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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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Regelmäßig dachte ich an den Campingplatz von Borgus. Leider war das schwarze Loch in meinem Gedächtnis schwarz geblieben. Ich hatte gehofft, dass wir den Schaden schnell wiedergutmachen könnten, aber Val wollte nicht im selben Zimmer wie ich schlafen. Sie fand, wir könnten das Stefano nicht antun, also schlief ich jede Nacht allein. Oder besser gesagt: Also lag ich jede Nacht allein wach. Es ist nicht leicht einzuschlafen, wenn man die ganze Zeit nur an eine einzige Sache denken kann. Vor allem, wenn die Möglichkeit, diese eine einzige Sache in die Praxis umzusetzen, so naheliegt, dass man sozusagen nur den Arm auszustrecken bräuchte…
    Nun ja, so war ich also reichlich frustriert. Vor allem, wenn ich daran dachte, dass jemand wie Menno schon längst über den Flur zu Vals Zimmer geschlichen wäre. Das würde auch durchaus gehen, Stefano würde bestimmt nichts davon merken. Aber ich wusste ja, dass Mädchen wirklich »Nein« meinen, wenn sie es sagen. Und dass sie einen nur umso mehr schätzen, wenn man das zu respektieren weiß. Also wälzte und warf ich mich Nacht für Nacht im Bett herum und war nur in Gedanken ein Zimmer weiter bei Val. Es war, als würde man ein hervorragendes Austernrestaurant gegen einen Fastfood-Imbiss mit Selbstbedienung eintauschen, wenn ich mich verständlich ausdrücke. Meine fast gesunde Hand machte Überstunden.
    Ansonsten musste ich mich mit ein paar Küssen tagsüber begnügen, wenn Val und ich einen Augenblick allein waren. Meistens in einem Liegestuhl an einem Pool, der zu den oft viel zu luxuriösen und teuren Hotels gehörte, in denen wir übernachteten. Wenn ich beim Auschecken mit Karte bezahlte, erwartete ich immer wieder, dass sie nicht mehr angenommen würde, aber nein… Die Rechnung wurde offensichtlich bezahlt und wir zogen wieder weiter. Von Hotel Miramar zum Hotel Atlantis und über Hotel Regina ins Sunotel in Elmodóvar. Jeden Tag gingen Val und ich schwimmen und sonnenbaden, bis Stefano auftauchte, und dann besichtigten wir eine Stadt oder ein Dorf, ein altes Schloss oder einen besonderen Berggipfel, einen Privatstrand oder eine andere Sehenswürdigkeit und abends gingen wir essen. Ich war mittlerweile so braun wie Val und Stefano und auf meinem Fotoapparat waren mindestens hundert Fotos.
    Montagmorgen wachte ich schon früh auf. Mein erster Gedanke war, dass so allmählich das Ende meiner Ferien in Sicht kam – es war mir nicht gelungen, meinen Flug kostenlos umzubuchen. Sofort danach folgte der zweite Gedanke: Das bedeutete, dass ich Val schon bald nicht mehr sehen würde. Das ging mir gewaltig gegen den Strich, aber dann kam auch noch ein dritter Gedanke: Jetzt geht es noch!
    Normalerweise duschte ich morgens nicht, aber ich wollte nicht das Risiko eingehen zu stinken. Ich putzte mir die Zähne, und um ganz sicher zu gehen, sprühte ich mir auch noch Deseo unter die Achseln – das Gratisdeodorant von Martijn. Dann war ich zu allem bereit. Zumindest theoretisch…
    Steif vor Nervosität stand ich kurz darauf auf dem Flur. Bevor mein ängstlicheres Ich es sich überlegen konnte, klopfte ich an Vals Tür und drückte in Gedanken beide Daumen. Dass sie öffnen würde. Dass sie sich freuen würde, mich zu sehen. Dass sie mich hereinließe. Normalerweise sahen wir uns erst im Speisesaal.
    »Ja?«
    »Ich bin’s.«
    Stille.
    »Fin!«, rief ich.
    »Oh.« Geflüster. »Einen Moment.«
    Die Tür ging auf. Es war, als bekäme ich einen Tritt in den Magen. Nicht Val, sondern Stefano stand vor mir.
    Ich schaute nach der Zimmernummer an der Tür. 16. Ich hatte mich nicht geirrt.
    Was machst du hier? Wollte ich fragen, aber aus meiner Kehle kamen nur ein paar unverständliche Töne.
    »Hallo, Fin. Komm rein«, sagte Val, die aus dem Badezimmer kam.
    Ich setzte mich aufs Bett. Stefano lehnte an der Wand. Ich versuchte, ihn gar nicht anzusehen, aber manche Menschen kapieren nicht, wenn sie stören.
    »Ich dachte, ich hole dich heute mal ab«, sagte ich.
    »Was für ein Zufall.« Val lachte. »Das wollte Stefano auch.« Sie schaute auf den Boden und schob mit dem Fuß etwas unters Bett. »Sollen wir dann?«
    Stefano nickte. »Ich brauche einen Kaffee.«
    Zum Glück ließ er uns nach dem Frühstück allein. Val und ich setzten uns wie üblich an den Pool.
    »Bald muss ich wieder nach Hause«, sagte ich düster.
    Sie schmiegte sich an mich. »Wir bleiben doch in Kontakt, oder?«
    »Klar«, antwortete ich erleichtert. »Wir können chatten und ich habe eine Webcam.«
    Sie

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