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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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Soldatenräte verhaftet werden. In der Chausseestraße wurde auf unbewaffnete
     Demonstranten geschossen. Als die Redaktion der »Roten Fahne« überfallen wurde, nahmen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
     im preußischen Innenministerium an einer Konferenz leitender Körperschaften der USPD teil. Der Spartakusbund organisierte
     sofort für den nächsten Tag eine große Protestdemonstration. Rosa Luxemburg war entsetzt und empört. Besorgt erkundigte sie
     sich nach dem Befinden von Willi Budich, Mitglied der Zentrale des Spartakusbundes und Leiter des Roten Soldatenbundes, der
     bei den Übergriffen in der Chausseestraße schwer verletzt worden war. Heilfroh nahm sie die Nachricht auf, daß er lebt. »›Wo
     ist mein Täschchen?‹ rief Rosa Luxemburg aufgeregt. Es wurde natürlich an seinem Platz im Schreibtisch gefunden. Sie entnahm
     ihm den einzigen darin befindlichen Zwanzig-Mark-Schein, drückte ihn mir liebevoll in die Hand und flüsterte, immer noch freudig
     erregt: ›Kauf ihm Blumen!‹ Nun, ich bin ein praktischer Mensch«, bemerkte Lotte Pulewka, »Geld war knapp damals. Und so fragte
     ich, ob ich nicht einen Teil vielleicht für eine Flasche Rotwein oder ähnliches ausgeben dürfe. ›Ja, ja, kaufe, was nötig
     ist. Stelle ihn wieder auf die Beine. Wir brauchen ihn‹, sagte Rosa Luxemburg. Ich habe diesen Auftrag Rosa Luxemburgs ausgeführt.« 48
    Der Putschversuch hatte bewiesen, daß es für die USPD-Vertreter in der Regierung an der Zeit war, Position zu beziehen. Nicht
     mehr nur Spartakusanhänger, sondern auch Georg Ledebour und andere linke Mitglieder der USPD kritisierten die vielen Unterlassungssünden
     der USPD-Volksbeauftragten und forderten sie zum Austritt aus der Ebert-Scheidemann-Regierung auf. »Bei dem Putsch vom 6.
     Dezember«, erklärte Rosa Luxemburg am 15. Dezember auf der außerordentlichen Verbandsgeneralversammlung der USPD von Groß-Berlin,
     »liefen alle konterrevolutionären Fäden in den Händen der Ebert |602| und Wels [Berliner Stadtkommandant] zusammen. Alle Offiziere und Generale, Lequis und Hindenburg stellen sich auf den Boden
     der Regierung, und Haase sagt uns, daß es eine sozialistische Regierung sei. Gerade diese Methoden der Regierung verwirren
     das Proletariat. Nach dem 6. Dezember mußten die Unabhängigen aus der Regierung austreten, sie mußten die Verantwortung für
     das Geschehene ablehnen, um die Massen aufzurütteln und ihnen zu sagen, die Revolution ist in Gefahr. Dadurch, daß es nicht
     geschah, werden die Massen eingeschläfert, und die Fortsetzung dieser Einschläferungspolitik war die heutige Rede Haases.« 49
    Rosa Luxemburg kämpfte verbissen um Klarheit im Spartakusbund, innerhalb der USPD und bei ihren Zuhörern oder Lesern. Unter
     der Frage »Was will der Spartakusbund?« entwarf sie ein Programm für den Spartakusbund, das mit den Leitsätzen Karl Liebknechts
     vom 28. November korrespondierte. 50 Es wurde am 14. Dezember in der »Roten Fahne« veröffentlicht. Wenige Revolutionswochen hätten der imperialistischen Bourgeoisie
     als letzte Ausbeuterklasse genügt, um ihres Profits und ihres Vorrechtes der Ausbeutung willen die Brutalität und Niedertracht
     aller ihrer Vorgänger zu überbieten. Himmel und Hölle werde sie gegen das Proletariat in Bewegung setzen. »Sie wird das Bauerntum
     gegen die Städte mobil machen, sie wird rückständige Arbeiterschichten gegen die sozialistische Avantgarde aufhetzen, sie
     wird mit Offizieren Metzeleien anstiften, sie wird jede sozialistische Maßnahme durch tausend Mittel der passiven Resistenz
     lahmzulegen suchen, sie wird der Revolution zwanzig Vendeen auf den Hals hetzen, sie wird den äußeren Feind, das Mordeisen
     der Clemenceau, Lloyd George und Wilson, als Retter ins Land rufen – sie wird lieber das Land in einen rauchenden Trümmerhaufen
     verwandeln als freiwillig die Lohnsklaverei preisgeben.« 51
    Die jüngsten Erfahrungen veranlaßten Rosa Luxemburg, ihre Meinung über die Gewalt ohne Umschweife darzulegen: »Es ist ein
     toller Wahn, zu glauben, die Kapitalisten würden sich gutwillig dem sozialistischen Verdikt eines Parlaments, einer Nationalversammlung
     fügen, sie würden ruhig auf den Besitz, den Profit, das Vorrecht der Ausbeutung verzichten. Alle herrschenden Klassen haben
     um ihre Vorrechte bis zuletzt |603| mit zähester Energie gerungen. […] All dieser Widerstand muß Schritt um Schritt mit eiserner Faust, mit rücksichtsloser Energie
     gebrochen werden. Der

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