Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Hand vor den Mund. Als ich mich vergewissert hatte, dass Momma fort war, ließ ich meinem Lachen endlich freien Lauf.
Ich fragte mich, ob wir sie je wieder nach Trillium River bekommen würden.
Einige Tage später musste sich Henry hinlegen, weil er müde war und »Bauchweh« hatte.
»Wenn ich so geh«, sagte er und beugte sich ein bisschen vor, »tut es weh. Aber wenn ich so geh«, er lehnte sich zurück, »ist es besser.«
Er war traurig, weil er zum Tierheim wollte, aber wir es nicht erlaubten.
»Die Hunde brauchen meine Liebe!«, protestierte er.
»Ja? Genau wie ich, mein Großer. Komm, ich les dir was vor. Wir lesen deine Lieblingsbücher.«
»Okey-dokey!« Er lächelte, und wir gingen nach oben. »Du bist hübsch, Isi.«
Ich dankte ihm. Mir fiel auf, dass er nicht so schwungvoll wie sonst ging. Ich rief im Tierheim an und teilte mit, dass Henry nicht kommen würde.
»Das ist aber schade«, sagte Paula Jay, die Leiterin. Sie ist eine ehemalige Staatsanwältin, etwa fünfundsechzig Jahre alt und ein Engel für alle Tiere.
»Wir haben Henry so gern! Letzte Woche haben wir zwei Pitbulls bekommen, die für Hundekämpfe eingesetzt wurden. Sie waren vernarbt, verängstigt und nervös. Warum lassen Männer ihre Hunde gegeneinander kämpfen? Wir sollten diese Männer einsperren und sie selbst kämpfen lassen, diese widerlichen Kerle. Wo war ich stehengeblieben?«
»Bei den Pitbulls.«
»Ah ja. Diese Pittbulls hatten abgeschliffene Zähne, damit sie als Opfer für andere Kampfhunde eingesetzt werden konnten. Verstehen Sie, was ich meine, Schätzchen? Andere Pitbulls sollten diese beiden angreifen, weil sie sich nicht wehren konnten mit ihren abgeschliffenen Zähnen. Die armen Hunde, ich würde diesen Männern die Zähne mit dem Hammer ausschlagen! Oh! Wo war ich stehengeblieben?«
»Bei den Pitbulls.«
»Ja, also wir befürchteten, die beiden einschläfern lassen zu müssen, aber dann kam Henry, Ihr Henry, und setzte sich vor den Zwinger. Die beiden Hunde verkrochen sich in einer Ecke, bellten und winselten. Aber Henry, Ihr Henry, der redete und sang, und am dritten Tag legte sich Henry auf den Bauch, und die Hunde kamen zu ihm, Nase an Nase. Wenn Henry jetzt kommt, du lieber Himmel, dann springen diese Hunde herum, so freuen sie sich, ihn zu sehen. Und wir müssen sie nicht mehr einschläfern, weil wir wissen, dass wir sie eines Tages einem netten Besitzer geben können, zum Glück. Warum nur lassen Männer ihre Hunde gegeneinander kämpfen? Ich würde diese Kerle am liebsten sterilisieren, wie wir es mit den Hunden machen, nur ohne Betäubung, das würde sie zur Ruhe bringen. Wo war ich stehengeblieben?«
»Bei Henry.«
»Ja, ein lieber Junge, und wir werden ihn heute vermissen. Grüßen Sie ihn schön von mir, ja? Er kommt doch bald wieder?«
Ich versicherte ihr, dass ich die Grüße ausrichten würde, und wir legten auf.
Alle lieben Henry.
»Bleibst du, Isabelle?«
»Klar, Henry. Ich werde immer bei dir bleiben.«
Ich küsste ihn auf die Stirn.
Ich wartete, bis er eingeschlafen war, und legte ihm noch eine weitere Decke über. Ich betrachtete ihn, sein Mund stand offen, seine schrägen Augen waren geschlossen.
»Ich hab dich lieb, mein Bruder Henry«, flüsterte ich.
Geburtstagstorten zu backen, war eine weitere Stärke der Bommarito-Schwestern.
Wer einen normalen Kuchen wollte, konnte ihn im örtlichen Lebensmittelgeschäft kaufen. Aber wenn jemand eine ganz besondere Torte wollte, mit allem Drum und Dran und noch ein bisschen mehr, dann waren wir die richtige Adresse.
Wir backten gelb und orangefarben gestreifte Gecko-Kuchen, Pandabären mit rosa Schürzen und Marienkäfer-Kuchen mit Fühlern aus Lakritz.
Ein Mann mit Irokesenschnitt wollte einen Kuchen in Form einer Gitarre für eines seiner Bandmitglieder, und eine Frau wollte einen besonderen Kuchen für ein Frauen-Wochenende, daher backten wir einen Riesenkuchen in Form einer Weinflasche. Der Wein hieß »Frauenpower«.
Eine Lokalzeitung brachte Fotos, und wir wurden mit Bestellungen überhäuft.
Da die Schulferien begannen, konnte Cecilia ganztags mitarbeiten. Sonst hätten wir noch zwei Leute mehr einstellen müssen.
Bommaritos Bäckerei boomte.
Momma würde zweifellos im Sechseck springen, wenn sie sah, welche Veränderungen wir eingeführt hatten.
»Wer ist das?«, fragte Janie und schaute aus dem Schaufenster der Bäckerei. »Ich habe ihn schon gestern und vorgestern gesehen.«
»Keine Ahnung«, erwiderte ich.
Die
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