Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
Vielleicht ist der eine oder andere schon dabei und sieht den Rachefeldzug aus einer gewissen Distanz. Er glaubte sie inzwischen zu kennen. Und wenn es eine Seele des Rachefeldzugs gab, dann konnte nur Freddo dahinterstecken. Und Dandi? Wie weit würde ihm Dandi folgen, der bereits erste Schritte als neuer Boss machte? Scialoja träumte davon, sie gegeneinander auszuspielen. Und währenddessen fragte er sich, wo Libaneses Geld gelandet war. Immerhin war er bettelarm gestorben.
    – Er hatte nur mehr das Hemd am Leib, wie der hl. Franz, sagte Borgia spöttisch.
    – Ich würde gerne den armen Teufel finden, dem sein Mantel zugutegekommen ist …
    Tja. Wo war Libaneses Vermögen geblieben? Was hatte der Geheimdienst damit zu tun? Und was hatte die Verbindung von Freddo und Nero zu bedeuten? Wie man die Sache auch drehte und wendete, es tauchten immer neue Facetten auf. Eines war gewiss: Libaneses Tod hatte sie ins Schleudern gebracht. Man musste hart zuschlagen. Sofort. Scialoja versuchte es wieder mit dem Vorschlag, im Bordell eine Razzia zu machen. Mit einem spöttischen Lächeln und der Mahnung, er möge sich nicht von den Hormonen leiten lassen, „behielt sich“ Borgia „die Entscheidung vor“. Scialoja nahm es ihm nicht einmal übel. Letzten Endes würde Borgia doch noch nachgeben.
    Mittlerweile ging die Tragödie in eine Schmierenkomödie, wenn nicht gar in eine Farce über. Waren die Gemito-Brüder plötzlich unverwundbar geworden? Hielt vielleicht Satan höchstpersönlich seine schützende Hand über den Verbrecherclan? Ricotta hatte sogar vom Satan geträumt. Im Traum unterhielt er sich mit Libanese: Unter ihnen lag Rom, die Ewige Stadt,
caput mundi
, Satan spannte seine Flügel und lachte herzlich:
    – Nun, Libano, sind die Jungs brav?
    Was soviel hieß wie: Du hättest wohl gern, dass alles so läuft, wie du möchtest, aber ...
    Den ersten Hinweis gab einen Monat nach dem Begräbnis Sciancato, ein Junkie, der für Sorcio als Heroin-Vorkoster gearbeitet hatte: Wenn er eine Überdosis erwischte – was bereits zweimal passiert war –, war der Stoff zu rein und man musste ihn anders verschneiden.
    – Sie brauchen Koks für ein Fest in Grottaferrata. Heute Abend sind alle dort.
    Am Nachmittag machten Freddo und Nero einen Lokalaugenschein. Das Grundstück, auf dem die Villa stand, war geschützt von einem elektrischen Tor mit laufenden Videokameras und im Garten hörte man das Bellen von Hunden. Unmöglich hineinzukommen. Gegenüber war eine Baustelle. Freddo beschloss, sich mit zwei Autos neben dem Bauzaun zu postieren. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Um sie am Ausgang abzupassen. Alle wussten, dass Nicolino ein feuerrotes Coupé fuhr. Freddo, Nero, die Buffoni-Brüder und Bufalo gingen mit, und auch Ricotta, Nembo Kid, Fierolocchio, Botola und Scrocchiazeppi. Als das erste Auto durch das Tor kam, eröffneten sie das Feuer. Sie brüllten und tanzten mit Maschinenpistolen und Revolvern, Bufalo mit Tränen in den Augen und einem Ninja-Halstuch um die Stirn gebunden, außer sich vor Blutrausch. Erst als Nero, der als Einziger kühles Blut bewahrt hatte, Nembo die MAB buchstäblich aus den Händen riss, kapierten sie, dass im Volkswagen nicht die verhassten Brüder, sondern ein armseliges Pärchen saß, das nichts mit der Sache zu tun hatte und nur durch Zufall in die Schusslinie geraten war.
    Das Pärchen überlebte wie durch ein Wunder, und wie durch ein Wunder überlebte zehn Tage später auch Pino Gemito, dem Botola und Ricotta in der Via Laurentina aufgelauert hatten: Ricottas Beretta hatte sich nämlich den denkbar ungünstigsten Augenblick ausgesucht, um den Dienst zu verweigern, und die Zielperson war so flink, dass sie sich mit einer Kehrtwendung das Leben rettete.
    Achtundvierzig Stunden später in Vigna Murata verpassten Nembo Kid, Botola und Dandi Vittorio Gemito nur einen Streifschuss am Arm: Botola, der es nicht erwarten konnte, hatte aus zu großer Entfernung geschossen. Eine Verschwendung von Munition, die zu nichts führte. Die Zeit verging und es gab keine Ergebnisse. Der Rachefeldzug drohte im Sande zu verlaufen. Bufalo wurde wieder vom Basso continuo des Kopfschmerzes gequält. Am Abend überkam ihn manchmal der Wunsch, die Pistole zu nehmen und sie dem erstbesten Passanten ins Maul zu stecken. Nur um zu beweisen, dass er nicht völlig vertrottelt war. Aber er durfte sich nicht immer so hinreißen lassen.
    Freddo war angespannt, besorgt. Die Straße ließ ihn im Stich! Maestro hatte

Weitere Kostenlose Bücher