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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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gewünscht.«
    »Ich auch.«
    Momma hatte das nie erwähnt. Vielleicht weil sie genauso wenig ein Haus mit einem weißen Gartenzaun besitzen würde wie eine Harley Davidson, als wir klein waren. Er hatte gefragt, ob er ihn bauen dürfe, und wir hatten zugestimmt.
    Wenn sich Dad hinknien musste, hatte er ein wenig mit seinem verletzten Bein zu kämpfen, aber er machte es trotzdem.
    Er hatte etwas Sanftes und Würdevolles. Das passte zu einigen Erinnerungen, die ich an ihn hatte, den glücklichen Erinnerungen. Ich erkannte, dass der wütende, wahnhafte Mann, der aus Vietnam heimgekehrt war, längst ein anderer war. Der Krieg hatte diesen Schaden angerichtet, hatte ihn von innen aufgefressen, doch Dad hatte mit seinen Dämonen gerungen und sie auf die Matte gezwungen.
    »Das ist ein hübscher weißer Gartenzaun«, flüsterte Janie.
    »Ja, stimmt. Sehr hübsch.« Mir wurde ein wenig wärmer ums Herz.
    Wir beobachteten ihn durch den rosa Frieden.

    Nachdem Dad am Freitag zusammen mit Henry Hunde gestreichelt hatte, lud er uns alle zum Essen ein. Cecilia weigerte sich mitzukommen, obwohl ich merkte, dass sie allmählich weich wurde. »Er versucht sich einzuschmeicheln, und das mache ich nicht mit.«
    Dad kam in die Bäckerei, und ich ergab mich der Hoffnung in seinen Augen, als er höflich seine Einladung aussprach.
    Also gingen wir Essen. Grandma sah prächtig aus in ihrer schwarzen Fliegermontur. Sie hatte eine rosa Schleife an ihrer Kappe befestigt. Dad blinzelte nicht mal. Velvet trug ein grünes Samtkleid und einen gelben Blumenhut. Ich hatte Jeans und Highheels angezogen. Janie hatte sich aus ihren altmodischen Klamotten geschält und für einen Rock mit einem schlichten blauen T-Shirt entschieden. Henry hatte eine beige Hose an und sein Hemd hineingesteckt. »Ich geh zu einem schicken Essen mit mein Dad!«, sagte er immer wieder. »Ich bin ganz schick.«
    Mir entging nicht, wie die Kellnerin, die etwa fünfundvierzig war, auf dem Weg zu unserem Tisch mit Dad flirtete.
    Er war höflich, flirtete aber nicht zurück.
    Wir hatten es tatsächlich richtig schön, nachdem Grandma folgendes Gebet gesprochen hatte: »Lieber Gott, hier ist Amelia. Danke für das Essen und den gutaussehenden Mann an diesem Tisch. Er wirkt verlässlich. Gute Zähne. Sauberes Zahnfleisch. Haare. Keine Waffen. Amen.«
    Ich hätte mir vorstellen können, dass das Gespräch schwierig werden würde. Gezwungen. Jede Menge unterschwellige Gefühle.
    Weit gefehlt.
    Man kennt das ja, wenn man mit Leuten ausgeht und einer davon das Gespräch an sich reißt.
    So war er nicht.
    Man kennt das, wenn einer dabei ist, der unbedingt im Mittelpunkt stehen will.
    So war er nicht.
    Oder wenn einer aus der Gruppe ständig prahlt, sich eine Frau in Szene setzt oder jemand seine Aufmerksamkeit nur auf eine Person richtet.
    Er war nichts von alldem.
    Er war freundlich, interessiert und unterhaltsam. Es gab nicht einen unangenehmen Moment.
    Wir sprachen über den weißen Gartenzaun, bei dem Henry ihm half, über Florida, Henrys Briefmarken, Janies angsteinflößendes neues Buch, warum ich Fotografie mochte (sie zeigt Wahrheit, menschliche Natur, menschliche Gefühle, Katastrophen, Freude – ich versuchte, nicht zu gefühlsduselig zu werden), meine Reisen, die Opossum-Rezepte von Velvets Mutter und Amelias Pläne für ihre neue Frachtlinie.
    Er erzählte uns, wie beeindruckt er von der Bäckerei sei, nicht nur vom Aussehen und unserem Kundenstamm, sondern von der Perfektion unserer Backwaren. »Hervorragend.« Er nickte. »Auf jede Einzelheit bei der Präsentation geachtet. Jedes Stück ein Beweis für eure Fertigkeit und Kenntnis von Food Art und eurem Verständnis dafür, dass Speisen genossen und gewürdigt und nicht nur gegessen werden sollten.«
    Ich bemühte mich, nicht rot zu werden, versuchte nicht zu zeigen, wie sehr ich mich über dieses Kompliment freute. Ich unterdrückte den Wunsch, mich überschwänglich zu bedanken. Das fiel mir schwer.
    Wir redeten nicht über die Zeit, die wir als Kinder beim Backen mit ihm in der Küche verbracht hatten. Ich glaube, wir wussten alle, dass das ein Kummer mehr war, mit dem wir nicht umgehen konnten.
    Es war ein gemütliches, leckeres Essen.
    Ich fühlte mich so entspannt, als hätte ich Honig in den Adern und Marshmallows statt meiner steifen Muskeln.
    Honig und Marshmallows hatte ich schon immer gemocht.

    »Erzählt mir, was passiert ist, als ich fort war.«
    »Definitiv nicht, das können wir nicht. Lassen wir diese

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