Romanzo criminale
dem Motorrad ins
Climax Seven
fuhren.
Das
Climax Seven
war ein Restaurant mit angeschlossener Pianobar hinter der Via Veneto. Frauen in paillettenbesetzten Kleidern und Huren, einige kannte er vom Sehen, die anderen stellte ihm Patrizia vor, wobei sie auf die besonderen Qualitäten jeder Einzelnen hinwies. An einem Tisch neben dem Pianisten zwei oder drei Spieler von Lazio. Und: Journalisten, Kommerzialräte, Gourmets, Araber, eine echte Prinzessin mit einem Hündchen im Arm, ein zweitrangiger Politiker, ein Minister, eine verblühte Schauspielerin, die sich mit den Folgen eines misslungenen Liftings herumschlug.
Der Pianist stimmte
La bambola
an. Dandi trank. Patrizia erzählte ihm dies und jenes: aufgeregt, liebenswert, unberührbar. Bei der Melodie von
Questo piccolo grande amore
von Claudio Baglioni brach er beinahe in Tränen aus. Was machten sie in diesem Scheißlokal? Was hatte seine kleine große Liebe mit diesem Gesindel zu tun?
Dann gingen die Lichter aus, ein Spotlight fiel auf einen Vorhang im Hintergrund und Franco Califano trat auf. Dandi spürte eine Art elektrischen Schlag. Der Califfo war ein Mythos. Er drückte fest Patrizias Hand und flüsterte ihr einen zärtlichen Dank zu. Der Califfo begann mit
Una ragione di più
. Dandi konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, es waren Tränen der Befreiung und Tränen vom Champagner. Als der Schlager zu Ende war, sprang er auf und applaudierte wie verrückt. Alle sahen ihn an. Als er brüllte: „Du bist großartig, Califfo!“, lächelte ihn der Califfo an. Dandi ließ sich auf seinen Stuhl fallen, mit bleischwerem Herzen. Patrizia war verschwunden. Er suchte sie im ganzen Saal – ach, da war sie ja. Sie plauderte mit einem eleganten Paar: Er sah aus wie ein Intellektueller mit Brille, und sie … sie war Daniela, Patrizias Freundin. Etwas dämmerte ihm. Der Califfo sang
Dammeli per più tardi quegli attimi d’amore
. Patrizia kam mit breitem Hüftschwung an den Tisch zurück.
– Ich muss gehen.
– Was?
– Anschaffen, flüsterte sie ihm zu und zeigte auf den Intellektuellen, der Daniela an der Hand hielt.
– Du gehst nirgendwohin.
Er war laut geworden, vielleicht ohne es zu bemerken. Califfo sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Der Alkohol ließ ihm das Blut in den Kopf steigen.
Patrizia reagierte mit einem Schulterzucken und ging zu dem wartenden Paar. Sie verschwanden hinter dem roten Vorhang. Dandi konnte nur mit Mühe aufstehen. Seine Beine zitterten. Er stieß zwei Tische um. Entrüstete Blicke folgten ihm, während er hinaustorkelte. Scheiße, wie konnte man nur so besoffen sein! Der Califfo schien ihm eins auswischen zu wollen:
Perché domani o chissà quando le cose potrebbero cambiare e i baci che tu non mi darai
…
Die Nachtluft draußen war wie ein Peitschenschlag ins Gesicht. Die drei stiegen in einen Porsche Carrera. Mit enormer Kraftanstrengung schaffte er es, Patrizia zu packen, bevor sie einstieg. Der Intellektuelle warf ihm einen verängstigten Blick zu.
– Lass mich. Ich arbeite!
– Du arbeitest nicht! Du bist meine Freundin!
Die Türsteher kamen angelaufen. Die Wagentüren wurden zugeworfen. Der Porsche brauste davon. Die Türsteher umringten ihn. Einen kannte er, er hatte mit seinem Bruder im Knast gesessen.
– Alles in Ordnung, Jungs, sagte er, um die anderen von ihm fernzuhalten, und leise zu ihm: Bitte, Dandi, mach mir keine Scherereien, ich verlier sonst meinen Job …
Patrizia zog ihn weg. Ihre Absätze klapperten wütend auf dem Pflaster.
– Mich bist du los, du Trottel!
– Meine Freundin arbeitet nicht. Meine Freundin ist keine Hure!
Schleppende Sprache, Geschmack von Speibe im Mund.
– Du hast keine Freundin mehr, Arschloch!
Er hob eine Hand, um sie zu schlagen. Aber irgendetwas lag in ihrem Blick, das ihn zwang, es nicht zu tun. Sonst würde er sie für immer verlieren. Patrizia ließ sich nicht unterwerfen. Er dachte an Libanese, seinen Hoffnungsschimmer. Libanese würde ihm den richtigen Rat geben.
– Patrizia, ich …
Umsonst. Patrizia ging ins Lokal zurück. Man rief ihr ein Taxi. Dandi lehnte sich an die Mauer und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
VI.
Die anderen feierten unterdessen bei Trentadenari.
Die Ladung war zur Gänze verkauft worden. Wenn man die Prozesskosten abzog, blieb ein Nettogewinn in schwindelerregender Höhe. Diesmal war Libanese den Jungs gegenüber großzügig: zweihundert Millionen für alle. Sechshundert in die Gemeinschaftskasse, die wunderbar funktionierte.
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