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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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schon.« Perez schaut kurz auf. »Sie trug natürlich Handschuhe.«
    Ja, klar, bei fünfunddreißig Grad. Ich hasse es, wenn jemand versucht, witzig zu sein, es aber ganz und gar nicht ist.
    »Oder hat sie vielleicht telekinetische Fähigkeiten?«, fragt er. »Sodass sie den Geldbeutel allein kraft ihrer Gedanken bewegen konnte, indem sie ihn nur anschaute?«
    Seine Faltarbeit ist fertig. Es ist ein Schwänchen geworden. Er legt es neben seinen Kaffeebecher. Der Anblick aktiviert eine Hirnzelle in meinem Hinterkopf. Der Becher verwandelt sich in ein Glas.
    »Ich weiß es wieder!«, rufe ich. »Als Val von der Bar zurückkam, hatte sie ein Tablett bei sich. Darauf standen zwei kleine Flaschen Cola und zwei Gläser. Und daneben lag der Geldbeutel von Frau Somez. So konnte Val ihn mir bringen, ohne ihn selbst anzufassen. Deswegen sind ihre Fingerabdrücke nicht darauf.«
    »Okay«, sagt Perez. »Aber wie kommt dieser Geldbeutel dann auf das Tablett?«
    Woher soll ich das wissen. »Vielleicht hat ihn der Barmann draufgelegt.«
    »Ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen…?«
    »Es kann doch aus Versehen passiert sein? Ohne dass er es gemerkt hat? Er wischt mit einem Tuch über den Tresen und stößt dabei an den Geldbeutel? Der fällt auf ein Tablett, das er schon bereitgestellt hat und…«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass er sich an keinen Geldbeutel erinnert«, fällt Perez mir ins Wort.
    »Vielleicht war ja zu viel Betrieb. Ein Barmann kann nicht überall gleichzeitig auf alles achten.«
    »Um Viertel nach neun morgens?«
    »Dann eben Frau Somez selbst«, überlege ich. »Vielleicht stand das Tablett schon für sie bereit und sie legte, ohne nachzudenken, ihren Geldbeutel darauf. Der Barmann stellt ein Getränk dazu. Sie nennt ihm ihre Zimmernummer und nimmt das Getränk mit, lässt aber das Tablett stehen, samt Geldbeutel. Danach ist Val an der Reihe. Sie benutzt dasselbe Tablett, sieht den Geldbeutel liegen…«
    »Okay, das wäre eine Möglichkeit«, gibt Perez zu. »Aber übersiehst du da nicht etwas Entscheidendes? Oder besser gesagt: jemanden?«
    Natürlich! Val! Wie habe ich das vergessen können? Sie behauptet auch, keinen Geldbeutel gesehen zu haben. Der Druck um meine Brust verstärkt sich. Ich kann mich nicht länger selbst zum Narren halten. Val will, dass ich die Schuld an Frau Somez’ Tod bekomme.
    Aber warum?
    Mir fällt nur ein einziger Grund ein: Sie versucht, Stefano zu schützen. Der Junge, der nicht ihr Bruder ist, sondern… Darum sagte er, ich solle nicht so forsch rangehen! Ich spüre einen schmerzhaften Stich hinter den Rippen.
    »Was ist los?«, fragt Perez.
    »Val belügt euch, um Stefano zu helfen. Er hat diese SMS verschickt, damit ich verdächtigt werden würde. Er wusste also, dass in Zimmer 27 eine Leiche lag. Woher konnte er das wissen? Weil er Frau Somez selbst ermordet hat! Und zufällig war da ein blöder Holländer in der Nähe, dem er die Schuld in die Schuhe schieben konnte.«
    »Schon wieder Stefano.« Perez seufzt. »Der Junge, der nur in deiner Fantasie existiert.«
    »Das stimmt nicht! Haben Sie das Restaurant schon angerufen? Restaurant Mélia in Córbador? Der Inhaber hat persönlich mit Stefano gesprochen. Er weiß, dass er keine Erfindung ist.«
    Perez sucht die Nummer im Internet und gibt sie ins Telefon ein. Ich lausche mit angehaltenem Atem und drücke im Stillen die Daumen. Lass jemanden da sein, bitte, bitte.
    Ja! Es wird aufgenommen.
    Es folgt ein langes Gespräch, dem ich nicht folgen kann. Schließlich legt Perez auf. »Der Inhaber von Mélia sagt, dass noch nie ein Stück Glas im Essen gefunden wurde. Er wurde sogar ein wenig wütend, als ich das unterstellte, denn in einem so erstklassigen Restaurant wie seinem passiert so etwas nie, sagte er.«
    Es ist ein Komplott! Sie wollen mich in den Wahnsinn treiben! Dieser Inhaber und Stefano und Val und Perez und…
    Ich bekomme keine Luft mehr und vor meinen Augen tanzen Flecken. Perez’ Gesicht kommt ganz nah. Seine Lippen bewegen sich, aber ich kann ihn kaum verstehen, weil seine Stimme so weit weg klingt. Ich glaube, dass er »Fin« sagt.
    Fin. Das bin doch ich?
    Ich spüre, wie ich weggleite. Meine Hand sucht Halt am Tisch. Es hat keinen Sinn. Ich kann es nicht stoppen. Vielleicht haben sie mich ja vergiftet. Ich glaube, ich ersticke.

21
    Zeit: drei Wochen früher
Ort: La Lina – Spanien
    Nach dem Vorfall mit dem Kopfsprung konnte ich Val nicht lange böse sein, auch wenn ich mich noch so sehr

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