Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
Vom Netzwerk:
nicht weit auseinander.«
    »Magst du was essen?«, fragte ich. »Ich lade dich ein.«
    »Gern«, sagte sie.
    Ich ging zur Theke. In der meterlangen Vitrine standen riesige Schalen mit sicherlich zehn verschiedenen Sorten Oliven, Sardinen, verschiedenen kalten Nudelgerichten, Wurst, Schinken, Ziegenkäse und noch viel mehr. Von allem, worauf ich zeigte, bekam ich eine kleine Menge in einzelne Schälchen, die auf die Theke gestellt wurden. Die Frau, die mich bediente, gab mir auch noch Spießchen und Servietten dazu. Als ich nickte, dass es nun genug sei, gab sie den Gesamtbetrag in die Kasse ein. Ich nahm meinen Geldbeutel aus der Tasche und wollte meine EC-Karte zum Bezahlen zücken.
    Sie war nicht da.
    Ich spürte, wie das Blut aus meinen Wangen wich. Die Frau fragte mich etwas in diesem elenden Spanisch. Ich durchwühlte rasch meinen Geldbeutel, von hinten nach vorn und wieder zurück, ich schaute in jede Ecke und jedes Fach, aber meine Bankkarte blieb unauffindbar. Die Frau sagte wieder etwas, aber diesmal klang sie schon weniger freundlich. Ich beugte mich noch tiefer über meinen Geldbeutel. Mein Geld war noch da. Das war seltsam. Ein Dieb, der meine Karte klaute, würde doch gleich auch den Rest mitnehmen, höchstwahrscheinlich sogar meinen ganzen Geldbeutel. Leider reichte das restliche Geld nicht aus, um den Betrag, der in weißen Ziffern auf der Kasse stand, bar bezahlen zu können. Ich sah mich verzweifelt um, aber Val saß nicht mehr an dem kleinen Tisch. Ich sah nur noch das halb leere Fläschchen dort stehen.
    Neben mir erklang ein Ticken. Es war der ungeduldig wippende Fuß meines Nachbarn. Es machte mich noch nervöser. Dämlicher Typ. Als ob ich den Laden absichtlich aufhielte! Wenn meine Karte nicht gestohlen worden war, musste ich sie verloren haben. Ich verlegte meine Suchaktion auf den schwarz-weißen Fliesenboden, aber auch dort lag sie nicht.
    Die Frau hinter der Theke schüttete plötzlich einen spanischen Sturzbach über mir aus. Der Mann mit dem wippenden Fuß pflichtete ihr bei, sodass ich mich allmählich so gejagt fühlte wie ein Kaninchen zu Weihnachten.
    Bis eine Stimme hinter mir fragte: »Kann ich helfen?«
    Val! Sie war nur zur Toilette gewesen oder so.
    Ich erklärte ihr das Problem und sie erläuterte es der Frau und dem Mann auf Spanisch. Schließlich bezahlte sie und trug die Tapas zu unserem Tisch.

22
    Zeit: zwei Wochen und drei Tage früher
Ort: La Lina – Spanien
    Val und ich gingen in der Dämmerung zum Campingplatz zurück. Mann, was war ich sauer! Und nicht nur, weil ich meine EC-Karte verloren hatte. Ich war allein mit Val, der Mond schien, die Grillen zirpten und es war nicht mehr glühend heiß, sondern angenehm. Ideale Bedingungen, um etwas mit einem Mädchen anzufangen, und ausgerechnet jetzt ließen mich meine männlichen Hormone komplett im Stich. Mir stand einfach nicht der Sinn danach – ich machte mir viel zu viele Sorgen um diese blöde Bankkarte –, und was mir die Laune noch mehr verdarb, war, dass ich jetzt schon wusste, wie schrecklich leid mir diese verpasste Chance morgen tun würde.
    »Denk doch noch einmal gut nach«, sagte Val.
    Ich hatte während der letzten Stunde nichts anderes getan. Wenn ich noch länger nachdachte, würde mein Gehirn überhitzen und explodieren.
    »Wo hast du sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Keine Ahnung«, murrte ich. »In dem Hostel in Córbador habe ich damit bezahlt. Danach war ich noch einmal am Geldautomaten in La Lina, aber das ist schon wieder ein paar Tage her. Sonst habe ich nur bar bezahlt und dann überprüfe ich nun wirklich nicht jedes Mal, ob die Karte noch in meinem Geldbeutel steckt. Das habe ich dir jetzt schon hundertmal erzählt.«
    Sie legte ihre Hand auf meinen Arm, um mich zu beruhigen. Durch die Berührung lebten meine Hormone kurz wieder auf, aber sobald mich der nächste Schrecken durchfuhr, schliefen sie wieder ein.
    »Vielleicht hat der Finder inzwischen mein Konto geplündert!«, rief ich. »All mein Urlaubsgeld futsch!«
    »Ach was. Ohne Geheimzahl klappt das nie im Leben.« Sie trat kurz an den Straßenrand, um ein Auto vorbeifahren zu lassen. »Aber du musst deine Karte trotzdem sperren lassen. Hast du nicht so eine Liste mit Telefonnummern? Bei Diebstahl im Ausland…«
    Das gelbgrüne Kärtchen, das meine Mutter auf meinen Schreibtisch gelegt hat. Wahrscheinlich lag es immer noch dort. Wie bescheuert!
    »Vergessen.« Ich kickte wütend ein Steinchen weg.
    Sie drückte meine Hand. »Morgen gehe

Weitere Kostenlose Bücher