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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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küsste mich flüchtig auf die Wange und lächelte.
    »Cool.«
    »Ich habe deine Adresse noch nicht.«
    »Du bist doch auch noch nicht weg.«
    »Nein, aber…«
    »Ich will noch nicht an unseren Abschied denken.«
    »Ich auch nicht.«
    »Gut so.« Sie streichelte meinen Bauch, was mir eine Gänsehaut verursachte.
    »Schwimmen?«
    Ich sprang auf.

34
    Zeit: heute
Ort: Polizeiwache Francaz – Spanien
    Ich sitze wieder in meiner Zelle. Eine Polizistin bringt mir klebrige Nudeln mit Sardellen aus der Mikrowelle, die ich kaum runterkriege. Danach lege ich mich aufs Bett und schließe die Augen. Es interessiert mich nicht mehr, dass es bretthart ist. Genauso wenig, wie es mich interessiert, dass eventuell ein paar Kakerlaken über mich kriechen könnten. Ich habe wirklich anderes im Kopf. Warum tun Val und Stefano mir das an? Innerhalb weniger Tage ist mein Leben völlig zerstört und vorläufig glaube ich nicht, dass es irgendwann wieder in geordneten Bahnen verlaufen könnte.
    »Kommst du mit?«
    Perez. Ich war so in Gedanken, dass ich seine Schritte nicht gehört habe.
    »Die Klimaanlage ist endlich repariert«, sagt er. »Wir können uns ins Vernehmungszimmer setzen.«
    Ich folge ihm über den Flur in ein neues Zimmer mit grauen Wänden. Kein altmodischer Kassettenrekorder, sondern moderne Kameras. Und es ist wunderbar kühl dort, wodurch ich besser nachdenken kann. Lang lebe die Klimaanlage und die Abwesenheit wackeliger Ventilatoren.
    »Tee? Kaffee?«, fragt Perez.
    »Wasser, bitte.«
    Er lässt einen Polizisten das Gewünschte bringen. Unterdessen klappt er den Laptop auf, den er offensichtlich schon hierhergebracht hat, bevor er mich holte.
    »Mein Team und ich waren inzwischen nicht untätig.« Er schweigt kurz, als erwarte er von mir ein Kompliment.
    »Mittlerweile wissen wir, woher das Geld auf deinem Konto stammt.«
    Wir? Ich weiß jedenfalls noch nichts.
    »Während ihr kostenlos im Haus der Familie Limo wohntet, hast du auch ihren Internetanschluss genutzt. So hast du zum Beispiel etliche Sachen über mercadosite.com zum Verkauf angeboten. Diverse Telefone, Kameras, HiFi-Geräte.«
    Ich denke an das eine Mal, als ich Val und Stefano abends spät hinter dem Laptop im Haus der Limos erwischte. Von wegen Computerspiel!
    »Etliche Leute bezahlten im Voraus«, sagt Perez. »Sie überwiesen Geld auf dein Konto, bekamen aber nie etwas zugeschickt.«
    Warum haben Val und Stefano nicht früher daran gedacht? Viel leichter, als bis nach Racotta zu reisen, um ein Päckchen abzugeben. Oder war das auch Teil eines ausgeklügelten Plans? Wenn ich dieses Päckchen abgäbe, würde ich gesehen werden − ein ausländischer Junge, der kein Spanisch spricht. Bei jedem nächsten Betrugsfall würden alle Finger auf mich zeigen. Und somit nicht auf Val und Stefano.
    »Außerdem hast du per Mail auch noch eine Art Kettenbrief verschickt, indem du dich selbst als schwer kranken Krebspatienten darstellst. Drei Tumore im Kopf und nur in Amerika können sie dich möglicherweise erfolgreich operieren.« Perez leckt seinen Kaffeelöffel ab und legt ihn dann neben den Becher. »Unzählige Leute sind darauf reingefallen. Sie haben Geld überwiesen, damit du diese vermeintliche Operation bezahlen kannst.«
    Ich bin perplex. Wie kann Val so etwas machen, wo doch ihr eigener Vater erst vor Kurzem…
    Oder sollte das auch eine Lüge gewesen sein?
    »Aber ich spreche kein Spanisch!«, rufe ich. »Und schreiben kann ich’s erst recht nicht. Wie habe ich dann diese Site und die Mail…«
    »Es gibt genügend hilfsbereite Spanier, die der englischen Sprache mächtig sind«, fährt Perez unbeeindruckt fort. »Und dann hätten wir noch die Internetsite, auf der du Ferienwohnungen zum Vermieten anbietest. Ferienbungalows, vollständig eingerichtete Wohnwagen mit festem Standort… Ich habe die Fotos gesehen – hervorragende Arbeit! Kopieren und Einfügen. Da wundert es einen nicht, dass man gern eine Anzahlung leistete.«
    Ich suche an meinem Wasserbecher Halt. Noch nie hat mich jemand so überschätzt. Wie kommt Perez auf die Idee, ich sei in der Lage, mir solche genialen Sachen auszudenken, geschweige denn, sie auch noch auszuführen? Dann wäre ich längst steinreich gewesen und hätte schon vor Jahrhunderten beim Supermarkt gekündigt!
    »Zum guten Schluss waren zwanzigtausend Euro auf deinem Konto«, sagte Perez. »Das ist ein Wahnsinnsbetrag für einen Sechzehnjährigen. Warum musstest du dann auch noch unbedingt Señora Somez

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