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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Es musste schwarz auf weiß stehen, dass sie nie eine Bande gewesen waren. Nur so hatten seine Pläne eine Zukunft. Allmählich begriff Miglianico.
    – Du verlangst ein wenig zu viel von mir ...
    – Bei dem Geld, das du von mir bekommst, ist das wohl das Mindeste. Hast du mir nicht von der Bruderschaft erzählt? Streng dich an ...
    Aufgrund dieser Entscheidung schickte Dandi, kaum hatte er von Seccos Freilassung gehört, eine Botschaft an Nero:
    – Lass ihn von mir grüßen. Aufrichtig grüßen.
    Obwohl er ihm so viel angetan hatte, hatte er beschlossen, ihn wieder einmal zu verschonen. Er brauchte ihn. In dem Leben, das er für sich, für Patrizia und die, die ihm nahe waren, plante, spielte Secco eine genau definierte Rolle. Aber solange er im Knast saß, ging alles seinen gewohnten Weg. Unangenehme Vorfälle wie die mit Bufalo würden sich nicht wiederholen. Man musste den Anschein der größtmöglichen Vertrauenswürdigkeit bewahren. Im Knast kursierten üble Gerüchte über den Neapolitaner. Es war Zeit einzugreifen. Deshalb vertraute er Nero noch eine andere Neuigkeit an.
    – Trentadenari. Wir müssen ihm den Kopf zurechtrücken. Er übertreibt.
    Trentadenari war stinksauer. Die Geschichte mit Freddo war ein schöner Beschiss. Er hatte befürchtet, dass er ihn umbringen wollte, stattdessen hatte das Arschloch ihm zweihundert Riesen abgenommen und ließ es sich nun auf seine Kosten gut gehen. Zwei- oder dreimal war der Polizist aufgetaucht. Im Café. Auf der Via Laurentina, ausgerechnet in dem Augenblick, als er ein aufmüpfiges Pferd suchte, um ihm den Kopf zu waschen. Er beschränkte sich darauf, ihn spöttisch anzugrinsen, als wolle er sagen: Renn nur, renn. Auch wenn du dich noch so beeilst, irgendwann musst du mal stehenbleiben. Nein, er musste verschwinden, der Zeitpunkt war gekommen. Aber Vanessa weigerte sich. Sie hatte Angst davor zu bleiben und Angst davor abzuhauen. Angst vor der Gegenwart und Angst vor der Zukunft. Angst vor allem, auch vor dem eigenen Schatten. Es war eine lähmende Angst. So konnte man nicht weitermachen. Die Tage vergingen in ängstlicher Anspannung. Er wollte sie unbedingt überreden, aber sie benutzte jeden Vorwand, hierzubleiben. Eines Abends, als er nach Hause kam, nachdem er im Kommissariat seine Unterschrift geleistet hatte, wurde er aus einem fahrenden Auto angeschossen. Wenn sie ihn hätten umbringen wollen, hätten sie nicht so hoch gezielt. Er glaubte, im Inneren des Autos eine bekannte Silhouette zu erkennen. Am nächsten Morgen besuchte er Nero. Inmitten widerlichen Räucherstäbchengestanks machte Nero gerade seine Yogaübungen. Trentadenari versuchte die Rede loszuwerden, die er in einer langen Nacht voller Paranoia vorbereitet hatte, in der er wie ein Irrer getrunken und gesnieft hatte. Im Wesentlichen ging es darum: Vielleicht waren die Konten in letzter Zeit ein wenig schlampig geführt worden. Aber sie hatten ihn ja völlig alleingelassen! Allein mit der Verantwortung für die Kasse und den Drogenhandel, noch dazu bei dem großen Durcheinander im Knast ... aber seine Loyalität stand außer Zweifel. Und warum sprachen sie nicht offen darüber, wenn etwas nicht funktionierte, wie es zwischen Ehrenmännern üblich war? Nero wartete, bis er fertig war, beendete seine Übungen, dann sah er ihn mit seinen kalten Augen an.
    – Was redest du, Trentadenari? Ich verstehe dich nicht ...
    – Gestern Abend haben sie auf mich geschossen.
    – Wirklich? Das waren wohl Besoffene ... aber wer seine Pflicht erfüllt, hat nichts zu befürchten!
    Trentadenari begriff, dass die Sache ernst, sogar sehr ernst wurde. Er beschloss, nicht länger zu warten. Wenn Vanessa nicht mit ihm kommen wollte, würde er sie entführen. Er musste noch eine letzte Lieferung verkaufen, achthundert Gramm Peschawar, die er bei Cocciamuffa, einem Vorstadtwichser aus Tor Bella Monaca, untergebracht hatte. Der Stoff gehörte der Vereinigung, aber so, wie sie mit ihm umgingen, hatte er sich wohl ein paar Lire verdient. Er hatte die Kasse, er hatte den Stoff, er hatte die Dokumente. Worauf wartete er noch? Er rief Cocciamuffa an und sagte ihm, er solle sofort, noch in dieser Nacht, an die Kalabresen von Montagano verkaufen.
    – Aber die geben uns nur die Hälfte!
    – Und wen kratzt das? Um Mitternacht möchte ich das Geld sehen. Los, setz dich in Bewegung!
    Trentadenari konnte nicht wissen, dass Scialoja seit geraumer Zeit auch Cocciamuffa „beobachtete“. Um halb acht fing der Polizist, der für

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