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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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österreichischer Wesensart überzeugend zur Darstellung bringt, mitbestimmend.« 157
    Umso bestürzter reagiert man, als Romy nur etwa einen Monat später einem Münchner Reporter erzählt, sie wolle keine weiteren Fortsetzungen von
Sissi
mehr drehen, sondern nach Rollen suchen, die ihr künstlerisch mehr abverlangen. Herbert Tischendorf von der Herzog-Filmverleih, bei dem Schneider immer noch unter Vertrag steht, plädiert – nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen – für zumindest noch einen weiteren Teil. Auch Ernst Marischka zeigt sich verwundert über die kolportierten Äußerungen, verweist auf bereits abgeschlossene Verträge mit manchen Beteiligten für den dritten Teil. Im Juni 1957 meldet die Presse erleichtert, Marischka werde noch im selben Jahr an der Vollendung der Trilogie arbeiten.
    »Laßt Romy in Ruh’!«, fordert die Illustrierte »Bravo«, die im Juni 1957 noch den Untertitel »Die Zeitschrift mit dem jungen Herzen« führt. »Romy in Indien, Romy in Spanien, Romy bei den Griechen, Romy zu Hause, Romy im tabu, Romy oben und Romy unten […] Die Publicityschraube wurde überdreht.« 158 In Leserbriefen wird ihr Dekolleté als zu tief empfunden, in anderen mokiert man sich über die durch den Trubel und die »Überdosis Propaganda« um ihre Person »eingebildete und übergeschnappte« Romy.
    Auslandsangebote, vor allem aus Amerika, liegen Schneider bereits seit dem Erfolg von
Mädchenjahre einer Königin
vor, Agenten bieten Drei- bis Siebenjahresverträge. Dazu kommen Projekte in Frankreich, Italien, Spanien. Romy fürchtet die Sprachbarrieren, spürt aber, dass die Dinge zunehmend in Bewegung geraten.
    Ein weiterer Film mit Ernst Marischka wird für 1958 alsvertraglich gesichert gemeldet. Sie soll darin die Konkurrentin von Lola Montez, die Münchener Geliebte des Bayernkönigs Ludwig I. spielen. Marischka will diesen mit Karlheinz Böhm besetzen. Romy lehnt ab, schlägt Oskar Werner vor, den sie in Ophüls’
Lola Montez
bewundert und in Wien am Theater erlebt hat. Sie möchte der Automatisierung als ewig gleiches Filmpaar entgehen, von der sich die Produktionsgesellschaft natürlich zu Recht gefüllte Kassen verspricht. Kein Geringerer als Willy Fritsch, der mit Lilian Harvey selbst Teil einer solchen zugkräftigen Paarung – und der damit verbundenen Wünsche und Spekulationen des Publikums – war, hatte sie vor einer solchen Kombination gewarnt.
    »Dein Preis wird durch deinen letzten Film bestimmt«, 159 diesem Merksatz Ernst Marischkas stimmt sie zu. 1957 hört Schneider zunehmend von Filmkrise und Pleitenangst, ohne dass man ihr Näheres erklärt. Ständige Selbstreflexionen begleiten den Weg der jungen, zunehmend verunsicherten Romy. »Es heißt immer wieder, ich sei nichts anderes als ein Teil gesteuerter Protektion, und das ist sicherlich nicht verletzend gemeint.« 160 Immer wieder bilanziert, fragt und hinterfragt sie. Neun Filme hat sie inzwischen gedreht. Die größten Kassenerfolge waren
Mädchenjahre einer Königin
, die beiden
Sissi
-Teile, und
Deutschmeister
immerhin ein solider Erfolg. Einzig
Der letzte Mann
blieb finanziell unter den Erwartungen. Sie erkennt die drohende Reduktion auf romantisch-sentimentale Sujets im Adelsmilieu und betont: »Ich kann nicht mehr geben, als mir das Drehbuch erlaubt.« 161 1957 ist auch das Jahr, in dem die erste Biographie über die erst 19-Jährige erscheint, Gábor von Vaszarys
Romy
.
    Wenn sie es sich aussuchen könnte, überlegt sie, würde sie jedes Jahr einen sicheren Kassenerfolg drehen. Das würde ihr das Wohlwollen von Verleihern und Kinobesitzern sichern, ohne deren wirtschaftliche Macht, wie sie erkennt, keine Karriere möglich ist. Als zweite Filmarbeit möchte sie in einem Musical mitwirken, einer frechen Komödie, wobei ihr Otto Premingers
Die Jungfrau auf dem
Dach
(1953) noch als zu frivol erscheint. Der dritte Stoff sollte ein sozialkritischer sein, wie etwa
Die Halbstarken
, 162 Daneben möchte sie eine solide Schauspielausbildung machen und in einigen Jahren Theater spielen.
    Sie hat Erfahrung mit Drehbüchern, hat Dutzende davon gelesen, kann sich bei deutschsprachigen Produktionen das gewünschte Endprodukt vorab visualisieren. Der Rat ihrer Mutter, Rollen zu spielen, die ihrem Alter entsprechen, scheint ihr plausibel. Sie weiß, dass sie mit der Repertoirepalette ausgebildeter Schauspielerinnen wie Maria Schell nicht konkurrieren kann, traut sich dramatische Rollen noch nicht zu. Aber sie glaubt an ihre

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