Romeo für immer, Band 02
den Weg versperren. Sie erzählen sich, was sie zum Schulball anziehen und wer wen mit welcher Limousine abholt. Ihr fröhliches Geplapper zerrt an meinen Nerven. Ariel ist verschwunden! Sie wurde entführt, während ich versucht habe, das zu tun, von dem ich dachte, es könne sie schützen. Erreicht habe ich nichts .
Julias Amme hat sich nicht so leicht hinters Licht führen lassen, wie ich gehofft hatte. Sie muss mich gestern Nacht durchschaut haben, denn als ich an der Höhle ankam, war dort nichts. Außer einem fauligen Geruch, der noch in der Luft hing, als habe jemand einen Abfalleimer ausgeleert.
Leer. Verschwunden. Verschollen.
Idiot. Schwachkopf. Narr.
Ich renne los.
»Immer mit der Ruhe, Stroud!«, ruft die Schulleiterin, aber ich habe bereits den Asphaltweg erreicht und laufe über den Parkplatz.
Ich renne zum Auto, obwohl ich keine Ahnung habe, wohin ich fahren soll. Ich weiß nur, dass ich mich beeilen muss. Ich war in der Mittagspause schon bei Ariel zu Hause, aber da war niemand. Sie geht nicht an ihr Handy. Ich bin dann wieder zur Schule zurückgefahren, weil ich gehofft habe, dass sie dort irgendwann auftauchen würde. Aber die Zeit verging ohne ein Zeichen von ihr. Jetzt weiß ich nicht mehr, wo ich noch nach ihr suchen soll. Ich werde das ganze Tal durchforsten, jede Seitenstraße und jeden Weg absuchen, so lange, bis …
Moment mal! Das ist sie doch! Sie steht über die Motorhaube von Dylans Auto gebeugt und kritzelt hastig etwas auf ein Stück Papier. Sie hat mir den Rücken zugewandt und die Kapuze ihres grauen Sweatshirts über den Kopf gezogen. Aber ihre schmalen Hüften würde ich überall wiedererkennen. Sie ist es! Sie ist hier!
Ich sprinte über den Asphalt. »Ariel!«
Sie wirbelt erschrocken herum. Sie ist furchtbar blass, ihre blauen Augen sind vor Schreck geweitet. Sie sieht aus wie ein Gespenst. Aber wenigstens ist sie hier. Gemeinsam werden wir schon einen Weg finden, sie zu schützen. Sie breitet die Arme aus. Ich fange sie auf und drücke sie an mich. Mein kostbarer Schatz ist warm und unversehrt.
»Ich hatte solche Angst«, flüstert sie. »Ich dachte, Gemma hätte dich vielleicht schon abgeholt, während ich die Sachen aus ihrem Zimmer besorgt habe.« Sie schlingt ihre Arme um meinen Nacken. Zitternd vor Erleichterung ziehe ich sie an mich.
»Dann ist es also Gemma?« Ich hatte ja vermutet, dass die Söldner sich jemanden aussuchen, der Ariel nahesteht. Wieder verfluche ich mich, weil ich sie alleine gelassen habe.
Ariel nickt. »Sie ist eine von ihnen. Ich konnte nicht glauben, was sie mir erzählt hat.«
»Jetzt bist du in Sicherheit.« Mein Verdienst ist das nicht. »Ich verspreche, ich werde nie … «
»Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte«, weint sie. »Ich hasse mich.«
»Aber das ist doch nicht deine Schuld.«
»Meine beste Freundin ist tot, und etwas Böses hat von ihrem Körper Besitz ergriffen«, schluchzt sie. »Wegen mir! Aber wieso sind die Söldner hinter mir her? Was wollen sie von mir?«
»Sie wollen deine Seele.« Ich sehe mich um, wir sind hier völlig schutzlos allen Blicken ausgeliefert. Ein paar Schüler haben bereits den Parkplatz erreicht. In ihnen könnten sich ebenfalls Söldner verbergen. Es ist besser für Ariel, wenn man sie nicht sieht. »Was sich zwischen dir und Gemma abgespielt hat, könnte uns vielleicht helfen herauszufinden, wie wir dich besser schützen können. Lass uns losfahren, wir können im Auto weiterreden.«
Sie nickt. Aber es dauert noch eine Weile, bis sie mich loslässt. Ich weiß, was sie empfindet. Nachdem ich sie endlich wieder in den Armen halte, will ich sie auch nie wieder loslassen. Ich beuge mich zu ihr herab, um sie zu küssen, aber sie weicht vor mir zurück.
»Was ist?«
»Du wirst mich hassen«, sagt sie mit belegter Stimme. »Ich wollte dir etwas Schreckliches antun. Ich habe Gemma erst jedes Wort geglaubt, und … «
Ich umfasse ihr Gesicht mit beiden Händen. »Ich liebe dich. Ich könnte dich niemals hassen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Ich schon.« Ich besiegle mein Versprechen mit einem Kuss und öffne die Beifahrertür. »Steig ein. Lass uns losfahren. Wir können im Wagen weiterreden.«
Sie zögert einen Augenblick, dann lässt sie sich in den Sitz sinken. Ich schließe die Tür und sammle Kraft für das, was ich ihr sagen muss. Ich kann mir schon denken, was sie »Schreckliches« vorhatte. Ich weiß, wie die Söldner vorgehen und was sie von Ariel brauchen, damit sie
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