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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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aufstößt.
    »Was willst du hier?«, herrscht sie mich an.
    »Ich … ich … «
    Ich will dich berühren. Ich will neben dir im Bett liegen und herausfinden, ob du mir zeigen kannst, wie man träumt, ohne schreiend aufzuwachen.
    »Ich … ich … « Ich stottere, schüttle den Kopf und suche nach den richtigen Worten.
    Sie reißt mir die Tasche aus der Hand und stellt sie neben sich auf den Fußboden. »Meine Mutter dreht durch, wenn sie dich hier vor dem Fenster stehen sieht«, flüstert sie und wirft erneut einen ängstlichen Blick über ihre Schulter, bevor sie sich wieder zu mir umdreht. »Wie bist du hereingekommen? Die Vorgartentür ist doch abgeschlossen.«
    Atme! Konzentriere dich! »Geklettert.« Ich starre auf einen unsichtbaren Punkt über ihrer Schulter und kämpfe gegen meine alberne Schwäche an. Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals so verdammt hilflos gefühlt zu haben. Nicht einmal als mein Vater nach dem Tod meines Bruders unsere Kinderstube in Brand gesteckt hat. Der Pestarzt hatte meinen Eltern geraten, sämtliche Laken und sonstigen Gegenstände in unserer Stube in heißem Wasser abzukochen, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Stattdessen hat mein Vater alles verbrannt. Die Möbel in der Kinderstube, jedes Kleidungsstück, unsere Holzflöten, die holzgeschnitzten Tierfiguren meines Bruders und sogar unsere blauen Decken, die meine Mutter so kunstvoll bestickt hatte und mit denen sie uns jeden Abend zudeckte. Wie habe ich mich nach meiner Decke gesehnt, ich habe sie fast ebenso schmerzlich vermisst wie meinen Bruder. Danach bin ich jeden Abend mit geballten Fäusten eingeschlafen und habe mich gefragt, ob der Schmerz in meiner Brust jemals weichen wird.
    Doch selbst diese Sehnsucht war nicht so schmerzlich wie jetzt mein Verlangen, die Arme um Ariels Taille zu legen, mein Gesicht an ihren Bauch zu schmiegen und sie um Trost zu bitten.
    Wie erbärmlich und schwach ich bin. Ich verliere noch den letzten Rest meines Verstandes.
    Ich muss mich konzentrieren und darf auf keinen Fall zulassen, dass die plötzliche Sehnsucht nach menschlicher Nähe mich von meinem Vorhaben abbringt. Später werde ich immer noch Zeit haben, Nähe zu finden. Später, wenn ich in einem anderen Körper wohne und mir einen Platz unter den Botschaftern errungen habe. Ich weiß, dass Julia es immer vermieden hat, geliehene Körper zu selbstsüchtigen Vergnügungen zu nutzen, aber ich muss es ihr ja nicht gleichtun. Sobald ich in Sicherheit bin, kann ich dutzendweise Mädchen erobern, die mich in ihren Armen halten werden, lieblich und schön wie Ariel, ja schöner noch. Der Gedanke daran sollte tröstlich sein, aber das ist er nicht.
    Ich lecke angespannt meine Lippen und schmecke dabei meine eigene Verzweiflung. Hoffentlich bemerkt Ariel nicht, wie nervös ich bin. »Ich musste dich unbedingt sehen«, krächze ich.
    »Warum?«
    »Ich habe mir Sorgen gemacht, ob du es wohlbehalten nach Hause geschafft hast.«
    »Offensichtlich habe ich das. Ich … « Sie stockt und schaut angestrengt auf das nasse Gras unter meinen Füßen. »Es ist alles in Ordnung.«
    Gar nichts ist in Ordnung. Du hältst das Schicksal der Welt in deinen Händen, und der, den man geschickt hat, dir zu helfen, wird bei lebendigem Leib von seiner eigenen Angst aufgefressen.
    Verflucht sei Julias Amme. Mir ging es bestens, bevor sie mich gezwungen hat, die Höhle zu betreten. Durch ihren »Ansporn« laufe ich nun Gefahr, vollends zu scheitern.
    »Nein, gar nichts ist in Ordnung«, entgegne ich. »Du bist sauer auf mich.«
    »Ich bin nicht sauer auf dich.« Es klingt nicht besonders überzeugend.
    »Wirklich nicht? Als du gestern Abend verschwunden bist, warst du jedenfalls nicht besonders gut auf mich zu sprechen.«
    »Ich … ich kann mich nicht erinnern.« Sie sieht mich an, ängstlich und unsicher. »Ich weiß, dass wir uns gestritten haben. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass ich dir böse sein müsste, aber … nur sehr verschwommen.«
    Ich atme auf und riskiere endlich ein Lächeln. Sie kann sich nicht erinnern. Man muss auch für die kleinen Dinge dankbar sein. »Es tut mir leid. Du hast allen Grund, sauer auf mich zu sein. Es ist meine Schuld«, erkläre ich und versprühe etwas von dem Charme, der mir so hervorragende Dienste geleistet hat, bevor ich den Fehler begangen habe, Alkohol ins Spiel zu bringen. »Wir haben Portwein getrunken, der ist um einiges stärker als gewöhnlicher Wein. Ich hätte dich warnen müssen.«
    »Oh.«

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