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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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ein Buch mit doppeltem Deckel mit und mußte nun geschickt genug sein, um
     nach Hause mitzunehmen, was er vom Gefangenen bekam.« 134 Sophie Liebknecht hatte einschlägige Erfahrungen durch die häufigen Besuche bei ihrem Mann Karl im Zuchthaus Luckau, dort
     war sie manchmal sogar aufgeregter. »Man war nicht streng in Wronke«, erinnerte sie sich. »Wir wurden eine Zeitlang allein
     gelassen. Die Aufseherin machte sich in einem Nebenraum zu schaffen. Später kam sie herein und setzte sich zu uns. Wir plauderten.
     Wovon, weiß ich nicht mehr. Die Zeit verstrich schneller, als uns lieb war, ich mußte gehen, durfte noch einmal wiederkommen,
     aber erst am nächsten Vormittag. Ein langer Tag lag vor mir. Ich war froh, gesehen zu haben, daß Rosa Luxemburg jedenfalls
     nicht schlecht untergebracht war. Die Zimmerchen waren hell, warm und sauber, viele Bücher und einige Fotos vervollständigten
     den nicht unangenehmen Eindruck, allerhand Schreibzeug lag auf dem Tisch; mit vergitterten Fenstern und verschlossenen Türen
     mußte man sich abfinden. […] Nun, und auch der nächste Morgen kam heran und auch der Besuch bei Rosa mit und ohne Aufsicht,
     ruhige, zurückhaltende Plauderei, einige Bitten Rosas an den nächsten Besucher, traditionelle Grüße und Wünsche und schneller
     Gang zum Bahnhof, überfüllte Züge mit frechen, schimpfenden Soldaten. Und wieder in Berlin, viele Telefonanrufe, Fragen über
     Rosas Befinden, Zufriedenheit mit meinen Berichten über ihren Gesundheitszustand, Besprechungen des nächsten Besuchs mit dem
     nächsten Besucher.« 135
    Alle ihre unmittelbaren Freunde bedachten sie, sooft sie konnten, mit Post, Geschenken und Blumen. Rosa Luxemburg lebte in
     Wronke, verglichen mit der »Spelunke am Alexanderplatz«, »wie im Himmelreich« 136 . Sie hatte wieder Sinn für Spaß und Spott und ließ unter Freunden Reime auf die ebenfalls in »Sicherheitshaft« einsitzenden
     Franz Mehring und Ernst Meyer kursieren. Darin hieß es unter anderem:
     
    |544| »Auf das untertänige Promemoria bekümmerte Antwort eines Unberufenen
    Ach, der Mensch ist nie zufrieden,
    wenn ’s ihm geht zu gut hienieden!
    Im Besitz zwo züchtiger Frauen,
    die sich mühen vom Morgengrauen
    um jedwedes eßbar gut Ding,
    Fleisch und Eier, Fisch und Pudding –
    Nicht befriedigt still und ehrlich,
    sondern noch mehr begehrlich,
    stürmt verwegen in die Leier
    so der Mehring wie der Meyer!
    Doch nicht darum hat uns Kessel
    hineingesetzt in die Nessel,
    um der Fleischeslust zu fronen
    und zu schlucken Kognakbohnen!
    Denkt, wie mancher Zeitgenosse,
    nicht verhätschelt so vom Lose,
    hat nicht Frau noch Speck, noch Hering,
    als wie Meyer und wie Mehring,
    und vom Kognak keinen Nebel,
    und im Munde nur den Knebel,
    alldieweil jetzt herrscht der Säbel.
    Bei so großen Teufelsleiden
    lernt euch züchtiglich bescheiden
    und auch Dinge unterscheiden;
    denn das merkt euch: Seit Äonen
    spricht man nicht von Kognakkirschen,
    sondern nur von Kognakbohnen. R.L.« 137

 Ach, Ihr elenden Kleinkrämerseelen
    Nicht jeder erhielt von Rosa Luxemburg freundliche Nachrichten. Mathilde Wurm wurde im Neujahrsbrief mit Wut über die Schwächlinge
     und Feiglinge in der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft überschüttet. Emanuel Wurm, ihr Mann, Hugo Haase, Wilhelm Dittmann,
     Karl Kautsky, Athur Stadthagen u. a. schienen ihr in der Auseinandersetzung in der Partei |545| und mit dem Krieg viel zu wenig »draufgängerisch«. »Sumpfige Froschgesellschaft« nannte Rosa Luxemburg sie und setzte hinzu:
     »[…] nie war mir Euer griesgrämiges, sauertöpfisches, feiges und halbes Wesen so fremd, so verhaßt wie jetzt. Das ›Draufgängertum‹
     würde Euch schon passen, meinst Du, bloß wird man dafür ins Loch gesteckt und ›nutzt dann wenig‹. […] Ein Glück, daß die bisherige
     Weltgeschichte nicht von Euresgleichen gemacht war, sonst hätten wir keine Reformation und säßen wohl noch im Ancien régime.
     Was mich anbelangt, so bin ich in der letzten Zeit, wenn ich schon nie weich war, hart geworden wie geschliffener Stahl und
     werde nunmehr weder politisch noch im persönlichen Umgang auch die geringste Konzession machen. […] Ich sage Dir, sobald ich
     wieder die Nase hinausstecken kann, werde ich Eure Froschgesellschaft jagen und hetzen mit Trompetenschall, Peitschengeknall
     und Bluthunden – wie Penthesilea, wollte ich sagen, aber Ihr seid bei Gott keine Achilleus.« 138
    Wogegen richtete sich Rosa Luxemburgs heftige Kritik?

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