Romeo für immer, Band 02
wurde klar, dass Dylan niemals klug genug gewesen wäre, sich so eine Geschichte auszudenken. Alles, was du mir erzählt hast, ist so unglaublich, dass es nur wahr sein kann. Und dann, als ich bei Gemma zu Hause war, um ihre Sachen zu holen, fiel mir wieder ein, was du mir über die Söldner erzählt hast. Dass ich erst merken würde, ob es einer von ihnen ist, wenn es zu spät ist. Deshalb habe ich dir den Zettel geschrieben. Ich wollte mich mit dir treffen, um über alles zu reden, bevor ich Gemma den Schmuck bringe. Aber wahrscheinlich hat sich das jetzt sowieso erledigt.« Sie schließt die Augen und seufzt resigniert. »Der Söldner, der in ihr ist, wird wohl kaum Geld für eine Reise nach Seattle brauchen.«
Ich fahre an den Straßenrand und halte an. Was ich ihr jetzt zu sagen habe, sollte nicht während der Fahrt besprochen werden. »Ariel, ich … ich bin nicht sicher, ob … « Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen. Aber ich muss es ihr sagen, auch wenn es ihr wehtun wird. »Ich glaube nicht, dass Gemma ein Söldner ist.«
Sie sieht mich aus großen Augen an. »Wie bitte?«
»Ich kann es natürlich nicht mit Sicherheit sagen, es wäre also besser, sie weiterhin zu meiden. Aber ich glaube, sie ist nur besorgt um dich.«
»Was … « Sie wird noch blasser als zuvor. »Was meinst du damit?«
»Dylan war ziemlich gemein zu Gemma. Anscheinend will sie dir diese Erfahrung gern ersparen«, sage ich behutsam. »Weiß sie von der Waffe in der Cafeteria?«
»Nein … davon weiß sie nichts. Sie war mit dem Video beschäftigt. Ich habe ihr nicht gesagt, dass … « Sie schweigt erschrocken. »Ich wurde gar nicht von ihr dazu getrieben«, sagt sie ausdruckslos. »Ich wollte aus eigenem Antrieb einen Mord begehen.«
»Du hättest mich nicht töten können.«
»Oh doch, ich hätte es fertiggebracht.« Sie greift nach dem Türgriff, doch ich halte sie am Handgelenk fest.
»Wohin willst du?«
»Lass mich aussteigen.«
»Nein.«
»Lass mich raus.« Sie schlägt nach meiner Hand, aber ich ziehe sie an mich.
»Bitte geh nicht«, flüstere ich.
»Begreifst du es denn nicht?«, schluchzt sie. »Ich bin verrückt. Ich bin nicht gut genug für … «
»Du bist das Beste, was mir im Leben passiert ist.« Meine Stimme bebt. »Es ist mir egal, ob du mich umbringen wolltest. Und hättest du es getan, wäre mir das auch egal. Das wäre es wert gewesen. Du bist es wert.«
»Du bist verrückt.«
»Das habe ich dir doch gestern schon gesagt.« Ich versuche ein Lächeln, doch es gelingt mir nicht. Nicht, wenn sie so zornig ist. »Ich liebe dich. Ich vergebe dir.«
Einen Augenblick lang ist es still, nur das Tuckern des Motors ist zu hören. »Das möchte ich dir auch immer sagen«, flüstert sie schließlich. »In meinen Träumen.«
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich nach Vergebung sehne.« Ich rücke näher an sie heran, bis ich die verführerische Wärme ihres Atems an meinen Lippen spüre. »Aber noch sehnlicher wünsche ich mir, endlich selbst vergeben zu können, damit ich begreife, dass so viel Vergebung überhaupt möglich ist.«
»Du bist wirklich bereit, mir … « Ihre Hände wandern von meiner Brust zu meinen Schultern.
»Natürlich! Nichts kann mich umstimmen.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Sie hält den Atem an, als ich ihre Taille umfasse und meine Finger unter den Bund ihrer Jeans schiebe.
»Dann sag nichts.« Ich küsse sie und lege in diesen Kuss all meine Liebe. Sie erwidert meinen Kuss genauso gefühlvoll. Es ist wunderbar und schrecklich zugleich. Es ist vollkommen.
Heftig atmend lösen wir uns voneinander und sitzen Stirn an Stirn, mit geschlossenen Augen. Ich bin ganz benommen. Von mir aus könnten wir jetzt so sitzen bleiben und vergessen, dass heute unser letzter gemeinsamer Tag ist. Wir verbringen gerade unsere letzten Stunden miteinander. Wir werden niemals zusammen tanzen.
Oder … Vielleicht …
»Lass uns zu dir fahren«, flüstere ich. »Wir essen etwas und ziehen uns für den Ball um.«
»Nein.« Sie schüttelt den Kopf. »Das geht nicht. Als Gemma und ich heute Morgen in der Cafeteria waren, hat sie sich an der Anlage zu schaffen gemacht und die Hintergrundbilder für die Show ausgetauscht. Bei deinem Auftritt heute Abend wird hinter dir auf einer Leinwand meine Handyaufnahme abgespielt. Ich kenne mich mit den Geräten nicht aus, ich will nicht …«
»Das ist mir doch völlig egal. Soll das Video doch laufen. Alles, was mich interessiert, bist
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