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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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anspielte. »Ich war zu Tode verängstigt, als ich nach Trillium River kam, aber inzwischen erkenne ich mich kaum wieder. Ich arbeite in der Bäckerei und bringe Henry zum Tierheim. Ich rede tatsächlich mit Menschen. Du weißt doch, wie ich mich in einen beängstigenden Gedanken verbeißen kann und ihn dann nicht wieder aus dem Kopf bekomme? Zum Beispiel, dass ich sterben muss oder dass wir beide in ein Zugunglück geraten, meilenweit keine Hilfe in Sicht, und du verblutest, oder dass Cecilia einen Herzinfarkt bekommt, und ich mache Wiederbelebungsversuche, aber keiner würde mir helfen, und was würde ich dann tun? Ich hab so viel zu tun, dass ich keine Zeit mehr für solche Gedanken habe.« Sie zog an ihrem beigen BH-Träger. »Mir geht es viel besser.«
    »Und wie läuft’s mit dem Schreiben?« Ich hatte sie gestern Nacht gegen zwei auf ihrem Laptop tippen hören.
    »Besser. Meine positive Energie ist weg, und meine negative Energie kocht über, irgendwie fließen all diese Gefühle in mein Schreiben ein. Gestern Abend habe ich eine tolle Szene für mein Buch geschrieben. Jacky sitzt in so einem Schiffscontainer fest, du weißt schon, diese Dinger, die auf Schiffe geladen werden? Der Mörder hat sie dort hineingelockt, und sie soll verladen und nach China verschifft werden, aber bis sie dort ankommt, wird sie tot sein, also muss sie sich überlegen, wie sie aus dem Container rauskommt, bevor sie verhungert oder erstickt …« Janie erzählte noch zehn Minuten weiter und erklärte alles bis ins grausigste Detail.
    »Okay, ich hab’s kapiert.« Ich hob die Hände. »Bitte.«
    »Na, gut.« Sie wich zurück, ernüchtert, enttäuscht. »Na gut, okay.«
    Ich wollte sie nicht verletzen. »Ich möchte mir die Spannung erhalten, bis ich das Buch lesen kann.«
    Janies Gesicht erhellte sich. »Gut! Ich verrate nichts.«
    »Nein, bitte nicht.«
    Wie kommt sie nur auf all die Sachen?

    Am nächsten Tag ging Henry ins Seniorenzentrum, um beim Lunch und beim Bunco zu helfen. Ich begleitete ihn, während Janie in die Bäckerei ging. Er brauchte mich dort nicht, aber ich wollte ihn noch nicht aus den Augen lassen. Er war bleich und gelblich um die Nase.
    Ich kam mir vor wie der Leibwächter eines Stars. Die Senioren fielen regelrecht über ihn her.
    »Ich hab Bauch-spei-übel-krebs«, verkündete er einer Gruppe Älterer, die sich auf Krücken stützten oder im Rollstuhl saßen. Er lächelte. »Henry ist krank. Henry ist sehr krank.«
    Er sagte es mit einem Lächeln.
    Plötzlich erstarrte jede Bewegung, die Stille prallte von den Wänden ab und sammelte sich in der Mitte.
    »Großer Gott«, murmelte ein Mann und zog an seinem Schlips.
    »O nein, Schätzchen«, flüsterte eine Frau mit schlohweißem Haar.
    »Das tut mir leid, Junge. Das tut mir leid«, sagte ein alter Mann, verschrumpelt wie eine Backpflaume.
    »Junger Mann!«, rief eine Frau. »Ich hab dich nicht verstanden. Was hast du gesagt?«
    »Hi, Grandma Tasha!«, Henry winkte ihr zu. »Ich hab gesagt, ich hab Bauch-spei-übel-krebs! Ist voll übel.«
    »Heilige Scheiße«, sagte sie und schüttelte ihren weißen Kopf. »Heilige Scheiße.«

    Bei der Messe am Sonntag kündigte Pater Mike ein spezielles Gebet für Henry an. Wir waren alle da. Cecilia, meine Nichten, Janie, Momma, Velvet, Grandma in ihrer grünen Fliegermontur, Dad und ich. Henry stand in der ersten Bank auf, stellte sich neben Pater Mike, lächelte und winkte den Menschen zu, lächelte und winkte.
    »Liebe Gemeinde«, sagte Pater Mike mit tiefer, rauer Stimme. »Heute öffnen wir unsere Herzen für Gott und werden für Henry beten.« Er hielt inne. Ich sah, wie sein Kiefer arbeitete. »Bei Henry« – er räusperte sich – »ist Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt worden …«
    »Nein, nein! Du sagst das nicht richtig«, verbesserte Henry lächelnd und schob den Mund nahe ans Mikrophon. »Bauch-spei-übel-krebs. So heißt das, Pater Mike. Bauch-spei-übel. Weil’s voll übel ist.«
    »Danke, Henry«, sagte Pater Mike. »Du hast recht. Senkt die Köpfe. Lasst uns beten, damit unser lieber Herr uns erhört.«
    Pater Mike betete und betete. Es dauerte ewig. Ein langes Gebet, was überraschte, da Pater Mike überzeugt ist, dass Gott nicht gerne endlos lange Gebete hört. »Sagt, was ihr wollt«, hatte er seiner Gemeinde einst verkündet. »Er kennt eure Herzen. Kein Grund, redselig zu werden.«
    Ich hörte gedämpftes Schniefen, leises Wimmern und kleine Schluchzer, und sie kamen nicht nur von der

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