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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Nischen und Tische der Bäckerei waren vollbesetzt. Samstagmorgens ging es bei uns zu wie im Schlussverkauf. Und das nur, weil wir zum Kauf eines Gebäckstücks eine kostenlose Tasse Kaffee anboten. Egal, welches Teilchen. Auch darüber würde Momma im Sechseck springen.
    Bao war hinten und machte zusammen mit Belinda Zitronenschnitten mit Puderzucker. Wir hatten Belinda mit einfachen Arbeiten beauftragt, die sie gut erledigte. Bao ging sanft und freundlich mit ihr um, und Belinda liebte ihn. Zuerst hatte die Vorstellung von geregelter Arbeit ihr Angst gemacht, aber dann hatte sie sich beruhigt. Sie murmelte manchmal vor sich hin, machte Punkt zehn ein Nickerchen, war aber ansonsten eine beständige, lächelnde Arbeitsbiene.
    Über dem Geschäft befand sich ein größerer Raum mit zwei Fenstern und einem Bad, den wir Belinda überlassen hatten, nachdem wir uns am Riemen gerissen und beschlossen hatten, auch mal anderen zu helfen statt nur uns traurigen Personen.
    Wir kauften einen Kühlschrank, eine bequeme Couch, zwei Sessel, einen Fernseher, Läufer, Kissen, ein paar Lampen, einen Tisch mit vier Stühlen und schoben ein Doppelbett mit einer rot-gelben Überdecke an eine der Wände. Auf Herd und Mikrowelle verzichteten wir – was herzlos klingt, aber wir befürchteten, dass Belinda uns das Haus abbrennen könnte.
    Nachdem sie eines Tages achtzig Cupcakes für ein Firmenfest glasiert hatte, nahmen wir sie mit nach oben.
    »Würdest du hier gerne wohnen, Belinda?«, fragte Janie.
    Belinda fiel die Kinnlade herunter. »Hier?«
    »Ja, hier.«
    Ihr Gesicht begann zu strahlen. »Es ist wunderschön.« Es fiel in sich zusammen. »Ich hab kein Geld.«
    »Doch, hast du«, sagte ich. »Du hast jetzt einen Job. Du arbeitest für uns, und du kannst hier wohnen, und wir geben dir noch zusätzliches Geld für Essen, Kleidung und Katzenfutter.«
    »Joe kann auch mitkommen?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    »Joe kann mitkommen.«
    Joe war der räudige, abgemagerte Kater mit der schmutzigen rosa Schleife, den Janie heimlich zum Waschen in den Tiersalon brachte, während Belinda arbeitete. Ich nahm mir vor, eine neue Schleife für den Kater zu kaufen.
    Janie und ich stellten Belinda an diesem Tag unter die Dusche. Als sie herauskam, überreichten wir ihr neue Jeans, ein T-Shirt und ein Sweatshirt, neue Schuhe und Socken. Wir legten ihre anderen neuen Sachen – Jeans und Hosen, T-Shirts, zwei Pullover, Socken und Unterwäsche, Tennisschuhe und eine Jacke – in die Kommode. Ihre alten Kleider nahmen wir mit und warfen sie weg.
    Sie hatte ihren Einkaufswagen, daher halfen wir ihr beim Sortieren und warfen alles weg, als sie sich umdrehte. Sie bemerkte es gar nicht. Wir gingen, als sie mit Joe auf dem Schoß eine Seifenoper im Fernsehen schaute.
    Ihr Gesicht verriet mir alles, was ich sehen wollte: Sie hatte Frieden gefunden.
    Also arbeiteten Belinda und Bao bei uns, und wir starrten den fremden Mann draußen an.
    »Ich hab ihn schon mal gesehen«, sagte Janie. »Die weiße Taube. So nenne ich ihn, wegen der vollen weißen Haare. Ich hab ein paarmal gesehen, wie er das Haus betrachtete …«
    »Dann lass uns gehen und die weiße Taube kennenlernen«, sagte ich.
    Aber wir brauchten gar nicht zu ihm zu gehen.
    Der hochgewachsene, schlanke Mann kam humpelnd auf uns zu.
    Es stellte sich heraus, dass er unsere Vergangenheit war, mit dem sanftesten Lächeln im Gesicht.
    Ich erinnerte mich an dieses sanfte Lächeln.
    Von seinen Augenwinkeln breiteten sich fächerartig Fältchen bis zur gefurchten Stirn aus. Durch seine linke Gesichtshälfte verlief eine Narbe. Er hatte viel mitgemacht im Leben, so viel war sicher. Auf seine wettergegerbte, knorrige Art war er immer noch ein gutaussehender Mann, und als sich seine braunen Augen mit Tränen füllten, wusste ich sofort, wer er war.
    Mir blieb das Herz stehen. »Daddy?«

    »Möchtest du einen Zuckerkeks?«, fragte Janie unseren Dad nervös, als wir uns in eine der Nischen setzten. »Wir haben Haie mit Zahnspangen, Meerjungfrauen mit Friedenszeichen und Boxershorts. Also, Unterwäsche. In Rot oder Blau. Die Unterwäsche. Du kannst dir die Farbe aussuchen. Isabelle hat gerade auch BH-Kekse gebacken, in Rosa. Gestreift. Einen BH-Keks willst du sicher nicht. Oder? Willst du einen BH?« Vor Verlegenheit schlug sie sich die Hände vors Gesicht. »Einen BH-Keks, meine ich. Ich hab die BHs nicht gemacht. Das war Isabelle. Ich nicht.«
    Janie brabbelte weiter. Mir hatte es die Sprache verschlagen.
    Ich

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