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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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mein Rucksack lagen unter dem Vordach, aber direkt hinter meinem Kopf stand Vals Rucksack mit dem Geld. Sie hatte sich doch nicht getraut, ihn draußen zu lassen. Ich drehte mich um und hoffte, dass wir morgen wieder in einem Hostel oder einem Hotel übernachten würden.

23
    Zeit: heute
Ort: Polizeiwache Francaz – Spanien
    »Du hyperventilierst«, sagt Perez. Er drückt mir eine Papiertüte in die Hand. »Halte sie vor den Mund und atme ruhig ein und aus.«
    Ich sitze auf dem Boden, den Rücken an den Schreibtisch gelehnt. Wie komme ich hierher? Ich spüre die harte Rückseite des Schubladenschranks durch mein Hemd. Etwas drückt schwer auf meine Brust. Es ist, als wäre die Polizeiwache eingestürzt und ich läge unter einem unsichtbaren Schutthaufen. Ich kann nicht aufhören, zu keuchen und zu fiepen.
    Perez lenkt die Hand mit der Tüte zu meinem Gesicht.
    »Eigensinniger Kerl, jetzt mach, was ich sage.«
    Es ist eine braune Tüte und sie stinkt nach Ei. Ich will sie von mir schieben, aber Perez legt seine freie Hand hinter meinen Kopf, sodass ich in einem lebenden Schraubstock stecke. Ich atme in die Tüte. Wenn ich ausatme, bläht sie sich auf, wenn ich einatme, wird sie zum Vakuum.
    »Gut so«, sagt Perez. »Und ein und aus und ein und aus.«
    Das Gewicht auf meiner Brust verringert sich. Meine Atmung wird ruhiger. Die Flecken vor meinen Augen verschwinden und ich habe nicht mehr das Gefühl zu ersticken.
    »Das kommt durch die Anspannung«, sagt Perez, während er mir wieder auf den Stuhl hilft. »Du hast dich zu sehr aufgeregt.«
    Ja, hallo, wessen Schuld ist das denn? Wenn er mir vielleicht einfach mal glauben würde und mich nicht länger des Mordes verdächtigte?
    Er füllt einen Becher mit Wasser aus dem Spender und stellt ihn vor mir ab. »Geht’s wieder?«
    Ist das jetzt, was man landläufig ein Hass-Liebes-Verhältnis nennt? In einem Augenblick könnte ich ihn erschießen und im nächsten fast dahinschmelzen, weil er mich vorm Erstickungstod gerettet hat. Ich versuche, ohne Papiertüte zu atmen. Es geht. Ich will sie Perez zurückgeben.
    »Behalte sie ruhig«, sagt er. »Vielleicht brauchst du sie ja noch.«
    Ich lege die Tüte hin und trinke einen Schluck Wasser.
    »Können wir das Verhör fortsetzen?«
    Er hat mich nur gerettet, um mich anschließend wieder quälen zu können.
    »Lass uns noch einmal nach Córbador zurückkehren. Wo habt Valerie und du übernachtet?«
    »Und Stefano«, sage ich. »Wir schliefen in einem Hostel, in einem Schlafsaal mit noch weiteren Leuten. Val hat die Schlafplätze organisiert. Für uns alle drei.«
    »Und wie hieß dieses Hostel?«
    »Etwas mit einem B, glaube ich.« Diese komplizierten spanischen Namen auch immer.
    Er tippt mit beiden Zeigefingern auf der Tastatur herum. »Boquería?«
    »Könnte sein.«
    »Wann wart ihr dort?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    Perez steht auf, nimmt den Kalender von der Wand und legt ihn vor mich auf den Schreibtisch. »Vielleicht hilft das ja.«
    Auf jeden Fall ist es praktisch, dass jemand nicht täglich ein Blatt abgerissen hat. Ich blättere zurück zu dem Tag, als ich in Spanien gelandet bin und Martijn mich vom Flughafen abholte. Mal sehen, dann bin ich bis Freitag bei ihm geblieben und am selben Tag habe ich Val und Stefano getroffen. Und abends haben wir in dem Hostel geschlafen! Ich drehe den Kalender um und schiebe ihn zu Perez, sodass er das Datum sehen kann.
    »Okay«, sagt er. »Ich schicke dem Inhaber eine E-Mail mit euren Namen. Dann kann er sie mit denen im Gästebuch vergleichen.«
    »Es geht um drei Personen«, sage ich noch einmal.
    Perez tippt mit der Geschwindigkeit eines Menschen, der noch aus der Zeit stammt, als man mit Gänsekielen geschrieben hat. Ich trinke das Wasser aus. Ich versuche vergebens, mit einer Büroklammer das Schwarze unter meinen Fingernägeln wegzubekommen. Ich zähle die Ordner, die auf dem Schreibtisch liegen. Und dann drückt Perez endlich auf Senden.
    »Gut«, sagt er. »Während wir auf Antwort warten, reden wir weiter. Nach Córbador seid ihr weitergereist nach La Lina. Warum hast du beschlossen, gerade dort die Konzertkarten von Alicia Keyes zu verkaufen?«
    Was kommt denn jetzt wieder?
    »Ich habe überhaupt nichts beschlossen. Val und Stefano hatten Konzertkarten. Ich habe nur geholfen, sie zu verkaufen.«
    »Ganz alleine.«
    »Zusammen mit Val. Sie hat eine Hälfte erledigt, ich die andere. Dadurch waren wir schneller fertig.«
    »Weißt du, was daran so seltsam ist?« Perez

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