Romeo für immer, Band 02
eine von ihnen wird.
Ich starte, manövriere den Wagen aus der engen Parklücke, rase über den Parkplatz und biege auf die Straße Richtung Strand. »Ich habe dir doch erzählt, dass ich früher auch ein Söldner war«, sage ich, während ich mich im Rückspiegel vergewissere, dass wir nicht verfolgt werden. »Ich weiß, dass sie einen so lange verwirren und verunsichern, bis man nicht mehr weiß, was man denken soll.«
Jetzt wäre der richtige Moment, ihr alles zu beichten. Ihr zu gestehen, dass ich meine Frau verraten und gequält habe. Auch wenn Julia sich das Messer selbst ins Herz gestoßen hat, bin ich derjenige, der sie auf dem Gewissen hat. Danach habe ich sie noch weitere siebenhundert Jahre gequält.
Aber ich bringe die Worte nicht über die Lippen. Auch nicht, als Ariel sich vorbeugt und ihr Gesicht mit den Händen bedeckt. »Ich schäme mich so«, flüstert sie.
Ich ziehe ihr die Kapuze vom Kopf und streichle über ihre Haare. Wenn ich sie doch nur von ihrem Schmerz befreien könnte, damit ihr Herz wieder so rein und unschuldig ist wie zuvor. »Lass es nicht zu«, sage ich liebevoll. »Lass nicht zu, dass sie uns mit ihrer Widerwärtigkeit auseinanderbringen.«
Sie stöhnt gequält auf. »Ich war … so wütend. Ich wollte dich umbringen.«
»Aber du hast es nicht getan.« Ich drücke sanft ihre Hand.
»Du verstehst nicht. Ich habe einen Plan geschmiedet«, sagt sie. »Heute Morgen, als die Servicekräfte Pause hatten, so gegen zehn, haben Gemma und ich uns in die Cafeteria geschlichen. Wir wollten dich … wir wollten Dylan bestrafen.« Sie schluckt. »Auf dem Weg zur Cafeteria habe ich die Waffe meines Großvaters heimlich in dem Abstellraum versteckt, der während des Schulballs als Garderobe dient. Ich habe eine Deckenplatte hochgeschoben und sie dort hineingelegt. Heute Abend, während du auftrittst, wollte ich sie holen und dich … « Sie will mir ihre Hand entziehen. Als ich nicht loslasse, erschlaffen ihre Finger. »Ich weiß nicht, ob ich es wirklich fertiggebracht hätte, aber ich war so … « Sie schluchzt. Als sie wieder zu reden beginnt, ist ihre Stimme kaum noch ein Flüstern. »Ich habe dich so sehr gehasst. Mindestens genauso sehr, wie ich dich gestern Abend geliebt habe.«
Wir schweigen beide. Ich weiß, was ich zu sagen habe, aber ich will nicht voreilig sein. Sie soll wissen, dass ich ihr zuhöre und sie verstehe. Und dass ich weiterhin ihre Hand halten werde. Ich streiche mit dem Daumen über ihre zarte Haut. »Ich liebe dich.«
»Wie kannst du nur?«, schluchzt sie. »Ich habe dich verraten. Auch wenn ich dich nicht erschossen habe. Aber ich habe allen Ernstes darüber nachgedacht. Ich war überzeugt, dass du mich belogen hast, dabei hast du mich doch vor den Söldnern gewarnt. Dass Gemma mich so schnell überzeugen konnte, beweist, dass ich von Grund auf böse bin und … «
»Womit hat dieses Böse in Gemma dich denn davon überzeugt, dass ich sterben muss?« Das ist jetzt sehr wichtig. Ariel muss begreifen, dass sie manipuliert wurde. Ihre Gefühle wären sonst nicht in so kurzer Zeit von tiefer Liebe zu brennendem Hass umgeschlagen. Einem so brennenden Hass, dass sie mich töten wollte.
»Sie sagte, dass du Romeo nur erfunden hast«, flüstert sie. »Sie meinte, du bist nach wie vor Dylan und alles, was du über den Fluch und die Magie erzählst, sei ein Trick, um mich ins Bett zu bekommen und die Wette zu gewinnen. Sie hat gesagt, du hättest auch sie belogen, um sie ins Bett zu kriegen. Und dann hat sie behauptet, dass ihr beide gewettet habt, als ihr zusammen … wart. Ihr hättet darum gewettet, wann ich das erste Mal … «
Ich seufze. Verdammt! »Sie hat die Wahrheit gesagt. Jedenfalls im Großen und Ganzen. Dylan hat Gemma wirklich belogen, und die beiden haben tatsächlich gewettet«, erkläre ich. Gleichzeitig frage ich mich, ob Ariel sich vielleicht irrt und Gemma gar keine Söldnerin ist. Möglicherweise ist sie einfach nur eine besorgte Freundin, die sich weigert, eine ziemlich unwahrscheinliche Geschichte zu glauben. »Es tut mir leid, dass ich dir davon nichts gesagt habe. Ich wollte dich nicht kränken. Außerdem dachte ich, es spielt keine Rolle, was zwischen Dylan und Gemma war. Weil ich nicht Dylan bin. Was ich dir erzählt habe, stimmt. Alles. Jedes Wort. Bitte glaub mir.«
Sie nickt, und ich merke, dass ihre Anspannung nachlässt. »Ich weiß«, antwortet sie. »Als ich mich endlich von Gemma loseisen konnte, habe ich nachgedacht und ich … Mir
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