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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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tot.«
    »Wurde übergangen«, sagte Nel.
    »Ja, vielleicht war er als Empfänger ungeeignet oder das Cross-match ergab, dass das Herz nicht passte. Also wenden wir uns der Zweiten auf der Liste zu. Barbara wohnt nur eine halbe Stunde entfernt und scheint die geeignete Kandidatin zu sein. Aber sie erhielt ihr Herz erst fünf Tage später, also kann es nicht von Rosa Siroun stammen, weil Herzen innerhalb von vier Stunden transplantiert werden müssen. Wo also ist Rosas Herz geblieben? Müssen wir die ganze Liste abtelefonieren?«
    »Wir übergehen eine Phase«, bemerkte Nel. »Den Unfall.«
    Ein Traktor mit einem Heuanhänger näherte sich und ich fuhr weiter, um nicht zerquetscht zu werden. Der Traktor folgte uns über die Landstraße, und es war zu wenig Platz zum Ausweichen, sodass ich einfach weiterfuhr, an Weiden und Wiesen entlang bis zu einem Gebäude, das aussah wie ein Fährhaus, sich aber als Café-Restaurant entpuppte. Drei Autos warteten auf die Fähre, die sich vom anderen Lekufer her näherte.
    »Komm, lass uns mitfahren«, sagte Nel.
    »Warum?«
    »Ich fahre gerne mit der Fähre und wir müssen sowieso in diese Richtung.«
    »Wolltest du nach Zevenaar?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Ich reihte mich in die kürzere Schlange ein. »Nach Utrecht geht es schneller über die Hauptstraße.«
    »Ich will nicht nach Utrecht. Es ist auf dem alten Utrechtseweg passiert, zwischen Zeist und Utrecht, kurz vor der Biltse Hoek. Erstens gehört das zum Bezirk der Polizei von De Bilt und zweitens ist die Strecke über Land schöner.«
    »Die gehen sofort auf Distanz, wenn wir ihnen diese Herzgeschichte auftischen, und mir fällt im Augenblick keine Ausrede ein. Wie wäre es mit einer von Meulendijk veranlassten Untersuchung des Zentralen Rechnungshofs über Unfälle im Jahr 2001, im Auftrag des Innenministeriums?«
    Nel lächelte. »Bring mich einfach zu einem Fax. Lily Bals in der Zentralregistratur hat den Bericht im Nu für mich rausgesucht.«
    »Nicht lieber per E-Mail?«
    »Nein, per Fax ist es sicherer für sie.«
    Die Stahlrampe rummste über den Asphalt. Eine Kette wurde gelöst, Autos fuhren von der Fähre herunter und wir hinauf. Nel winkte mich aus dem Auto heraus und griff zum Handy.
    Die Diesel nahmen mit Getöse die Arbeit für die Überfahrt auf. Ein Mann mit Schirmmütze und einer Geldtasche kam vorbei und ich kaufte eine Fahrkarte. Zwei Euro. Na ja, ein Euro neunzig, aber die Leute rechneten mit dem »Ist gut so«. Das Wasser kräuselte sich, in der Ferne näherte sich ein Frachtschiff. Es wehte eine frische Brise, und als Nel sich zu mir gesellte, legte ich ihr zur Sicherheit den Arm um die Schultern.
    Im Biltse-Hoek-Restaurant ging Nel als Erstes an die Rezeption, um nach der Faxnummer zu fragen und Lily Bals zurückzurufen. Ich fand die Terrasse auf der Vorderseite und bestellte Kaffee. Es war nicht viel los. Schmetterlinge und Bienen tanzten über Blumenkästen mit blühenden Fuchsien und Petunien. Hinter Rasengrün dröhnte der Verkehr über den Utrechtseweg. Der Unfall war hier ganz in der Nähe geschehen.
    Fünf Minuten später kam Nel mit einem Faxausdruck heraus auf die Terrasse. Der Kellner stellte Kaffee vor sie hin und ich bestellte mir noch eine Tasse und las den Bericht durch.
    Das Unglück hatte sich gegen Viertel vor drei am Morgen des 4. Januar ereignet. Es war kaum Verkehr auf der Straße gewesen und es hatte keine Zeugen gegeben. Die Polizei war von einem Autofahrer benachrichtigt worden, der die Stelle kurz nach dem Unfall erreichte. Fünf Minuten später traf ein Streifenwagen ein. Laut Rekonstruktion der Beamten fuhren Reider und seine Tochter in einem Honda in Richtung Utrecht und wurden einige hundert Meter hinter der Abzweigung nach Bilthoven von einem alten Peugeot gerammt, den entweder sie überholten oder der versuchte, den Honda rechts zu überholen. Es gab kaum Bremsspuren. Der linke Vorderreifen des Peugeot war geplatzt, entweder vor oder während des Unfalls. Der Honda wurde seitlich von der Straße gedrängt und prallte gegen einen Lichtmast. Der Fahrer des Peugeot war nicht angeschnallt. Er wurde durch die Windschutzscheibe und über das Wrack des Honda hinweggeschleudert und lag beim Eintreffen der Polizei nach Luft ringend an einem Zaun. Der Autofahrer, der die Polizei angerufen hatte, saß bei ihm.
    Da das Uithof-Krankenhaus, zu dem das UMC gehört, nicht weit entfernt liegt, waren Rettungswagen rasch zur Stelle. Die Insassen des Honda wurden umgehend ins UMC

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