Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
Vom Netzwerk:
sich fort. Sie verneigten sich noch einmal dankbar vor Bennosuke und liefen los, während er ihnen nachsah.
    Da war der Wald, da war die Sicherheit, die er sich verdient hatte, und ein Teil von ihm sehnte sich danach, darin zu verschwinden. Die beiden Samurai liefen davon, und er sah ihnen immer noch hinterher und versuchte, zu vergessen, was sie gesagt hatten.
    Aber es gelang ihm nicht, denn so verdreckt sie auch waren, war doch nicht zu übersehen, dass sie eine burgunderrote Rüstung trugen.

    Er verfluchte sich, während er nun denselben Hang hinauflief, den er gerade herabgekommen war. Es konnte durchaus sein, dass die beiden logen oder sich irrten. Wer kannte bei dieser Schlacht schon den genauen Stand der Dinge? Dennoch folgte er ihnen. Die beiden burgunderroten Samurai blickten sich nicht um, und auf dem Weg den Hang hinauf war er sich der Gestalten der Reiter bewusst, die immer wieder zwischen den Bäumen auftauchten und gleich einer Lawine alles vor ihnen niedermachten.
    Das fliehende Heer lief in verschiedene Richtungen auseinander, und die Reiter teilten sich dementsprechend auf. Die Jagdmeute zerfiel in einzelne Jäger, einzelne Falken schossen auf den sich windenden Pfaden auf einzelne Mäuse hinab, wobei sich ihre Wege manchmal kreuzten, wie Weidenruten beim Flechten eines Korbs. Soldaten, die sich schon frei gewähnt hatten, wurden hinter der nächsten Ecke schließlich doch von Tokugawas Männern gestellt, und schon war es um sie geschehen.
    Vor Bennosuke tauchten vier Reiter auf, die in leichtem Galopp einen Weg herabpreschten und zwischen ihm und den Nakata-Männern hindurchritten. Nur der hintere Reiter sah ihn, drehte sich im Sattel und schoss einen nur halb gespannten Pfeil auf ihn ab, der vor ihm zu Boden ging. Fast wäre Bennosuke über den Schaft gestolpert, doch er schaffte es, ihn stattdessen zu zertreten, und lief weiter.
    Statt einen weiteren Pfeil aufzulegen, grinste der berittene Samurai nur und hielt seinen Daumen und Zeigefinger so in die Luft, dass sich die Spitzen fast berührten, ehe er wieder zwischen den Bäumen verschwand. Die Reiter hielten nicht inne, preschten weiter den Weg hinab. Jemand anderes würde ihn schon zur Strecke bringen – warum sich die Mühe machen umzukehren, wenn direkt voraus leichtere Beute lockte?
    Auch die beiden burgunderroten Samurai liefen weiter, und ihr Weg führte nun leicht bergab. Voraus flatterte ein großes burgunderrotes Banner über einer kleinen Lichtung, die nun bald in Sicht kam. Natürlich hatten sich die Nakata auf einen Rückzug vorbereitet. Doch das war ein trauriges Häuflein dort unter dem Banner, und selbst aus der Ferne erkannte Bennosuke, dass diese Truppen in Auflösung begriffen waren.
    Es waren höchstens vierzig Mann, und sie liefen wie aufgescheuchte Hühner umher. Als er mit den beiden Samurai bei ihnen eintraf, unternahmen einige gerade den ungeordneten Versuch, bergan zeigende Barrikaden aus Bambusspeeren zu errichten. Sie hatten allerdings längst nicht genug davon, dass es eine sinnvolle Befestigung ergeben hätte. Es waren Steine in einem Fluss, weiter nichts. Männer hielten sich an den Speeren fest und sahen zu den nahenden Reitern hinüber. Keiner gab Befehle.
    Und es unterschied auch niemand Freund von Feind; Bennosuke wurde ungehindert in das kleine Feldlager vorgelassen. Es waren genug Männer hier, die der Schlacht im Tal entronnen waren, sodass er mit seinem blutbeschmierten Äußeren nicht weiter auffiel. Bennosuke blieb stehen, beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie, jeder Atemzug schmerzte. Dann sah er sich um – und tatsächlich, da war er.
    Hayato Nakata.
    Seine prachtvolle Rüstung war noch sauber, sein Armstumpf kunstvoll darunter verborgen. Er starrte mit offenem Mund vor sich hin. Hinter ihm stand ein halb gesatteltes Pferd, das aber angesichts dessen, was nun drohte, nicht weiter beachtet wurde. Leibwächter standen um ihn herum, aber sie waren das nur noch dem Namen nach und starrten hilflos zu den Reitern hinüber, die den Hang herabströmten und immer näher kamen.
    Es blieb keine Zeit.
    Bennosukes Hirn arbeitete jetzt rasend schnell und mit List und Tücke. Nur ein Mann stellte sich ihm in den Weg, als er auf Hayato zutrat – der Einzige, der die Bezeichnung Leibwächter verdiente. Er guckte grimmig und kam Bennosuke bekannt vor: Runde weiße Brandnarben zogen sich über Wange und Hals. Er hielt Bennosuke zurück, indem er ihm eine Hand auf die Schulter legte, und einen Herzschlag

Weitere Kostenlose Bücher