Romeo für immer, Band 02
du.«
»Aber was ist mit den Söldnern? Müssen wir uns nicht vor ihnen verstecken?«
»Die Söldner würden mich nicht in einem Raum voller Menschen töten. Sie haben nicht gern Publikum.«
Sie beißt sich auf die Lippen. »Dann wärst du also … auf dem Schulball sicher?«
»Genau. Außerdem habe ich einen Auftritt. Und ich muss unbedingt wissen, wie deine Kulissenmalereien unter voller Beleuchtung aussehen.«
»Ich möchte einfach nur mit dir alleine sein«, sagt sie mit Tränen in den Augen.
»Das würde ich auch gern.« Ich streiche ihr das Haar hinter die Ohren. »Aber wir haben nur bis Mitternacht Zeit. Und mir ist sehr wichtig, dass du auch in Zukunft weißt, dass alles, was vergangene Nacht zwischen uns war, wirklich stattgefunden hat und ehrlich gemeint war. Alles, was zwischen uns war, ist aufrichtig und wahr.«
Tränen strömen ihr übers Gesicht. »Wir haben keine Zeit.« Sie gräbt ihre Finger in meinen Nacken, und ein Schauer durchfährt meinen Körper. Ihre Berührungen werde ich ewig spüren. Auch wenn ich längst zu Staub zerfallen bin, werde ich noch wissen, wie sich ihre Haut auf meiner anfühlt.
»Es tut mir leid«, flüstere ich. Sie ahnt nicht, wie sehr.
Sie sieht mich an, ihre Lippen finden meine. »Ich vergebe dir«, sagt sie und küsst mich.
Ich sehne mich nach einer weiteren Nacht mit ihr. Nur eine einzige noch. Nur noch einmal bei ihr liegen zu können, sie festhalten, während sie schläft. Aber wir haben keine Nacht mehr, sondern nur noch wenige Stunden, die unaufhaltsam verstreichen.
»Ich sage es nicht gern, aber wir … «
»… müssen los«, beendet sie lächelnd meinen Satz. »Du hast recht. Und ich schätze, ich … « Sie richtet sich gerade auf. »Du hast recht wegen Gemma. Ich muss ihr den Schmuck ins Motel bringen.«
»Ich begleite dich, falls sie … «
»Nein. Gemma ist vielleicht kein Söldner, aber sie hasst dich wie die Pest. Sie würde es nicht verstehen, wenn du mitkommst.« Wieder bedeckt sie ihr Gesicht mit den Händen. »Erst recht nicht nach dem, was Gemma und ich heute getan haben«, seufzt sie.
»Ich will dich nicht noch mal alleine lassen. Ich habe bis vorhin geglaubt, die Söldner hätten dich in ihren Fängen, und das durch meine Schuld. Ich habe Höllenqualen gelitten.«
»Es tut mir leid«, flüstert sie.
»Das muss es nicht.« Ich umschlinge ihre Taille. »Lass mich dich nur beschützen.«
Sie lässt die Hände in den Schoß sinken. »Okay. Du kannst mich zum Motel fahren und im Auto warten. Wir parken so, dass du ihre Zimmertür im Blick hast. Es dauert nur ein paar Minuten.«
»Zehn Minuten. Keine Minute länger, danach komme ich dich holen.«
Sie nickt. »Das müsste reichen. Ich kann sowieso nicht lange bleiben. Gemma hat heute Morgen im Schulsekretariat angerufen und sich als meine Mutter ausgegeben, um mich krankzumelden. Aber es könnte ja sein, dass die Schule eine Nachricht auf unserem Anrufbeantworter hinterlassen hat. Deshalb will ich rechtzeitig zu Hause sein und sie löschen, bevor Mom heimkommt. Sie lässt mich bestimmt nicht zum Schulball, wenn sie erfährt, dass ich geschwänzt habe.«
»Ein solches Schicksal muss unter allen Umständen vermieden werden«, verkünde ich theatralisch und lenke den Wagen wieder auf die Straße. »Ich muss dich in dem Kleid sehen.«
»Es ist wunderschön«, sagt sie leise.
»Du bist wunderschön.«
»Dank dir.«
»Nein, das hat nichts … «
»Oh doch. Das habe ich allein dir zu verdanken. Widersprich mir nicht«, befiehlt sie.
Ich schweige und fahre. Ein Teil von mir ist immer noch selbstsüchtig genug, dass er nur zu gern glauben möchte, er sei der Grund für ihre strahlende Schönheit. Und dieser Teil hofft, dass sie sich an diese Vorstellung klammern kann, wenn der Junge, den sie liebt, sich wieder in eine so abscheuliche Kreatur verwandelt hat, dass er ihr seine grauenhafte Fratze nicht zu zeigen wagt.
Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, dann werde ich immer in ihrer Nähe sein. Ich werde im Verborgenen über sie wachen und alles tun, um sie vor der Dunkelheit zu bewahren.
22
Ariel
I mmer schön lächeln. Lächeln und lügen. Lächeln und lügen. Dieses Mantra murmle ich vor mich hin, während ich über den Parkplatz zu Gemmas Motel gehe. Ich spüre seinen Blick in meinem Rücken. Er sitzt im Auto und wird mich keine Sekunde länger als nötig aus den Augen lassen. Weil ich ihm ja so sehr am Herzen liege; weil er mich ja so wahnsinnig liebt.
Liebe. Als ob er wüsste, was
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