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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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oder?«
    Ich schaute Nel an, die mit den Schultern zuckte. Ich zog meine Brieftasche hervor und reichte ihr meinen Ausweis der Firma Meulendijk. »Wir sind Privatdetektive«, erklärte ich.
    Barbara verfiel in Schweigen. Sie gab mir den Ausweis zurück. »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie dann.
    »Unsere Klientin sucht das Herz ihrer Tochter.«
    »Du lieber Himmel«, sagte Barbara.
    »Genau«, entgegnete Nel.
    Ich erkannte, dass Barbara sich unbehaglich fühlte. »Die Frau ist ja nicht ganz bei Trost, wenn sie an diese Geschichten von Claire Sylvia und Konsorten glaubt.«
    »Wer ist Claire Sylvia?«, fragte Nel.
    »Eine Schicksalsgenossin.« Barbara trat an den Bücherschrank. Es war offensichtlich, dass sie nicht wegen Claire Sylvia nervös war, wer immer das sein mochte. Sie holte ein Buch aus dem Schrank und die Katze erwachte mit einem Schrecken, als sie es zwischen uns auf den Tisch warf. A Change of Heart.
    »Claire Sylvia hat selbst ein neues Herz bekommen und behauptet, sie sei nach der Operation ein anderer Mensch geworden, mit einer unbezähmbaren Lust auf Bier, Brathähnchen, Motorräder und jüngere Männer. Außerdem fing sie an, von einem jungen Mann namens Tim zu träumen. Organspenden sind zwar anonym, aber nach zweijähriger Suche fand sie die Familie des Spenders, ein achtzehnjähriger Junge, der tatsächlich Tim hieß. Sylvia spricht von einem zellulären Gedächtnis. Ich persönlich halte das für Unsinn. Forschungen zufolge berichten die meisten Neuherzier über keinerlei Veränderungen oder Einflüsse ihres neuen Herzens auf sie.«
    »Und wie denken Sie über Ihr neues Herz?«, fragte ich.
    Sie wirkte angespannt. Ich hatte das Gefühl, dass sie lieber über Transplantationen im Allgemeinen oder das schöne Wetter geredet hätte. »Nun ja«, sagte sie widerwillig. »Ich versuche schon, auf mein Herz zu hören, ich glaube, das tun wir alle. Und ich beobachte mich, ob ich neben den körperlichen auch andere Veränderungen spüre. Man hört nun einmal von diesen Geschichten. Habe ich plötzlich Appetit auf Erdnussbutter? Kommt es mir in den Sinn, eine Bank zu überfallen? Vielleicht habe ich mehr Lust auf Sex, das müssten Sie meinen Mann fragen.« Sie lachte spöttisch und sagte dann: »Manche Neuherzier geben zu, dass sich ihre Persönlichkeit verändert hat, fügen aber hinzu, dass das an der Operation liegt, dass sich dadurch ihre Sicht auf das Leben verändert hat. Und das glaube ich durchaus. Auch meine Einstellung zum Leben ist eine andere geworden.«
    »Hat es Sie nie interessiert, wer der Spender war?«
    Barbara streichelte abwesend die Katze. »Ich habe meine Neugier absichtlich unterdrückt«, sagte sie. »Man darf erfahren, ob es sich um einen Mann oder eine Frau gehandelt hat und wie alt die Person war, aber nicht einmal danach habe ich gefragt.«
    »Die Tochter unserer Klientin war achtzehn«, sagte Nel.
    Barbara hob die Hand. »Ich halte es für gesünder, es nicht zu wissen, jedenfalls für mich.« Sie stand auf, wirkte aufgewühlt. »Entschuldigen Sie mich, ich bin gleich zurück. Trinken Sie noch eine Tasse Tee.« Sie wies mit einem Nicken auf die Teekanne und verschwand hastig im vorderen Teil des Hauses. Die Katze sprang vom Tisch und lief ihr hinterher, wurde jedoch von einer energisch geschlossenen Tür aufgehalten.
    Nel brütete eine Weile vor sich hin. »Hattest du vor, sie an Arin Reider auszuliefern?«
    »Vielleicht heitert es sie auf, wenn sie von dem Erbe erfährt.«
    Nels Augen schossen Blitze. »Du kannst manchmal so furchtbar dumm sein«, sagte sie. »Hast du auch nur eine Sekunde über den Preis dieses Erbes nachgedacht?«
    Eine zweite Mutter, die sich stärker in ihr Leben einmischte als die erste, jeden Tag ein Anruf oder ein Besuch. Platten von Charles Aznavour und Gedichtbände von Saroyan, geliefert vom Chauffeur oder von Henri, dem Hausdiener. Wirst du schon armenischer? Ähnelst du schon meiner Tochter? Und das war nur der Anfang. Man konnte sich den Rummel in den Medien vorstellen, wenn der Streit so weit eskalierte, dass Barbara die unerhörte Forderung nach einem Erbteil erhob, weil sie das Herz der Erbin in sich trug.
    »Es gibt da nichts zu grinsen«, bemerkte Nel.
    »Entschuldigung.« Ich riss mich zusammen. »Wir wissen bis jetzt ja noch nicht einmal, ob sie die Richtige ist.«
    Nel biss sich auf die Unterlippe und beobachtete die Katze, die miauend vor der Tür zum vorderen Teil des Hauses stand. Sie wusste, was ich dachte. »Ich kann mich da nicht

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