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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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sie.»
    «Soll ich mir das mal ansehen?»
    «Gern. Ich vertraue deinen Fähigkeiten, Bruder.»
    Dorinbo wies in das hell erleuchtete Wohnzimmer, und Munisai folgte ihm wortlos. Im Haus herrschte eine unheimliche Stille, und obwohl sie barfuß auf weichen Bambusmatten gingen, wirkten ihre Schritte schwer wie polternde Steine.
    Der Samurai entblößte den Oberkörper und setzte sich mit dem Rücken zur Laterne. Dorinbo löste die verschmutzte Schlinge, wobei Munisais Arm wie lahm herabfiel. Der Samurai zuckte vor Schmerz zusammen. Dann wickelte der Mönch die mit der Wunde verklebten Bandagen ab, betrachtete einen Moment lang die Verletzung und sog dabei scharf die Luft ein.
    «Wer hat dich behandelt?», fragte er.
    «Einer meiner Männer.»
    «Ein Heiler?»
    «Nein. Ist es schlecht gemacht?»
    «Ich kann noch nicht einmal das erkennen …», erwiderte der Mönch und fuhr mit einer Fingerspitze über die Ränder der Wunde, was seinen Bruder erneut zusammenzucken ließ. «Hat er das etwa noch tiefer aufgeschnitten?»
    «Ja, auf meinen Befehl.»
    «Du Narr», gab Dorinbo düster zurück. «Das Fleisch noch tiefer einzuschneiden macht es doch nur noch schlimmer. Mit einer Axt hackt man Holz, man baut kein Haus damit.»
    «Ich dachte …»
    «Da hast du dich geirrt, Bruder. Wieso bist du nicht zu einem richtigen Heiler damit gegangen?»
    «Die waren alle zu beschäftigt.» Deutlich spürte er Dorinbos Präsenz hinter sich, und ehe er ein weiteres Mal erröten konnte, fuhr er fort: «Außerdem ist es nicht gut für die Männer, wenn sie ihren Heerführer verwundet sehen.»
    Dorinbo seufzte. «Du meinst, es wäre nicht gut für
dich
, wenn sie dich verwundet sehen. Acht Jahre – und du hast dich kein bisschen geändert.»
    Munisai erwiderte nichts. Dorinbo begann, seinen Bruder genauer zu untersuchen, tastete ihn ab, prüfte die Farbe seiner Haut und seiner Zunge. Dann nahm er vorsichtig seinen linken Arm und befühlte die zahlreichen Pulsstellen, wobei er immer wieder zum Vergleich auch den unversehrten Arm abtastete.
    Als der Mönch zwischen die Knöchel der lahmen Hand seines Bruders drückte, schien dieser es kaum zu spüren. «Hm. Herz und Organe sind stark, dein Geist rege. Aber die Verletzung hat den Fluss des heilenden Äthers zu dieser Körperseite unterbunden. Wir können versuchen, das zu beheben.»
    Der Mönch machte sich ans Werk. In einem Kohlenbecken verbrannte er duftende Kräuter, um den Verwesungsgeruch zu überdecken. Er setzte Wasser auf und bereitete aus Pulvern und Pasten ein Tonikum, das er Munisai zu trinken gab. Es schmeckte bitter und verursachte ein Kribbeln im Zahnfleisch. Dann begann Dorinbo, die Wunde zu säubern, während mal Eitergestank, mal Kräuterduft die Luft erfüllte.
    Anschließend widmete sich Dorinbo wieder dem Rücken seines Bruders und breitete im Geiste sorgfältig eine Sternenkarte darauf aus. Rings um die hässlichen Wundränder erkannte er die Sternbilder, die den alten Meistern der chinesischen Medizin zufolge den Meridianpunkten der Lebensenergie entsprachen. Aus einer Vielzahl verschiedener Nadeln wählte er eine als Anker und begann dann, Munisais Rücken zu akupunktieren, staute und leitete damit seine Lebensenergie zu der Wunde hin.
    «Ich sollte wohl fragen», sagte der Mönch, «wo du die ganze Zeit gewesen bist.»
    «In den Diensten Fürst Shinmens», antwortete Munisai.
    «Glaubst du, wir sind hier vollkommen aus der Welt? Man erfährt auch hier so einiges … Ich weiß, dass du dich vor fünf Jahren in seine Dienste begeben hast, nachdem du dieses Turnier gewonnen hattest. Ich meinte die drei Jahre davor.»
    «Die sind unwichtig», erwiderte Munisai kühl, denn der Mönch hatte abermals etwas angesprochen, dem er sich noch nicht zu stellen vermochte. «Konzentrier dich auf die Wunde.»
    «Wie du wünschst.»
    Mit den Nadeln traktiert zu werden bereitete Munisai eine Gänsehaut. Er hoffte, das wäre nur das Prickeln der heilenden Kräfte. Seine Gedanken schweiften ab, suchten nach einer Ablenkung, und obwohl er sich dagegen sträubte, landeten sie bei dem Jungen.
    «Wohnt Bennosuke jetzt bei dir?», zwang er sich zu fragen.
    «Nein, er wohnt hier. Ist er denn nicht da?»
    «Nein», sagte Munisai und atmete tief durch. «Yoshiko scheint jedenfalls nicht gelogen zu haben, was ihn angeht.»
    Dorinbos Hände erstarrten, und die feine Nadel, die er gerade eingestochen hatte, verharrte auf halbem Weg in den Muskel. Nach kurzem Schweigen antwortete der Mönch: «Die Zeit

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