagte ihm, dass er sich auf Rancocchia verlassen konne.
– Patrizia hat also geplaudert?
– Es war der Typ aus dem Hotel, in Positano ... nun, er ist nicht gerade Richard Löwenherz ... und auch nicht gerade ein Freund, wenn es darum geht ... aber irgendetwas war sogar mir aufgefallen ...
Der Lachanfall, der zugleich sinnlich und komplizenhaft sein sollte, ließ ihn noch abstoßender aussehen. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Und er stank nach Gift und nach Parfum.
– Was hat Patrizia mit dieser Geschichte zu tun?
– Sie hat keine Ahnung davon. Auf ihre Weise ist Patrizia loyal. Oder unloyal, wie man es nimmt ...
– Wo ist sie jetzt?
– Wollen Sie es wirklich wissen?
– Ja.
– Sie ist wieder mit Dandi zusammen ... aber ärgern Sie sich nicht, Kommissar! Wissen sie, wer Scarlett O’Hara ist? Bis zum Schluss weiß man nicht, ob sie diesen Stockfisch Ashley oder den Hurensohn Rhett bevorzugt ... wie dem auch sei, die beiden Spione, diese Arschlöcher, haben einen Plan. Einen Bullenplan. Wir beide treffen uns, ich kollabiere, und da Sie ein guter Mensch sind, bringen Sie mich ins Krankenhaus. Im Auto verstecke ich das Briefchen mit dem Stoff, dann erhole ich mich, wir verabschieden uns, vielen Dank, Bulle, und leck mich am Arsch, du Schwuchtel. Sie gehen Ihrer Wege. Vor dem Haus wartet eine Streife auf Sie. Eine Routinekontrolle. Sie halten sich den Bauch vor Lachen: Was soll das, wir sind doch Kollegen ... aber die lassen nicht locker: Wir haben einen Hinweis bekommen ... kapiert? Ich habe keine Ahnung, wieso, aber die beiden sind stinksauer auf Sie ...
Scialoja reichte ihm die Zigarette. Ranocchia nahm sie mit Genuss entgegen. Aber nach zwei Zügen begann er zu husten. Wütend dämpfte er sie aus. Er verlor das Gleichgewicht. Scialoja stürzte nach vor, um ihn zu stützen. Ranocchia lächelte ihn an, wobei seine kaputten Zähne zum Vorschein kamen.
– Wie Sie sehen, brauche ich mich nicht einmal zu verstellen.
– Warum helfen Sie mir?
– Was soll ich Ihnen sagen? Wegen Patrizia, weil ich es satthabe, weil Sie ein ordentliches Mannsbild sind, weil ich mir die Lunge aus dem Leib huste, weil der Arzt sagt, dass mit meinem Blut was nicht in Ordnung ist, er aber nicht versteht, was, weil ich Abenteuerfilme mag und ich mich in dieser Lebensphase wie die göttliche Marlene in
Shanghai Express
fühle ... sehen Sie sie vor sich? Was hast du die ganze Zeit über gemacht, fragt er sie. Und sie schlägt die Augen auf unter dem riesigen Hut, geheimnisvoll und verschlagen: Fünf Jahre in China sind eine lange Zeit ... mit dem zischenden S von Tina Lattanzi ... Sie wissen schon, der Synchronstimme ... es gibt alle möglichen Gründe! Suchen Sie sich einen aus!
Scialoja versuchte die flüchtige Wahrheit in diesem abwesenden Blick zu erhaschen. Ranocchia hatte denselben Blick wie Patrizia: Ihre Augen schauten immer woanders hin, sie schaute dich zwar an, aber wie abwesend.
– Sind Sie bereit, gegen sie auszusagen?
– Bei allem Respekt, Kommissar, sie können mich am Arsch lecken. Ich hasse das Gesetz.
– Sie werden Wind von der Sache bekommen. Sie gehen ein großes Risiko ein.
– Das ist mir egal. Es ist zu lustig.
Scialoja hatte plötzlich eine Idee. Es war zwar riskant, aber wie sein Retter gesagt hatte, viel zu lustig.
– Geben Sie mir das Kuvert zurück.
– Was wollen Sie damit?
– Geben Sie es mir, los!
Scialoja erklärte ihm seinen Plan.
– Sie rufen sie an, sagen wir in eineinhalb Stunden. Sagen Sie ihnen, es hat eine Programmänderung gegeben. Dass wir bei mir zu Hause gewesen sind. Verstanden?
Ranocchia lachte herzlich.
– Jetzt kann ich in Ruhe sterben. Ich habe endlich jemanden gefunden, der die Nase noch mehr voll hat als ich. Schade, dass Sie keine Männer mögen, Herr Doktor!
Scialoja fuhr nach Hause. Unterwegs kaufte er im Tabakladen auf der Piazza Bologna ein Kilo grobkörniges Salz. Mit einer halbvollen Büchse Thunfisch, die schon zu lange im Kühlschrank gestanden hatte, machte er sich ein Sandwich, öffnete die letzte Dose Bier und sah sich im Fernsehen ein Tennismatch an.
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