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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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ließ nicht los. »Du stopfst dir einen ganzen Kirschkuchen rein, Himmel nochmal, es reicht jetzt!«
    Sie stand auf und funkelte mich böse an, die Hand immer noch an der Form. »Genug ist erst, wenn ich sage, dass es genug ist …«
    »Nein.« Meine Stimme war schrill. »Jetzt ist es genug. Jetzt, Cecilia.«
    Wieder zog sie an der Form. Kirschsaft spritzte mir auf das Shirt. »Gib her! Und sag mir nie, niemals, was ich essen soll und was nicht. Ich lass mir doch von dir nicht sagen, was ich mit meinem Körper machen soll, du scheinheiliges Flittchen.«
    Ich hasse das Wort Flittchen , vor allem, wenn es für mich benutzt wird. »Du bist der fieseste Mensch, der mir je begegnet ist, und du kannst dir das nicht länger antun, deiner Gesundheit, deinem Körper, deinen Töchtern …«
    »Was antun? Sie in Verlegenheit bringen, weil ich so fett bin? Schnaufen, wenn ich die Straße entlanggehe? Ein Gesicht zu haben wie eine Kuh? Genug Fett, um eine ganze Eskimofamilie warm zu halten? Das kann ich nicht tun? Glaubst du, ich weiß das nicht?«, kreischte sie. »Glaubst du, ich weiß das alles nicht?«
    »Du weißt es, und trotzdem stopfst du dir das Zeug rein wie ein Müllschlucker.« Ich kämpfte um die Kuchenform. Überall verteilte sich der Kirschsaft. Cecilia riss an der Form, wir standen Nase an Nase.
    »Isabelle, Cecilia, ich mag keinen Streit. Bitte hört auf«, flüsterte Janie. »Die Woche war schon schlimm genug, also …«
    »Halt die Klappe!«, sagten wir wie aus einem Mund.
    »Nenn mich nie wieder Flittchen!«
    »Nenn mich nicht fett!«
    »Du bist fett, Cecilia.«
    »Und du bist ein Flittchen, wie es im Buche steht, Isabelle. Du brauchst gar nicht so hochnäsig zu tun. Ich war mit einem Mann zusammen, mit einem , und du mit so vielen, dass man ein ganzes U-Boot damit füllen kann.«
    »Das ist gemein, so was von gemein!«, brüllte ich.
    »Und zu sagen, ich sei fett, ist nicht gemein?«, brüllte sie zurück.
    »Du steckst mit dem Kopf so tief im Fressnapf, dass du überhaupt nichts mehr siehst, Cecilia. Dich haben sie wegen deines Herzens im Krankenhaus behalten! Du wiegst fast hundertvierzig Kilo! Kapierst du denn nicht? Du wirst sterben, Cecilia, du wirst sterben, genau wie Henry, wenn du nicht zu essen aufhörst!«
    Ihr Gesicht wurde bleich. »Soll ich vielleicht wieder die Spinat-und-Ananas-Diät machen? Die reine Flüssigkeitsdiät? Die Vierzehnhundert-Kalorien-pro-Tag-Diät, bei der mir schwindlig wird? Die Obstdiät, von der ich solchen Durchfall bekam, dass ich mich einen Tag krankmelden musste?« Wir kämpften weiter um die Kuchenform, Kirschfüllung schwappte heraus. »Alles nur, damit ich abnehme und gleich wieder zunehme, mehr als vorher? Gib mir den verdammten Kuchen!«
    »Nein.« Ich konnte mindestens so laut brüllen wie sie. »Du bist jetzt schon fett genug! Fett genug, und es reicht jetzt!«
    Ihr Gesicht wurde knallrot, sie schob das Kinn vor und griff in die Kuchenform, holte eine Handvoll heraus und klatschte sie mir auf die Brust. Kirschen rutschten an meinem Shirt hinunter.
    Am liebsten hätte ich sie geschlagen, so wütend war ich. Wütend auf sie, wütend auf Henrys Krankheit, wütend auf den Überfall und die grausigen Albträume, wütend auf die ganze verdammte Welt. Ich war plötzlich so wütend, dass ich das Gefühl hatte, in meinem Inneren sei ein Schweißbrenner angezündet worden, dessen Flammen von meinen Haarwurzeln bis zu meinen Zehennägeln loderten.
    Ich griff in den Kuchen und knallte ihr die Matsche mitten in das fette Gesicht.
    »Du Luder«, fauchte sie.
    »Negative Wortwahl, negative Wortwahl!«, stöhnte Janie. »Hört bitte auf damit! Nehmt euch einen Moment Zeit, wieder zur Harmonie zu finden, das innere Gleichgewicht wiederzufinden …«
    »Da hast du’s. Jetzt isst du ihn nicht mehr. Oder doch?« Ich packte die Form fester. »Vielleicht doch.« Ich holte noch eine Handvoll heraus und schmierte sie ihr auf das Shirt.
    Cecilia klatschte mir Kruste und Kirschen auf die Backe. Saft lief mir das Kinn hinunter.
    »Sucht nach dem Frieden in euch«, jammerte Janie. »Die Atmosphäre ist mit Verbitterung aufgeladen …«
    »Halt die Klappe!«, brüllten wir sie beide an und kämpften weiter um die Kuchenform.
    Ich glaubte zu platzen. Ich nahm mir eine Handvoll Kuchenmatsch und zielte diesmal direkt auf Cecilias blonde Haare.
    Sie tat es mir nach, und ich spürte Kirschsaft auf dem Schädel, der mir in den Kragen lief. »Verdammt«, keuchte ich und drückte ihr noch mehr

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