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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Schuldgefühl durchdrang jeden wachen Moment meines Lebens. Ich fühlte mich schuldig, weil ich lebte und so viele meiner Kameraden gefallen waren, und ich hatte das Gefühl, mein Leben nicht verdient zu haben. Ich fühlte mich schuldig wegen der unschuldigen Zivilisten, die ins Kreuzfeuer geraten waren. Ich fühlte mich schuldig, weil ich euch alle und River verlassen hatte. Ich liebte euch.« Er hielt inne. »Ich liebe euch immer noch. Meine Schuldgefühle brachten mich fast um.«
    Er blickte aus dem Fenster, seine Schläfen pochten, und in diesem Sekundenbruchteil identifizierte ich mich mit meinem Dad. Ich identifizierte mich mit seinen Schuldgefühlen.
    »Ich konnte den Mann, den ich in der Bar getötet hatte, nicht mehr zum Leben erwecken. Ich konnte die Männer und Zivilisten, die ich in Vietnam getötet hatte, nicht mehr zum Leben erwecken. Ich konnte meine Kameraden nicht wieder zum Leben erwecken. Ich konnte jedoch versuchen, wieder am Leben meiner Familie teilzunehmen, wenn ich meinte, ihr etwas bieten zu können.«
    »Was hast du gemacht, als du aus dem Gefängnis kamst? Warum bist du nicht sofort nach Hause gekommen?«, fragte ich.
    »Ich habe daran gearbeitet, etwas Anständiges aus mir zu machen. Im Gefängnis habe ich zwei Abschlüsse gemacht, und nach der Entlassung wurde ich Buchhalter.«
    »Ein mordender Buchhalter«, murmelte Janie.
    »Weiß TechEx, dass du einen Mann ermordet hast?«, fragte ich.
    »Ja. Die wissen Bescheid. Der Mann, dem TechEx gehört, Tony Hallicon, hat auch in Vietnam gekämpft. Mein ehemaliger Chef, bei dem ich seit meiner Entlassung aus dem Gefängnis gearbeitet habe, hat Tony angerufen und mich empfohlen.«
    »Warum bist du nicht früher nach Hause gekommen?«, fragte ich.
    »Weil ich nicht glaubte, das Recht zu haben. Ich glaubte nicht, dass ich gut genug bin. Ihr hattet inzwischen euer eigenes Leben.«
    »Was hat dich dazu gebracht, deine Meinung zu ändern?«, fragte ich.
    Mein Dad hob das Kinn und blinzelte mehrfach. »Die Liebe«, sagte er. »Die Liebe hat meine Meinung geändert.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Janie.
    »Das soll heißen, dass ich euch immer geliebt habe. Immer. Ihr habt mir alle gefehlt.« Seine Stimme brach. »Und eure Mutter. Eure Mutter hat mir gefehlt. River war …« Er schüttelte den Kopf. »Wir waren seelenverwandt. Ich lernte sie kennen, und es war um mich geschehen. Ich wusste, dass ich diese Frau mein ganzes Leben lang lieben würde. Und so ist es. Ich habe nie aufgehört, eure Mutter zu lieben.«
    Wir hatten uns geeinigt, der »Seelenverwandten« nichts von Dads Rückkehr zu erzählen. Ich würde nicht zulassen, dass er bei Momma reinplatzte und dann wieder rausspazierte. Das hatte die »Seelenverwandte« nicht verdient.
    »Ihr habt mir alle gefehlt. Ich habe mir unaufhörlich Sorgen um euch gemacht. Seit dem Tag, an dem ich euch verließ, habe ich mich nicht mehr komplett gefühlt, und ich konnte auch nicht dagegen angehen, euch zeigen zu wollen, dass ich euch immer noch liebe, immer geliebt habe. Vielleicht ist das selbstsüchtig und falsch. Aber ich musste es versuchen. Musste euch diese Liebe zeigen. Die Liebe hat mich nach Hause geführt«, sagte er.
    Nicht mal Cecilia wusste, was sie dazu sagen sollte.
    Was kann man gegen Liebe ins Feld führen?
    »Die Liebe hat dich nach Hause gebracht?«, quiekte Janie.
    Unser Dad wischte sich mit der Serviette über die Augen. »Die Liebe hat mich nach Hause gebracht. Ihr seid mein Zuhause.«
    Ich schniefte.
    Cecilia sagte: »Heilige Scheiße!« und bedeckte ihr gerötetes Gesicht mit der Serviette.
    Janie sagte: »Das ist ergreifend! Wunderschön!« Sie wedelte mit den Händen.
    »Es ist die Wahrheit«, sagte Dad mit rauer, kratziger Stimme. »Ihr seid mein Zuhause. Ihr seid immer mein Zuhause gewesen. Ihr werdet immer mein Zuhause sein.«

    Nachdem wir zwei Tage später Marmeladenrollen und Erdbeertörtchen in Herzform gebacken hatten, kamen Janie und ich auf meinem Motorrad vor dem weißen Gartenzaun zum Stehen, den Dad um Grandmas Haus errichtete.
    »Er sagt, er hat noch drei Wochen Urlaub, bevor er mit der Arbeit anfängt«, flüsterte mir Janie zu, als wir Dad aus ihrem Schlafzimmerfenster beobachteten. Sie hatte neue rosa Gardinen aufgehängt, um »rosigen Frieden« herbeizubitten. Ich entdeckte ihre neue Stickarbeit – rosa Blumen in einem weißen Weidenkorb – auf ihrem Frisiertisch. »Ich war überrascht, als er uns erzählte, Momma hätte sich immer einen weißen Gartenzaun

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