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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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nichts. «
    Er rieb sich mit zitternder Hand über das Gesicht.
    »Das war noch nicht das Schlimmste. Du weißt, dass Momma an Depressionen leidet? Manchmal legte sie sich wochenlang ins Bett, dann mussten Janie, Cecilia und ich uns um Henry kümmern und Kuchen zum Verkaufen backen. Wir mussten für alles kämpfen, was wir hatten. Wir hatten ständig Angst, mussten ständig umziehen, mussten ständig ums Überleben kämpfen. Und Momma«, ich hielt inne, atmete tief ein. »Momma war oft nicht besonders gutgelaunt.«
    Diese Untertreibung gab mir fast den Rest. Als Erwachsene konnte ich Mommas Launen, ihre Stimmungsschwankungen, den unglaublichen Stress und die Depressionen besser verstehen. Sie litt mehr als wir Kinder. Aber zu wissen, was Eltern dazu veranlasste, sich so zu verhalten, wie sie es getan hatte, machte die eigene Kindheit nicht besser. Es machte sie nicht liebevoller oder rosiger oder regenbogenfarbener. Die Narben waren immer noch da, die Verletzungen blieben, die schlimmen Momente waren unvergessen.
    Janie tätschelte mich. Tätschel, tätschel, tätschel, tätschel.
    »Du hast uns im Stich gelassen. Bis zum heutigen Tag, begreifst du das, bis zum heutigen Tag vertraue ich keinem Mann. Ich vertraue keiner Beziehung. Ich vertraue kaum mir selbst. Cecilia stopft sich die ganze Zeit mit Essen voll und geht ständig wegen irgendwas an die Decke, und Janie, na ja, schau sie dir an.«
    Janie hatte sechs Servietten zerrissen. Sie stapelte die Fetzen auf vier verschiedene Haufen. Die Fetzen überkreuzten sich. »Ich hab ein paar psychische Probleme«, flüsterte sie. »Nur ein paar. Hier und da. Einige komische Angewohnheiten und Zählzwänge, und ich muss Dinge überprüfen. Ich mag mein Hausboot nicht verlassen. Menschen machen mich nervös …« Sie wurde leiser. »Ich klopfe. Überprüfe. Klopfe.«
    In Dads Gesicht sah ich nichts als Mitgefühl, ließ mich aber nicht davon ablenken.
    »Willst du wissen, was deine Frau schließlich machen musste?«, fuhr ich ihn an und beugte mich zu ihm vor.
    Unser Dad atmete aus. »Ja. Will ich.«
    »Strippen. Sie musste strippen gehen.«
    Uns entging weder das erstickte Geräusch in seiner Kehle noch die Art, wie sein Gesicht zu einer Maske erstarrte.
    »Und wage ja nicht, sie zu verurteilen. Sie hat es gehasst. Es hat sie fast umgebracht, aber sie hat es getan, weil wir kein Geld für Lebensmittel oder Miete oder Henrys Arztrechnungen hatten, und Kellnern und unser Kuchenverkauf reichten nicht aus. Das ist es, was du uns angetan hast, Daddy, und damit kratzen wir nur die oberflächlichsten Probleme an.«
    Ich atmete tief durch. In meiner Kehle hatten sich Tränen zu einer festen Kugel zusammengeballt, die sich immer weiter ausdehnte.
    Mein Daddy hatte jetzt fast dieselbe Farbe angenommen wie die Servietten, die Janie zerriss. »Ich verstehe nicht …«, krächzte er, als könne er die Worte kaum hervorbringen. »Eure Mutter hätte nie …«
    »Würdest du ihr das gerne ins Gesicht sagen, Daddy ? ›Du hättest nie strippen sollen, River?‹ Glaub mir, das würde nicht gut ankommen.« Und das war die Wahrheit. River Bommarito hatte getan, was sie tun musste. Sie war in die Enge gedrängt worden und hatte für ihre vier Kinder gekämpft, ganz allein.
    Ich ließ mir diese Worte durch den Kopf gehen und spürte ein wenig Liebe für Momma aufkeimen. Sie hatte getan, was sie tun musste.
    Unser Dad sank gegen die Rückenlehne, als hätten sämtliche Knochen in seinem Körper schlappgemacht.
    »Schön, dich zu sehen, Dad«, fuhr ich ihn an. »Aber verzeih mir, wenn ich nicht liebenswürdiger bin. Momma weigert sich momentan, nach einer Herzoperation ein Seniorenzentrum zu verlassen, obwohl sie vollkommen gesund ist, weil es die ersten Ferien ihres Lebens sind. Ihres ganzen Lebens. «
    Ich dachte daran, dass Momma ausging, in Musicals und Restaurants, zum Bowling und in den Buchclub, zu Bridgeturnieren und Schachspielen. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten.
    »Ich glaube, du verstehst die Situation nicht, in der wir waren, nachdem du fortgegangen bist«, begann Janie, sanft wie immer.
    »Nein, ich verstehe die Situation nicht«, erwiderte Dad vollkommen verwirrt, die Handflächen gehoben. »Zumindest verstehe ich eure finanziellen Schwierigkeiten nicht. Warum hat eure Mutter nicht das Geld verwendet, das ich ihr dagelassen habe? Warum nicht?«
    Janie hörte zu reißen auf und schnappte nach Luft.
    »Wovon redest du da?«, flüsterte ich, presste die Worte aus meiner eingeschnürten

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